Er wollte es, er bekam es. Selbst ein Sturz verhinderte es nicht, dass Daniel Göpfert nach der letzten Zieleinfahrt auf dem 2266 Meter hohen Dobratsch in den Gailtaler Alpen das „Finisher-Trikot“ erhielt. Zusammen mit seinem Vater Thomas nahm der 23-Jährige aus Haßfurt an der „Tour de Kärnten“ teil. Sechs Etappen mit einer Gesamtlänge von 476 Kilometern liegen hinter dem Duo. Dabei mussten sie insgesamt 7500 Höhenmeter überwinden.
Zumindest für Daniel auch ein kleines Wunder, schließlich brachte er vor knapp zwei Jahren noch satte 143 Kilogramm auf die Waage. Doch nach einer Wette um ein wertvolles Rennrad seines Vaters, dessen Leidenschaft für das Fahrradfahren vor sieben Jahren begonnen hat, schaffte es der Lehramtsstudent tatsächlich, innerhalb von nur neun Monaten 53 Kilogramm abzuspecken. Mittlerweile wiegt der 1,77 große Göpfert 86 Kilogramm und hat damit nahezu sein Wunschgewicht erreicht.
Das ist auch der Hauptgrund, warum der ehemalige Fußballtorwart, dessen „Drahtesel“ quasi ein zweites Zuhause geworden ist, 2017 erstmals an der „Tour de Kärnten“ teilgenommen hat beziehungsweise teilnehmen durfte – zumindest teilweise, denn er absolvierte das Auftaktzeitfahren über 40 Kilometer. „Nach der gewonnenen Abnehm-Wette mit meinem Vater wurde ich vom Organisationsteam der Rundfahrt eingeladen, eine Etappe meiner Wahl mitzufahren“, freute sich Daniel Göpfert damals riesig und erinnert sich noch bestens an das Auftaktzeitfahren, was gleichzeitig sein erstes Jedermann-Rennen überhaupt war. Und ein Jahr später? „Dass ich heuer die komplette Rundfahrt in Angriff nehmen und sogar alle sechs Etappen beenden, also finishen würde, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen“, lacht er und ist wohl selbst am meisten von sich überrascht.
Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als rosig, denn der vergangene Winter verlief sowohl für ihn als auch für Thomas Göpfert (54) nicht nach Plan. Aufgrund zweier langwieriger Krankheiten konnte der Haßfurter erst Mitte März mit dem Training beginnen. Deshalb brachte er „nur“ knapp 900 Kilometer bis zum Start des Rennens Mitte Mai zusammen. Trotzdem hat Daniel nach vielen Strapazen sein Ziel erreicht. Ein „ganz dickes Dankeschön“ gibt es für den Papa. „Er hat dafür seine eigenen Ambitionen hinten angestellt und pilotierte mich, abgesehen von den beiden Zeitfahren, souverän durch alle Etappen“, betont der 23-Jährige.
Auch durch einen letztlich glimpflich endenden Sturz auf der zweiten Etappe, der 106-Kilometer langen „Ironmanrunde“ vom Villacher Stadtteil Landskron in die „Alpen-Adria-Arena“ am Fuße der Villacher Skisprungschanzen, sowie zahlreiche Defekte am Fahrrad, ließ er sich „nicht unterkriegen“, wie Thomas stolz zurückdenkt. „Wir beide behielten unsere Moral und gute Laune über die Tage hinweg aufrecht.“ „So konnten wir uns nach jeder Etappe im Ziel über unsere gebrachten Leistungen sowie die überstandenen Strapazen freuen“, fügt Daniel hinzu.
Ihr Fazit ist jedenfalls eindeutig: „Die Tour de Kärnten 2018 war für uns ein super Event, das wir nach dem Motto 'Erlebnis vor Ergebnis? in Angriff genommen haben und das uns zu jeder Zeit viel Freude bereitet hat“, bedankt sich Thomas Göpfert vor allem beim Organisationsteam um Bernd Neudert, das jedes Jahr „dieses wunderschöne Jedermann-Rennen auf die Beine stellt und souverän durchführt.“
Natürlich ist eine erneute Teilnahme bereits fest geplant – jedoch erst wieder in zwei Jahren. 2019 will Thomas beim fast zeitgleich stattfindenden ultralangen RAAM an den Start gehen, dem „Race across America“. Zusammen mit den Schweizern Patrick Eichenberger und Mario Müller sowie dem Deutschen Tobias Bailer, wird der Wahl-Oberhaider dann in einem Vierer-Team an den Start über die jährlich variable Strecke von West- zur Ostküste zwischen 4800 bis 5000 Kilometer gehen (die Höhendistanz beträgt rund 52 000 Meter), während Sohn Daniel als Crew-Mitglied dabei ist. Zur Vorbereitung diente nicht nur die „Tour de Kärnten“. Während bereits an diesem Wochenende das 24-Stunden-Rennen in Grieskirchen (Oberösterreich) ansteht, bei dem Thomas als Einzelfahrer startet und Daniel in einem Zweierteam mit Patrick Eichenberger angemeldet ist, folgt vom 16. bis 19. August noch die „Tortour“, bei der es einmal nonstop 1000 Kilometer um die Schweiz geht. Das komplette RAAM-Quartett für 2019 ist dabei am Start.