Wenn im Sommer die Ära von Michael Scheuring bei der SG Stadtlauringen endet, schreibt ein anderer an seiner eigenen Geschichte weiter. Anthony Brinkley wird beim Fußball-Kreisligisten erstmals in die Rolle des Trainers schlüpfen. Nicht nur aufgrund dessen überrascht diese Entscheidung.

Der bei DJK und FT Schweinfurt ausgebildete 38-Jährige war zuletzt von der fußballerischen Bildfläche verschwunden. Letztmalig aktiv gewesen war Brinkley in der Saison 2021/22, als er insgesamt fünf Partien für die DJK Hirschfeld in der Bezirksliga absolvierte. Seither war es ruhig geworden um den offensiven Linksfuß.
Umso stärker ist nun sein Tatendrang. Der Fußball fehle ihm einfach, sagt er. Im Interview erzählt Brinkley, wie es zur Entscheidung für den Trainerjob gekommen ist und weshalb er ausgerechnet bei der SG Stadtlauringen einsteigt. Wieso so viele Wechsel seine aktive Laufbahn geprägt haben und welche Rolle Ernst Gehling für ihn gespielt hat. Und er verrät, mit wem er noch eine Rechnung offen hat.
Sie waren in den letzten Jahren nicht mehr auf dem Fußballplatz zu sehen, ab Sommer geht es dafür als Trainer der SG Stadtlauringen richtig los: Wie kam's dazu, Herr Brinkley?
Anthony Brinkley: Ich liebäugle schon länger mit der Idee, Trainer zu werden. Es gab auch vorher schon lose Anfragen, sowohl bei der Jugend als auch bei den Männern. Aber irgendwie hat es nie gefunkt. Als mein guter Kumpel Clemens mit der Sache in Stadtlauringen ankam, habe ich ihm versprochen, es mir anzuhören. Auf Freunde hört man eben. Also habe ich mich mit den Verantwortlichen getroffen und es hat einfach gepasst.
Sie meinen Clemens Haub, der wie Sie in Hambach wohnt und aktuell den SV Rapid Ebelsbach trainiert?
Brinkley: Genau. Clemens ist ein alter Kumpel von mir, wir kennen uns noch von den Freien Turnern. Er kam aus der Jugend zu uns dazu und war ein ziemlich frecher Teufel (lacht). Auf mich hat er aber gehört, seither sind wir dicke Freunde.
Sie haben bei den Männern in der Landesliga für die FTS debütiert, später ist Ihre Spielerkarriere von vielen Wechseln und sogar längeren Pausen geprägt. Was war los in dieser Zeit?
Brinkley: Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Fußball. Ich war nie der ruhigste auf dem Fußballplatz, habe auch einige Karten gesammelt. Die endlosen Diskussionen mit den Schiedsrichtern waren mir irgendwann zu aufreibend. Ich konnte meine Schnauze einfach nicht halten. Irgendwann hatte ich meinen Ruf weg und ab da war der Respekt mir gegenüber auch verloren gegangen. Darauf hatte ich keine Lust mehr, so wollte ich nicht mehr mit mir umgehen lassen. Rassismus war auch immer wieder Thema. Also habe ich mich irgendwann gegen den Fußball und für meinen Job entschieden.
Jetzt juckt es Sie offenbar doch wieder. Werden Sie sich mit dem Job an der Seitenlinie zufriedengeben?
Brinkley: Ich werde definitiv das ein oder andere Training mitmachen, falls ich doch mal selbst ran muss. Das mache ich aber erst, wenn ich meinen Körper wieder ans Spiel gewöhnt habe. Vorher würde nicht selbst mitmischen. Aber ich würde meinem Sohn schon gerne nochmal zeigen, was der Papa drauf hat. Ein Stück weit mache ich das auch für ihn: Ich hoffe, dass er auch so eine Liebe für den Fußball entwickelt.
