Der SV Stadtschwarzach wird in diesem Jahr 60. Mit sportlichen Höhepunkten das ganze Jahr über will der Verein seinen runden Geburtstag begehen. Eines davon dürfte das Spiel der deutschen Studentinnen-Auswahl gewesen sein, die eine Testpartie gegen die Bayernliga-Frauen des ETSV Würzburg auf dem tadellosen Rasen in Schwarzach austrugen.
Zur Vorbereitung auf die Universiade Anfang Juli in Belgrad schlugen die Studentinnen ein Trainingslager in Gaukönigshofen auf, bei dessen Organisation wieder einmal Frauenfussball-Fan und -Förderer Dietmar Werner aus Ochsenfurt seine Finger im Spiel hatte. Er, der die ETSV-Frauen zu gerne in die Zweite Bundesliga bringen würde, hat die Kontakte auch nach Stadtschwarzach hergestellt. „Mit Dietmar Werner habe ich zusammen in Sulzfeld in der Jugend gespielt. Vor zwei Wochen hat er mich angesprochen, ob wir das Spiel hier bei uns austragen könnten“, schildert Schwarzachs Ludwig Eschenbacher, wie sein Verein zum Gastgeber wurde.
Das passe auch in dem Zusammenhang ganz gut, denn die Schwarzacher möchten bald eine Mädchen- oder Frauenmannschaft ins Rennen schicken. So um die 15 Mädchen seien bisher dabei, trainiert werde bereits eifrig, so Eschenbacher.
Nicht nur die Mädchen konnten einmal Anschauungsunterricht bei der Studentinnen-Auswahl nehmen. In ihr hat Trainer Norbert Düwel, der an der Universität in München Sport lehrt, zwar keine Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes oder Sandra Minnert. Bis auf zwei, drei Spielerinnen treten alle aus dem Aufgebot aber in der Ersten und Zweiten Bundesliga gegen den Ball. Den Unterschied durften die Gegner vom ETSV Würzburg, immerhin Zweiter in der Bayernliga, schnell und deutlich erkennen. Vor allem in der ersten Halbzeit ließ die Studentinnen-Auswahl ihre Gegner kaum einmal über die Mittellinie. Immer wieder tauchten die Auswahl-Akteure frei vor dem Tor von ETSV-Torhüterin Nicki Göpfert auf, die mit einigen Paraden noch Schlimmeres als ein 0:9 bis zur Halbzeit verhinderte.
Die einzige richtige Torchance im ersten Abschnitt hatte für Würzburg Gastspielerin Katrin Burghart. Die Obernbreiterin, die für den TSV Frickenhausen spielt, traf nach einem der wenigen Konter aber nur die Querlatte (31.). „Ja, den kann man auch rein machen. Das habe ich aber nicht geschafft“, schmunzelte sie nach Spielschluss über die Chance. Sie wertete, wie ihre Vereinskollegin Jennifer Döll, die aus Iphofen kommt, und die Eibelstädterin Nicole Wolf (FC Hopferstadt) das Spiel als „tolle Erfahrung“.
„Es wird wesentlich schneller gespielt. Das körperliche ist ein Riesen-Unterschied, die Spielerinnen setzen viel mehr ihren Körper ein“, musste Jennifer Döll erkennen. Die kompletten 90 Minuten durfte Nicole Wolf bestreiten. Die Studentin für das Lehramt mit den Fächern Sport, Deutsch und Sozialkunde schlug sich recht gut auf der linken Seite. „Die erste Halbzeit war schon sehr anstrengend“, musste sie, die erst vor sechs Jahren mit Fußball begann, anerkennen. Auch ihr hat es Spaß gemacht, sich mit solchen Gegnern zu messen.
