Früher jagte Thore Sönksen am liebsten dem Fußball hinterher. Als Angreifer versuchte er sein Glück – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg, aber immer mit großer Begeisterung. Bis in die Landesliga hat er es gebracht. Heute sind die Kugeln, mit denen er spielt, kleiner, die Erfolge in seiner neuen Sportart allerdings größer. Als Billardspieler landete er zuletzt bei der bayerischen Meisterschaft in Ergolding auf Platz zwei in seiner Paradedisziplin, dem Achtball. Damit hat sich der Sulzfelder für die deutsche Meisterschaft Ende des Jahres qualifiziert.
Der Erfolg hat ihn überrascht, aber auch bestätigt. „Dass ich mich nach so kurzer Zeit zur deutschen Meisterschaft schieße, hätte doch keiner gedacht. Das ist für mich die Krönung.“ Mit Queue und Kugeln spielte Sönksen früher zum Spaß in der Kneipe oder in der Disco, mehr nicht. Bis er 2009 seine Fußballer-Laufbahn beendete. Billard rückte danach weiter in den Vordergrund. Das Spiel reizte ihn, und er stieg beim damaligen Kitzinger Billard-Club ein. In den niedrigsten Ligen trat er damals an. Kurz darauf wechselte er zum höherklassig spielenden BSC Schwebheim, der in der Oberliga die Kugeln versenkt. Sönksen gehörte anfangs der zweiten Mannschaft an, verbesserte sich und gehörte wenig später zur ersten Garnitur.
Der Ehrgeiz trieb ihn, und irgendwann ließ ihn Billard nicht mehr los. Im Keller seines neu erbauten Hauses in Sulzfeld stellte er einen Billardtisch auf, um stetig zu üben. „Das Haus ist praktisch nach dem Billardtisch ausgerichtet“, sagt er. Der Raum mit dem Tisch ist sein Refugium; dort trainiert der 43-Jährige fast täglich, zwei Stunden, manchmal mehr. Er hat ein Heft mit einigen Blättern, darauf zu sehen die Figuren, die es als Übung zu spielen gilt. Eine Kugel nach der anderen muss ins Loch, immer so, dass nach dem Stoß die weiße Spielkugel gleich in Position ist, um die nächste zu versenken. Klappt das nicht, ist der Gegner dran.
Ihn fasziniert das Stoßen mit dem Stab. Wie Schach sei das, man müsse einen, besser zwei oder drei Züge vorausdenken, sagt Sönksen. Viel Training, „Disziplin, Wille und Ehrgeiz“, wie er sagt, brauchte es, bis es gelang, bei größeren Wettkämpfen gute Plätze zu erzielen. Dort mischen hin und wieder auch Profis mit, die ihr Geld durch Billard verdienen. Am Anfang habe er Lehrgeld bezahlt gegen all die Könner, doch das hat ihn erst richtig angestachelt.
Gezielter wollte er das Ganze angehen, also sprach Sönksen im März voriges Jahr einen in der Szene bekannten Trainer an, ob der ihn unter seine Fittiche nehmen würde. Sönksen spielte bei ihm vor, seitdem fährt er mindestens einmal die Woche in die Nähe von Fulda, um sein Spiel zu verbessern. Dort bekommt er dann einen Ordner mit Übungen, die er während der Woche bei sich durchspielt. Der Fleiß hat sich ausgezahlt, die Erfolge beweisen es. Viermal war Sönksen schon unterfränkischer Vizemeister, beim Zehn-Ball gewann er Anfang Mai den unterfränkischen Titel. Bei einem sehr gut besetzten Turnier in Ludwigshafen landete er kürzlich auf Platz siebzehn, was ihm immerhin noch 150 Euro Preisgeld einbrachte.
Auch bei der bayerischen Meisterschaft lief es für ihn zunächst recht glatt – bis zum Halbfinale. „Das war krass“, sagt er. „40 bis 50 Zuschauer standen um den Tisch herum, ich lag 0:4 zurück, machte eine Pause und dachte: Jetzt musst du dich aber zusammenreißen, sonst blamierst du dich.“ Wer zuerst fünf Spiele gewonnen hat, ist Sieger, so das Reglement. Tatsächlich holte Sönksen auf und glich zum 4:4 aus. Im fünften Spiel unterlief seinem Gegner ein Fehler. Er wollte zu riskant spielen – und versenkte die weiße Kugel. Jetzt konnte Sönksen die weiße Kugel legen, wie er wollte – und er lochte schwarz sicher ein.
Im Finale blieb er aber chancenlos gegen Manuel Ederer, einem Halbprofi, der deutscher Meister ist und schon an Europameisterschaften teilnahm. „Der war drei Ligen besser“, sagt der Sulzfelder über seine 0:5-Niederlage. Wie die meisten von Sönksens Gegnern war Ederer mit 21 Jah-ren deutlich jünger. Sönksen könnte bereits bei den Senioren starten, was einfacher wäre, doch das möchte er nicht. Es reize ihn, sein Können auszuloten, sagt er. „Ich hätte viel früher mit Billard anfangen sollen“, sagt er rückblickend.
Beim Blick voraus sieht er die deutschen Titelkämpfe kommen. Und danach? Vielleicht wechselt er ja noch einmal den Verein, um noch höher anzutreten. Doch das wäre mit mehr Aufwand verbunden für einen, der im Drei-Schicht-Betrieb bei Frankenguss auch körperlich stark gefordert wird.
Halbe und Volle
Acht-Ball ist ein Ansagespiel. Das bedeutet, dass man vorher ansagen muss, welche Kugel in welche Tasche gespielt wird, falls es nicht ersichtlich ist. Bei dieser Disziplin des Billards wird mit fünfzehn Objektbällen (die Farbigen) und einem Spielball (die Weiße) auf einem Poolbillardtisch gespielt. Die Kugeln mit den Nummern 1 bis 7 sind komplett farbig (bis auf den Punkt, auf dem die Zahl steht) und werden deshalb die Vollen genannt. Im Gegensatz dazu ist bei den Kugeln 9 bis 15 nur ein Streifen farbig und der Rest weiß, daher werden sie auch die Halben genannt. Beide Spieler müssen zunächst versuchen, ihre Farbgruppe komplett zu lochen, um dann die schwarze Acht versenken zu dürfen, was bei korrekter Ausführung zum Gewinn des Spiels führt. Quelle: Wikipedia