Borussia Dortmund zog es diesen Winter ins spanische Marbella, den FC Schalke 04 an die portugiesische Algarve und den 1. FC Sand ins türkische Side. Richtig gelesen. Und nein, den Klub aus dem Maintal packt nicht der Größenwahn. Das Kurztrainingslager des Bezirksligisten an die türkische Mittelmeerküste war wohlüberlegt und soll eine Signalwirkung für die Zukunft haben.
Mit einem Tag Verspätung flog der über 20-köpfige Tross des FC Sand am 18. Januar vom Nürnberger Flughafen aus in Richtung Türkei. Der Wintereinbruch in Deutschland verhinderte die planmäßige Anreise. Mit einem dreistündigen Flug entkamen die Bezirksliga-Fußballer dem eisigen deutschen Winter und trainierten bei fast zwanzig Grad, während in der Heimat weder an Training noch an Testspiele zu denken war. Ermöglicht wurde das letztlich viertägige Trainingslager hauptsächlich durch Sponsoren, den Rest der Reisekosten finanzierten der Verein sowie die Spieler.

"Alle waren Feuer und Flamme, als ich die Idee erstmals vorstellte", erklärt FC-Sand-Trainer Christian Breunig. Der 45-Jährige hatte die einstige fußballerische Nummer eins im Landkreis Haßberge im Sommer nach dem zweiten Abstieg in Folge übernommen. Unter Breunig ist der Erfolg zurückgekehrt. Der einstige Bayernligist überwintert auf Platz sieben in der Bezirksliga Ost, die Aufstiegsplätze sind zumindest noch in Sichtweite.
Breunig, damals U-19-Trainer beim Würzburger FV, ließ sich bei seiner Planung fürs Trainingslager von den Zellerauern inspirieren, die vor einem Jahr für ein paar Tage ins türkische Belek geflogen waren. Organisiert wurde das Trainingslager von einer Agentur. "Alles war top. Überragend", berichtet Coach Breunig im Nachgang. Auf dem Gelände in Side standen vier sehr gepflegte Rasenplätze für feste Trainingszeiten zur Verfügung. Die Mannschaft wurde von ihrem Hotel, in dem sie Vollverpflegung erhielt, zum Training abgeholt und zurückgebracht. Ein Waschservice kümmerte sich nach jeder Einheit um die Klamotten der Spieler. Und getestet wurde natürlich auch. In der Partie gegen den Kaltenkirchener TS, einem Landesligisten aus Schleswig-Holstein, unterlag der FC Sand mit 0:2. "Wir konnten hier an der Taktik feilen und unsere neuen Spieler integrieren", so Breunig.

Am liebsten hätte er jeden Winter so ein Trainingslager, verrät der Trainer: "Ich sehe das auch als eine Erfahrung für meine Spieler und als Anlass, dass wir als Mannschaft weiter zusammenwachsen." Außerdem, daraus macht Breunig keinen Hehl, wolle der FC Sand mit dem Trip gen Süden ein "Ausrufezeichen in der Region setzen". Der Klub möchte sich nach dem Absturz von der Bayern- in die Bezirksliga wieder interessant für potenzielle Neuzugänge machen. "Wir wollen hier auch Dinge machen, die nicht so üblich sind", meint der Trainer. Dazu gehöre die kostenlose Fitnessstudio-Nutzung, das Tracking der Fitnessdaten und die Auswertung von Videomaterial der Spiele. "Wir machen vielleicht einen Ticken mehr als der typische Bezirksligist", sagt Breunig. "Aber nicht, weil wir uns für etwas Besseres halten, sondern einfach, weil wir den Jungs wahnsinnig viel bieten wollen."