Nicht nur zu Beginn, sondern auch in den zweiten 45 Minuten gehörte die für den TSV Crailsheim in der Bundesliga spielende Würzburgerin Carina Breunig zu den Auffälligsten im Trikot mit dem Bundesadler. Mit ihrer enormen Antrittsschnelligkeit düpierte sie ein ums andere Mal ihre Gegner und erzielte vom 7:0 bis zum 10:0 gleich vier Tore in Folge. Ihre Länderspiele für die Studentinnen zähle sie nicht, aber der Stellenwert dieser nationalen Auswahl sei für sie „schon etwas Besonderes. Eine Universiade ist der Höhepunkt gleich nach den Olympischen Spielen. Alleine, wenn man bei der Eröffnungsfeier vor 60 000 Zuschauern ins Stadion einläuft, das ist es schon wert“, sagte sie. Breunig muss es ja wissen. Sie gehörte bereits vor zwei Jahren zum deutschen Team in Bangkok.
Die Fußballerin wird in der kommenden Saison freiwillig das Bundesliga-Trikot gegen das des ETSV Würzburg tauschen, ihrem Studium zuliebe. „In den letzten Jahren habe ich mehr Fußball gespielt und beinahe nebenher studiert. Jetzt genießt das Studium Priorität.“ Allein vom Fußball leben könnten bei den Frauen eh nur wenige. Sport und Latein für das Lehramt an Gymnasien will Carina Breunig einmal unterrichten, im kommenden Jahr ihr Examen machen.
Sie gilt als weiterer Mosaikstein im Puzzle des ehrgeizigen Dietmar Werner, der die Würzburger Fußball-Frauen weiter nach oben bringen will. Mit der Niederlage kürzlich gegen Karsbach sei zwar das Thema Aufstieg in die Regionalliga für heuer vorbei. Es gelte, das nun verlorene Jahr eben wieder aufzuholen. Werner will den ETSV weiter verstärken, aber nicht um jeden Preis. Manche Spielerin aus der Bundesliga, mit der er Kontakt aufgenommen hatte, verlange Geld. „Da mache ich nicht mit“, gibt er eine deutliche Absage in diese Richtung.
Zufrieden waren nicht nur Werner und der Veranstalter vom SV Stadtschwarzach mit dem Testspiel. „Für uns war das ein wichtiger Test sechs Wochen vor dem Turnier. Ich wollte auch sehen, wie die Spielerinnen die Belastung mit dem Trainingslager verkraften“, fasste es Trainer Norbert Düwel zusammen. Der Fußballlehrer ist nur nebenher für die Studentinnen zuständig. Er sichtet für gewöhnlich Talente für die Scouting-Abteilung von Manchester United. Allerdings keine weiblichen.
ETSV Würzburg: Nicole Göpfert; Vera Rosenbaum, Christiane Bauer, Sabine Herdt, Ursula Schneider, Anja Sauer, Vera Rosenbaum, Julia Manger, Annalisa Rützel, Stefanie Kübler. Gastspielerinnen: Katrin Burghart, Jennifer Döll (beide TSV Frickenhausen), Nicole Wolf (FC Hopferstadt).
Deutsche Studentinnen-Auswahl: Tessa Rinke (USV Jena), Carolin Rieger (SC Regensburg) - Kathleen Radtke (Lok Leipzig), Janina Haye (Hamburger SV), Arlind Maurer, Annika Fröhlich und Bettina Großmann (alle Wacker München), Maren Hensler (Bayer Leverkusen), Christina Drewitz (FC Gütersloh), Nina Jokuschies (Holstein Kiel), Carina Breunig (TSV Crailsheim), Melanie Groll (USV Jena), Natascha Nowack (FFC Niederkirchen)m, Tina Kopplin (SC Gera), Nicole Hansen (Union Berlin), Sonja Kienzler (SV Weinberg). Schiedsrichterin: Kerstin Nussbaum (SC Trossenfurt). Zuschauer: ca. 200. Tore: 0:1 Maren Henseler (5.), 0:2 Annika Fröhlich (14.), 0:3 (18.) und 0:4 (26.) Melanie Groll, ), 0:5 Kathleen Radtke (28.), 0:6 Melanie Groll (37.), 0:7 (41.), 0:8 (43.), 0:9 (61.), 0:10 (72.) alle Carina Breunig, 0:11 Nicole Hansen (85.).