Nach Wochen des Rätselratens, gepaart mit erheblichen finanziellen Problemen, will der Würzburger FV bei seiner Mitgliederversammlung am 23. April in ruhige Gewässer steuern: Klar ist nun auch, dass der bisherige Marketing-Vorstand Michael Freudenberger für den Posten des Vorstandsvorsitzenden kandidieren wird und damit die Nachfolge des wie angekündigt scheidenden Georg Rosenthal antreten möchte. „Ja, ich werde kandidieren“, bestätigt der 46-Jährige, der im Falle seiner Wahl auch eine komplette Führungsriege beisammen hat: „Wir haben es in den letzten Wochen gemeinsam geschafft, fleißige und honorige Leute zu finden, die unseren Würzburger FV mit ganz viel Eigeninitiative in eine gute Zukunft führen wollen.“
Namen wollte der kaufmännische Angestellte im Außendienst keine nennen: „Das macht vor der Versammlung keinen Sinn, denn das letzte Wort haben unsere Mitglieder. Allerdings haben wir jetzt für alle fünf Ressorts entsprechende Vorstände.“ Zuletzt war die Finanz-Spitze unbesetzt. Erst durch Solidaraktionen, Mitgliederumlage und Sponsorengelder konnten Ende 2014 die kurzfristige Liquidität wieder hergestellt und offene Spielergehälter beim Fußball-Bayernligisten beglichen werden.
Wie hoch der Schuldenstand aktuell ist, wollte Freudenberger nicht beziffern: „Das erfahren unsere Mitglieder aus erster Hand.“ Die langfristigen Darlehen, deren Höhe nach Informationen dieser Zeitung bei etwa 300 000 Euro liegt, seien allesamt bedient und eben auch entsprechend reduziert worden: „Wir werden die Budgetierung für die neue Saison unseren Mitgliedern vorlegen“, so Freudenberger, der es „als absolut positiv“ bewertet, dass wir am 23. April auch die Satzung ändern wollen: „Die Zahl der Mitglieder im Wirtschafts- und Verwaltungsrat soll von bisher maximal sieben auf zehn erhöht werden. Denn wir haben auch für dieses Gremium bekannte Unterstützer aus der Wirtschaftsregion gefunden, die wir mit ihrem Wissen und Know-how ganz nah an unserer Seite haben möchten.“
WFV will auch weiter das NLZ
Freudenberger schließt auch aus, dass der WFV sein Landesliga-Team zurückziehen wird, was zuletzt zumindest zur Debatte gestanden hatte: „Das wäre das absolut falsche Signal. Wir werden alle Kräfte mobilisieren, um die Klasse zu halten. Schon alleine deshalb, weil wir Spielern, die aus der Jugend kommen, eine Perspektive in einer möglichst hohen Liga bieten wollen. Ein Rückzug kommt nicht infrage.“ Am Donnerstag wird sich entscheiden, ob der WFV wieder den Zuschlag für das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) an der Mainaustraße vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) bekommt. Der BFV hatte, wie bereits berichtet, zur neuen Saison auch den Kickers ein NLZ zugesprochen, gleichzeitig aber betont, dass dies nicht gleichbedeutend mit dem Aus für die Talentschmiede beim WFV sei: „Wir haben uns, was das NLZ angeht, sportlich nichts vorzuwerfen“, so Freudenberger, „alle Evaluierungen waren positiv. Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass wir nach einem weiteren NLZ-Jahr bei uns durchaus auch konzeptionell so weit sind, da etwas gemeinsam mit den Kickers für den ganzen Jugendfußball in Würzburg zu machen.“