Genugtuung genießt man am besten eisgekühlt. Als Karl-Heinz Wolfstädter, Box-Abteilungsleiter der Würzburger Kickers, in der Bundesliga einen Verein für sein aufstrebendes Talent Alexander Frenkel suchte, wurde ihm vielerorts die Türe vor der Nase zugeschlagen. "Was wollen wir mit dem Nachwuchsmann?", fragten ihn etwa die Verantwortlichen des MBR Hamm. Frenkel kam beim BC Ringfrei Mülheim unter und stand gleich in seinem ersten Kampf Konstantin Airich gegenüber, der ihm in Hamm vorgezogen worden war. Keine Frage, dass der 20-Jährige darauf brannte, sein Können unter Beweis zu stellen. Er schickte Airich bedingungslos in den Ringstaub.
Elf Jahre alt war der Ukrainer aus Kirowograd, als er nach Würzburg und zu den Kickers kam. 43 Kilogramm wog Frenkel damals, mittlerweile gehört er mit seinen 90 Kilo zu den Schwergewichten. Seinen ersten Kampf hat Frenkel verloren, viele Niederlagen sind seitdem aber nicht hinzugekommen. 2005 hat er 20 Kämpfe absolviert und alle gewonnen, 19 davon sogar vorzeitig.
Nur gegen Sebastian Köber vom BC 04 Demmin musste er über die volle Distanz gehen, und dies nur, weil der Ringrichter seinen Gegner über die Zeit gerettet habe, sagt er. Es war Frenkels bislang größter Kampf, eine Sensation. Kaum einer hatte damit gerechnet, dass der Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele von Sydney 2000 von dem Youngster verprügelt werden würde, Köber selbst am wenigsten. "Ich habe die Verwirrung in seinen Augen gesehen", sagt Frenkel. Das habe ihn noch mehr motiviert. "Alexander ist ein Bewegungstalent, ein sehr variabler Boxer, ein echtes Juwel", schwärmt sein Förderer Wolfstädter, "er muss nur geschliffen werden."
Vor gut einem Jahr hat Ruslan Zadishvili diese Aufgabe übernommen. Der griechische Trainer hält große Stücke auf seinen Schützling. "Er arbeitet sehr hart", lobt der 37-Jährige. Zweimal täglich beordert sich Frenkel selbst zum Fitnesstraining, verbissen und ehrgeizig. Es ist offensichtlich, dass ihm nichts schnell genug gehen kann. "Zuerst will ich zu Olympia, danach Profi werden, dann die Weltmeisterschaft gewinnen und viel Geld verdienen", zählt er auf. Er sagt es nicht nur, er glaubt daran.
Wolfstädter und Zadishvili sind bemüht, das aufbrausende Temperament des 20-Jährigen von Zeit zu Zeit zu bremsen. "Er muss einen Schritt nach dem anderen machen", mahnt sein Trainer. "Erfahrene Boxer haben ihm noch einiges voraus", fügt der Abteilungsleiter hinzu. Wolfstädter fürchtet sirenenartige Lockrufe aus dem Profibereich, die Frenkel übertölpen könnten. Doch dieser scheint resistent gegen solche Warnungen. "Wenn Fritz Sdunek ruft, komme ich."
Die Konzentration gilt nun aber dem 25. Februar. Dann kommt es zum Rückkampf gegen Demmin, eventuell wieder zum Duell mit Köber. Und eines sei sicher, weiß Karl-Heinz Wolfstädter. "Unterschätzen wird Alexander jetzt keiner mehr."