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Volleyball: 1. Bundesliga: Ohne ihn geht's nicht: Eltmanns Mann im Ohr des Trainers

Volleyball: 1. Bundesliga

Ohne ihn geht's nicht: Eltmanns Mann im Ohr des Trainers

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    Arbeitsplatz am Spielfeldrand: Eltmanns Scout Christian Knospe.
    Arbeitsplatz am Spielfeldrand: Eltmanns Scout Christian Knospe. Foto: Matthias Lewin

    Die Augen sind auf das Spielfeld gerichtet, die Finger kleben auf der Tastatur. Christian Knospe, Co-Trainer und Scout bei den Eltmanner Heitec Volleys, hat einen klaren Aufgabenbereich. Sechs, sieben Meter hinter der Aufschlaglinie sitzt er am Laptop und ist per Headset mit seinem Chef verbunden. Nach jedem Ballwechsel übermittelt Knospe Daten auf das Tablet von Cheftrainer Marco Donat, flüstert ihm zudem seine Erkenntnisse und Änderungsvorschläge ins Ohr. 

    Dabei ist Volleyball im Grunde ein recht simpler Sport. Zwei Mannschaften à sechs Spieler, ein Ball, ein Netz und eine einfache Grundregel: Berührt der Ball in der gegnerischen Hälfte den Boden, gibt es einen Punkt. Doch lässt sich das Ganze auch wesentlich komplizierter darstellen, zumindest bei den Scouts. 

    Das Spiel wird zerlegt

    Christian Knospe unterteilt das Spielfeld zuerst in 36 Quadranten. Im Spiel zerlegt er jede Aktion auf dem Feld in ihre Einzelteile. Jeder Aufschlag, jede Annahme, jeder Schmetterball hat seine eigene Kurzbezeichnung. Und je nachdem, wie  sich ein Ballwechsel gestaltet, entsteht daraus eine Abfolge von Zeichen, Ziffern und Buchstaben.

    "Ein einfacher Spielzug wird sehr komplex eingegeben."

    Christian Knospe, Scout Heitec Volleys Eltmann

    "Ein einfacher Spielzug wird sehr komplex eingegeben, dabei sind alle Daten zu erfassen", beschreibt der 29-Jährige seinen Job bei den Eltmanner Heitec Volleys. Hohe Konzentration bis zum allerletzten Ball ist da gefragt. Und Nervennahrung. Die besteht bei Knospe allerdings nicht aus Süßigkeiten, sondern aus Obst und Gemüse.

    Spielzüge werden "übersetzt"

    "Unser Gegner serviert seinen Aufschlag auf unseren Libero Shunsuke Watanabe, der bringt den Ball zu Merten Krüger, dessen Zuspiel erreicht Irfan Hansagic, und der macht den Punkt," nennt Knospe ein noch recht einfaches Beispiel einer Spielszene. Was recht einfach klingt, wird von Knospe aber in den Code a12SQ16C.6#L K7 14I25D#4O.13/ a6D=. übersetzt.

    Dieser Code bedeutet: Der gegnerischer Spieler (a) mit der Nummer 12 (12) macht einen Sprungaufschlag (SQ) hinter der Position 1 zur Eltmanner Position 6 (16C). Die Annahme liegt bei Shunsuke Watanabe (.6), und die kommt perfekt (#) beim Zuspieler an. Diese hat er links neben seinem Körper gespielt (L). Daraus ergibt sich der erste Teil des Codes: a12SQ16C.6#L.

    Weiter geht es mit "K7". Das beschreibt den Laufweg des Mittelblockers. Der letzte Teil des Spielzuges lautet in Code-Form: 14I25D#4O.13/ a6D= . Dabei wurde Eltmanns Diagonalangreifer Irfan Hamzagic (14) mit einem schnellen Pass über die Position 2 angespielt (I2), sein Schmetterball fliegt die Außenlinie entlang (5D) und landet zum Punkt im gegnerischen Feld (#).

