Als Schiedsrichter Kevin Seidlitz am Sonntag gegen 15 Uhr in seine Pfeife blies, waren sie eigentlich allesamt heilfroh. Der FC Neubrunn selbstverständlich, weil er diesen Abstiegskracher der Kreisklasse 3 auswärts mit 2:0 für sich entschieden hatte. Die SG Limbach/Eltmann, weil zumindest alle elf Mann heil den Platz verlassen hatten, nachdem die Wut so einigen Gästespielern ins Gesicht geschrieben stand.
Und der Unparteiische wohl selbst, dass dieses vergiftete Kellerduell doch noch einigermaßen zivil über die Bühne gegangen war. "Das war eine ganz heiße Nummer", schnaufte auch SG-Coach Max Haus. "Aber wir waren nach der Pause einfach grottenschlecht. Neubrunn hat verdient gewonnen."

Die Brisanz dieser Partie kam für niemanden überraschend. Der Tabellenletzte empfing den Vorvorletzten, dessen Trainer Sebastian Koch wenige Tage vorher aufgrund mangelnder Disziplin innerhalb der Mannschaft hingeschmissen hatte. Hier war Feuer drin: Es ging in diesen 90 Minuten schlicht ums sportliche Überleben. Dass das Duell auf dem Eltmanner Nebenplatz, auf dem der Ball vogelwild hin und hersprang, stattfand, tat sein Übriges zu diesem Kellerkracher, der seinen ersten Aufreger mit der zehnminütigen Zeitstrafe gegen Neubrunns wieder genesenen David Derra hatte (25.).
Bis dahin hatten beide Teams ihre Chancen, beide Male blieben aber Marius Zenglein im SG-Gehäuse und Max Holzmann im FCN-Tor Sieger des jeweiligen Duells. Bis in der 37. Minute beide Keeper in derselben Szene in Erscheinung traten: Holzmann drosch einen Freistoß aus der eigenen Hälfte in den gegnerischen Sechzehner, Zenglein bekam den Ball nicht kontrolliert und Derra spitzelte ihn zur 1:0-Führung über die Linie.
Aufregung nach Roter Karte für Emanuel Oppelt
Der Aufreger der ersten Hälfte kam aber noch: Als der pfeilschnelle Ram Aboalrz zum Konter ansetzte, griff Neubrunns Emanuel Oppelt nach dem SG-Angreifer – und der Schiedsrichter zückte unumwunden die Rote Karte (45.). Konsequent aus Sicht der Hausherren, total überzogen freilich aus Sicht der Gäste. "Emme" Oppelt jedenfalls marschierte völlig bedient und wutschnaubend ("Das ist doch ein Witz") vom Feld.
Was in Hälfte eins sowieso schon Rumpelfußball gewesen war, wurde bei Neubrunner Unterzahl zum puren Kampf, der hässliche Szenen bot: Beispielsweise in der 59. Minute, als SG-Verteidiger Daniel Mirnadovkar Jakob Sauer an der Außenlinie in vollem Lauf noch eine mitgab, und der Neubrunner mit dem Kreuz voraus gegen einen Metallpfosten krachte. Die Folge: Rudelbildung inklusive einiger Zuschauer auf dem Feld und an der Außenlinie die Spekulationen, welchem Gästeakteur nun wohl die Sicherungen zuerst durchbrennen würden.
Nichts dergleichen passierte, wenngleich sich der Unparteiische noch so einiges von außen anhören durfte. Stattdessen die Entscheidung in der Nachspielzeit: Flanke Tim Steppert, Kopfball Derra, 2:0 und drei Punkte für den FC Neubrunn bei Wolfgang Sauers Premiere an der Seitenlinie. Der zeigte sich hinterher brutal erleichtert und fand, nachdem die Emotionen wieder auf Normalniveau waren, auch ein paar Worte zu seiner neuen Funktion bei seinem Heimatverein.
Wolfgang Sauer: "Nach der Runde ist Schluss"
"Auf die Schnelle findest du keinen neuen Coach. Also habe ich mich dazu bereiterklärt, bis zum Saisonende zu übernehmen. Ich kenne alle Jungs ja ganz genau", erklärte der 59-Jährige, der noch vor sechs Jahren zusammen mit seinen Söhnen Jonas und Jakob auf dem Feld gestanden hatte. Mehr als ein Feuerwehrmann sei er aber nicht: "Ich habe das ja noch nie gemacht. Ich bin kein Trainer. Deswegen habe ich klipp und klar gesagt, dass ich das nicht auf Dauer machen werde. Nach der Runde ist Schluss für mich."

"Das war Abstiegskampf pur, nur Gebolze", kommentierte Sauer den 2:0-Sieg. "Aber wir haben drei Punkte, und nur das zählt. Das war sehr, sehr wichtig heute." Was noch drin ist in der Mission Klassenerhalt, da wollte er sich aber nicht festlegen. Sechs Punkte Vorsprung haben die Sportfreunde Unterhohenried auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Ein noch zu erreichendes Ziel? "Das wird schwer", meint Sauer, der in dieser Hinsicht aber auch gar keine Ziele ausrufen mag. "Jetzt haben wir am Wochenende erstmal Kleinsteinach. Und dann schauen wir weiter."
Fußball: Kreisklasse Schweinfurt 3, Männer
SG Limbach/Eltmann II – FC Neubrunn 0:2 (0:1)
Limbach/Eltmann: Zenglein – Aslan, Schmitt, Deufert, Kaiser, Colak, Aboalrz, Münch, Weth, Neuss, Döll. Eingewechselt: Mirnadovkar, Oppelt, Moradi.
Neubrunn: Holzmann – N. Oppelt, Jo. Sauer, Heckelmann, P. Oppelt, Ja. Sauer, E. Oppelt, Steppert, D. Derra, M. Derra, Rödel. Eingewechselt: Schorr, Landgraf.
Schiedsrichter: Kevin Seidlitz (FC Sand). Zuschauende: 100. Tore: 0:1, 0:2 David Derra (37., 90.). Rot: E. Oppelt (45., Neubrunn).