Sie arbeiten unter anderem mit Elektrostimulationstraining als Personal Trainer. Wird die SG Stadtlauringen in der neuen Saison das fitteste Team von allen?
Brinkley: Wer fit ist, gewinnt in der Kreisliga Spiele. Die Einheiten werden sicher hin und wieder knusprig werden. Aber alles mit einer gewissen Trainingssteuerung, ich bin kein Schleifer. Ich will einfach akribisch im Fitnessbereich arbeiten. Das soll aber alles im Rahmen bleiben, wir sind ja keine Profis. Die Mischung aus Fitness, Taktik, Gemeinschaft und vor allem Spaß am Fußball muss passen.
Für straffes Training war und ist auch Ernst Gehling bekannt, unter dem Sie einige Zeit gespielt haben. Wie sehr hat er Sie geprägt?
Brinkley: Ernst Gehling hat mich sehr stark geprägt, keine Frage. Da sind natürlich noch andere Trainer wie Pero Skoric oder Carsten Weiß zu nennen. Aber der Ernst ist einfach ein Vollblut-Trainer, wie es ihn nur selten gibt. Er hat es mit mir sicher nicht leicht gehabt, aber er hat mir immer den Rücken gestärkt.
Sie spielen auf die von Ihnen genannte große Klappe an?
Brinkley: Ich wusste halt, was ich kann. Früher war ich ein Hitzkopf, das ist heute anders. Ich bin Feiern gegangen vor den Spielen, das hat mich alles nicht interessiert. Hauptsache, die Leistung hat gestimmt. Auch wenn ich auf dem Rasen wieder etwas disziplinlos unterwegs war, da hat mich der Ernst immer wieder einfangen können. Er ist einfach ein toller Mensch und ein toller Trainer.

Es sind nur noch wenige Monate, bis es losgeht. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Brinkley: Da gibt es einiges, was mich vor Anspannung zittern lässt: Wie ist die Mannschaft, wie sind die Typen, wie ist die Harmonie in Verein und Dorf? Ich freue mich aber einfach drauf, als Trainer zu starten. Und das mit einer engagierten Mannschaft, die Bock hat. Das Potenzial ist da, da reicht der Blick auf die Tabelle. Außerdem freue ich mich auf den Fußball und den Wettkampf an sich. Das fehlt mir aktuell einfach.
Womöglich geht es dann auch gegen zwei Ihrer Ex-Vereine, Königsberg und Forst. Auf welches Duell freuen Sie sich mehr?
Brinkley: In Königsberg bin ich wegen Kevin Frazier und Raphael Rogers gelandet. Da haben sie mich dazu überredet, mal wieder die Schuhe anzuziehen. Aber wirklich jucken würde es mich, wenn es nach Forst gehen sollte. So wie das damals auseinandergegangen ist, ist da noch eine Rechnung offen.
Was ist in Forst passiert?
Brinkley: Ich war sehr gerne in Forst. Aber unter Flo Hetzel habe ich plötzlich keine Rolle mehr gespielt. Das ist eine längere Geschichte, aber die Zeit war sehr emotional und definitiv ein Einschnitt in meiner Fußballerkarriere. Aber irgendwann werden wir uns nochmal wiedersehen, und dann sind wir heiß.
Klingt so, als habe der Trainer Anthony Brinkley doch noch etwas von der Hitzköpfigkeit des Spielers Anthony Brinkley behalten, oder?
Brinkley: Ruhiger bin ich definitiv geworden. Aber den Ehrgeiz, ein Spiel zu gewinnen, habe ich nie verloren. Entsprechend werde ich sicher auch meine lautstarken Momente an der Seitenlinie haben. Den Dampf von außen braucht es auch. Mit dem richtigen Ton kann ein Trainer noch etwas aus dem Team herauskitzeln. Aber eine Rote Karte will ich da draußen nicht kassieren. Es braucht einfach die richtige Mischung.