    Die Software "Data 4" bietet den Scouts unzählige Möglichkeiten, das Spiel in seine Einzelteile zu zerlegen.
    Die Software "Data 4" bietet den Scouts unzählige Möglichkeiten, das Spiel in seine Einzelteile zu zerlegen. Foto: Screenshot: Matthias Lewin

    Aber auch damit ist die Eingabe noch nicht abgeschlossen. Christian Knospe hat beobachtet, dass der gegnerische Block nicht geschlossen war (4), die Fingerspitzen (O) des Blockspielers angeschlagen wurden und der Ball dadurch abgefälscht wurde. Letztlich hält er fest, dass die Abwehr des Gegners (a6) den Angriff nicht mehr abwehren konnte (D=).

    Ein einfacher Ballwechsel ergibt so eine Kombination aus 31 Zahlen, Zeichen und Buchstaben - und das alles innerhalb von drei Sekunden. Mehr Zeit hat der Scout nicht, um das Spielgeschehen zu erfassen und ins Computerprogramm einzugeben. Die Daten werden verschlüsselt und in Echtzeit an das Tablet von Marco Donat geschickt.

    Eltmanns Trainer kann darauf die letzten fünf Spielzüge einzeln ansehen, die Statistiken jedes Spielers analysieren, speichern und, wenn nötig, in der Auszeit seinen Spielern zeigen. Zusätzlich hat er Schlagrichtungen, Passverteilung und Annahmewerte beider Teams auf dem Tablet. Diese aktualisieren sich nach jedem Spielzug automatisch. Weil das in Sachen elektronischer Hilfe aber immer noch nicht genug ist, hat der Trainer einen Livestream mit fünfsekündiger Verzögerung auf dem Gerät zur Verfügung. Und natürlich Knospes mündliche Informationen im Ohr.

    Scout ist elementarer Bestandteil

    "Er ist ein elementarer Bestandteil im Profivolleyball", unterstreicht Eltmanns Trainer die Bedeutung des Scouts. "Ohne ihn geht es nicht". Die Erkenntnisse vom Spielfeldrand seien für ihn als Trainer, aber auch für die einzelnen Mannschaftsteile "unverzichtbar", weiß Donat, dass ihm die von Christian Knospe übermittelten Daten und Statistiken dabei helfen, im Spiel etwas umzustellen. "Außerdem habe ich ihn ständig im Ohr", ist für Donat auch die direkte Kommunikation zu seinem Co-Trainer eminent wichtig. "Digital wird zwar jede Ballberührung erfasst" beschreibt Knospe den einen Teil seiner Arbeit, "die Erkenntnisse daraus werden allerdings mündlich übermittelt".

    Knospe begann sein Scouting im Volleyball-Nachwuchsleistungszentrum in Berlin und kam im Sommer über Erfurt, wo er die Frauen in der Ersten Bundesliga betreute, nach Eltmann. Seit damals ist der Laptop immer dabei. Die komplette Ausrüstung, bestehend aus Laptops, iPad, Kamera, Router, Beamer, Drucker, hat Knospe selbst angeschafft und finanziert. Und die kommt dann auch vor den Trainingseinheiten zum Einsatz, wenn der gebürtige Leipziger mit Cheftrainer Donat über der Spielanalyse sitzt.

    Videohighlights für die Spieler

    "Scouting ist ein toller Job" findet der B-Lizenz-Inhaber, der auch immer wieder die Zeit findet, den Spielern besondere Videohighlights aufs Handy zu schicken. "Es ist doch toll, wenn Du so einfach die Leute immer wieder mal zum Lachen bringen kannst," weiß Knospe aus Erfahrung, dass Eltmanns Spieler nicht nur für die Tipps im Spiel dankbar sind. 

    Die gibt es dann meistens per Blickkontakt. Wie beispielsweise zuletzt in Rottenburg, als Knospes Zahlen aufzeigten, wie der Gegner bevorzugt angreift. Dass die Partie dennoch verloren ging, lag letztlich an den Fehlern auf dem Feld, nicht an der Tastatur.

    Technische Auszeit: Das bedeutet auch für Christian Knospe eine kleine Pause.
    Technische Auszeit: Das bedeutet auch für Christian Knospe eine kleine Pause. Foto: Matthias Lewin
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