Es ist die letzte Gelegenheit, das deutsche Kanuslalom-Quartett vor den Olympischen Spielen in Paris noch einmal live im Wettkampf zu erleben: beim Kanuslalom-Weltcup vom Donnerstag, 30. Mai, bis Sonntag, 2. Juni auf dem Augsburger Eiskanal. In diesem Jahr hat der Wettkampf auf der großflächig sanierten Olympiastrecke von 1972 eine ganz besondere Bedeutung. Nicht nur, dass es sich zum 25. Mal jährt, dass in Augsburg ein Kanu-Weltcup stattfindet; diesmal hat die versammelte internationale Elite, die an den Eiskanal kommt, natürlich ganz speziell die Spiele in Paris im Blick. Denn wer in Augsburg aufs Podest kommt, gehört zweifelsfrei zum Favoritenkreis und kann sich neben den Medaillen auch Selbstbewusstsein und Zuversicht für den Saisonhöhepunkt Ende Juli abholen.
In Augsburg und in Paris will natürlich auch das deutsche Olympia-Quartett mit Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) sowie Elena Lilik, Sideris Tasiadis und Noah Hegge (alle Kanu Schwaben Augsburg) mit Erfolgen glänzen. Das setzt Klaus Pohlen, Bundestrainer beim Deutschen Kanu Verband (DKV), voraus, als vor dem Weltcup im Augsburger Kanuzentrum das Team für Frankreich unter dem Motto "Paris, wir kommen!" offiziell vorgestellt wird. "Wir wollen um Medaillen mitfahren. Natürlich muss vieles zusammenkommen, damit das gelingt, aber alle haben Medaillenpotenzial." Wie viele Medaillen sich der Verband um die neue Präsidentin Dajana Pefestorff von der Augsburger Delegation in Paris konkret erwartet, wird zwar nicht verraten, doch klar ist, die Erfolge aus Tokio mit viermal Edelmetall – einmal Gold für Ricarda Funk sowie dreimal Bronze (darunter einmal im C1 der Männer von Sideris Tasiadis) – schüren eine gewisse Erwartungshaltung.
Augsburger Team sammelt Eindrücke auf der Kanuslalom-Olympiastrecke in Paris
Entsprechend engagiert ging das Augsburger Quartett, das mit Elena Lilik und Noah Hegge zwei Olympia-Neulinge im Team hat, nach der nationalen Qualifikation in die Vorbereitung auf die Spiele. In der vergangenen Woche hatten die vier bereits die Möglichkeit, bei einem intensiven Trainingslehrgang wichtige Erkenntnisse über die Olympiastrecke in Paris zu sammeln. Zumal sich das Wasser dort auf der künstlichen Slalomstrecke doch ziemlich anders bewegt als auf dem Eiskanal. "Es war physisch schon sehr anspruchsvoll, was man hinten raus dann gemerkt hat. Aber die Strecke macht schon sehr viel Spaß, man kann viel experimentieren. Es war schön, jetzt erst einmal ohne Druck und ohne Zeitstress die ganzen Moves auf dem Wasser einzuüben", berichtet Elena Lilik von ihren Eindrücken. Eindrucksvoll seien auf jeden Fall schon einmal die großen Tribünenaufbauten an der Strecke gewesen, die bei den Spielen dann bis zu 12.000 Besucherinnen und Besucher fassen werden.
Ausmaße, die für die Neulinge Hegge und Lilik noch gewöhnungsbedürftig sind, die der nun bereits viermalige Olympiastarter Sideris Tasiadis hingegen schon kennt. Bei seinen ersten Olympischen Spielen war er mit 22 Jahren in London noch der Jüngste im Team, jetzt ist er mit 34 Jahren der Erfahrenste. "Beim ersten Mal war ich einfach nur überwältigt von den ganzen Eindrücken, die auf mich eingeprasselt sind. Das erste Mal vor der vollen Riesentribüne zu stehen, darauf hatte mich niemand vorbereitet und ich fand es schwierig, damit umzugehen." Weil er weiß, was auf das Team nun alles zukommt, versucht er, den Jungen Hilfestellung zu geben und die notwendige Lockerheit zu vermitteln. In Anlehnung an den Fußball habe ihn der Trainer schon den "Thomas Müller des Kanuslaloms" genannt, scherzt Tasiadis.
Auch die Ausnahme-Kanutin Jessica Fox aus Australien startet auf dem Augsburger Eiskanal
Wie gut das Olympia-Team um die beiden Disziplin-Trainer Thomas Apel und Paul Böckelmann zusammengewachsen ist und sich zu Höchstleistung puscht, wird sich am Wochenende zeigen, wenn die erste große internationale Herausforderung ansteht: der Weltcup vor heimischem Publikum auf dem Eiskanal. Denn die Konkurrenz ist groß. Schließlich haben auch die anderen Nationen die Spiele in Paris im Fokus. Manche Länder haben ihre Olympiaqualifikation auch noch nicht abgeschlossen, weshalb in Augsburg die Crème de la Crème des Kanuslalomsports an den Start gehen wird. Darunter kommt mit Jessica Fox (Australien) auch die überragende Slalomkanutin der vergangenen Jahre nach Augsburg. Die Doppelstarterin war Olympiasiegerin im C1 in Tokio sowie Weltcupgewinnerin 2023 in den beiden Bootsklassen C1 und K1. Mit Benjamin Svasek aus Slowenien ist ein weiterer Olympiasieger am Start, ebenso wie der Gesamt-Weltcupsieger im K1, Vit Prindis aus Tschechien sowie die Weltcupsieger im Kajak Cross von 2023, Joseph Clarke und Kimberley Woods aus Großbritannien.
Veranstalter von Kanu Schwaben Augsburg hoffen auf viel Publikum beim Kanuslalom-Weltcup
Seit knapp einem Jahr ist das Organisationsteam von Kanu Schwaben Augsburg und der Augsburger Eiskanal GmbH schon im Einsatz, um den Weltcup mit rund 370 Sportlerinnen und Sportlern aus 40 Nationen vorzubereiten. Nur mit zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich in den verschiedenen Ressorts wie Wettkampftechnik, Infrastruktur und Catering eigenständig organisieren, könne eine solche Großveranstaltung gestemmt werden, betont GmbH-Geschäftsführer Fabian Dörfler. "Dass wir eine olympische Saison haben und als Kanu Schwaben Augsburg auch noch so viele Olympiateilnehmer stellen dürfen, ist für uns hervorragend. Es ist gut für die Außenwirkung und lockt hoffentlich viele Zuschauerinnen und Zuschauer an den Eiskanal. Wir freuen uns natürlich ganz besonders darauf, unsere Olympiastarter zu sehen", sagt Dörfler und verweist auf die Autogrammstunde mit dem Paris-Quartett Ricarda Funk, Elena Lilik, Sideris Tasiadis und Noah Hegge am Samstag um 14 Uhr an der Bogenbrücke am Eiskanal.