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Fußball: Kein Anschluss unter dieser Nummer

Fußball

Kein Anschluss unter dieser Nummer

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    Auch am vergangenen Samstag vor dem Heimspiel des Fußball-Bayernligaklubs Würzburger FV gegen den SV Heimstetten wurde er wieder an einen Ausflug ins mittelfränkische Herzogenaurach erinnert. Acht Jahre ist das jetzt her – aber immer dann, wenn er den Reisverschluss seiner Sporttasche öffnet und die beiden Schienbeinschoner hervorkramt, ist das auch eine Reise zurück in die Vergangenheit. Als 14-Jähriger hatte sich Andreas Ganzinger das Paar zum Outletpreis von neun Euro im Werksverkauf von adidas gekauft. Das Preisschild klebt noch immer auf dem linken Schienbeinschoner. „In meiner damaligen Jugendmannschaft hatten fast alle diese Dinger. Ich habe den Preis kleben lassen, damit ich meine auch erkenne“, sagt Ganzinger, der längst dem Juniorenbereich in Wiesentheid entwachsen und mittlerweile beim Bayernligisten in der Zellerau daheim ist. „Seither ziehe ich immer den linken Schienbeinschoner an. Ein wenig Aberglaube ist da schon dabei.“

    Ganzinger ist vor der Runde vom Bezirksoberligisten FSG Wiesentheid an die Mainaustraße gekommen – und hat fast auf Anhieb den Sprung in die Stammformation geschafft: Fünf Spiele am Stück hat Ganzinger zuletzt in der Bayernliga von Beginn an bestritten. „Ich wusste, dass es nicht einfach würde, und war mir auch nicht zu schade, im Falle der Fälle den Weg über die Reserve zu gehen.“ Es kam anders, und der 22-Jährige belohnte sich vor zwei Wochen beim 3:1-Erfolg des WFV in Rosenheim mit seinem ersten Bayernliga-Treffer. „Unglaublich. Einfach genial“, nennt er das, als wollte es der gelernte Industriemechaniker nicht wirklich glauben. „In der Bayernliga geht es anders zur Sache. Ich habe zwar einiges an Selbstvertrauen dazugewonnen, aber ich muss noch mehr tun.“

    Ganzinger, dessen Mutter aus Madagaskar stammt, wurde im spanischen Malaga geboren, wo sein deutscher Vater für die Unesco arbeitete. Daheim in Wiesentheid wird französisch gesprochen: „Das ist meine Muttersprache. Deutsch musste ich erst lernen.“ WFV-Trainer Michael Hochrein hatte seine Fühler bereits vor zwei Jahren nach dem Talent ausgestreckt. „Aber man hatte ihm die falsche Telefonnummer gegeben, wie sich jetzt herausstellte“, sagt Ganzinger mit einem Lachen. Mit 15 Jahren hatte er nach einem Probetraining bei den Stuttgarter Kickers vor der Entscheidung gestanden, sich des Fußballs wegen von daheim abzukapseln. „Damals aber gab es noch keine Fußballinternate. Ich hätte anderswo unterkommen müssen und habe mich dann dagegen entschieden.“

    Weiterentwicklet hat er sich trotzdem. „Vor allem, seit ich beim WFV bin, habe ich doch verdammt viel dazugelernt. Die Robustheit und die Aggressivität in der Bayernliga haben mich zunächst schon beeindruckt“, sagt Ganzinger, der im nächsten Jahr seine zwei Jahre währende Weiterbildung zum Techniker angehen will und dann auch von seinem derzeit beschaulichen Wohnort Castell nach Würzburg umziehen möchte. Bis dahin aber will der 22-Jährige, der bei den Wiesentheidern eine Lücke im Kreativbereich hinterlassen hat, weiter auf der Erfolgswelle schwimmen: „Ganz klar, es kann nicht immer bergauf gehen, Rückschläge werden nicht ausbleiben. Aber diese Mannschaft beim WFV kann sicherlich einiges erreichen. Da möchte ich dabei sein.“

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