Über Jahrzehnte waren sie sportliche Rivalen, aber seit diesem Sommer sind die TSG Sommerhausen und der FC Winterhausen eins – zumindest, was das Spiel auf dem Fußballplatz angeht. Es ist die Vollendung eines Bündnisses, das bei den Aktiven schon im Jahr 2012 seinen Anfang nahm: als sich die Reserven beider Vereine zu einer Spielgemeinschaft zusammengeschlossen haben.
Jetzt sind auch die ersten Mannschaften beider Klubs verschmolzen. Als SG Sommerhausen/Winterhausen machen die beiden fußballerisch komplett gemeinsame Sache und gehen in der am Wochenende startenden Spielzeit mit ihrer ersten Mannschaft in der Kreisklasse 1 Würzburg an den Start. Mit der Allianz folgen auch die Ortsnachbarn einem allgemeinen Trend hin zu Spielgemeinschaften, mit denen die Vereine auf stetig sinkende Spielerzahlen reagieren. Das übergeordnete Ziel solcher Partnerschaften lautet aber in der Regel: dauerhafte Sicherung des Spielbetriebs.
„Es war jetzt einfach der richtige Zeitpunkt.“
Kurt Kleinschnitz über die neue Fußball-Gemeinschaft
Solche Motive haben auch die Verantwortlichen in Winterhausen und Sommerhausen getrieben. „Die jungen Leute haben heute immer mehr Möglichkeiten abseits des Fußballs“, sagt der Fußball-Abteilungsleiter Sebastian Adelfinger von der TSG Sommerhausen. Dies führe dazu, dass die Spielerdecke bei den Mannschaften dünner werde. Alternative Modelle sind folglich gefragt. Und was läge da näher als eine ganzheitliche Kooperation zweier Klubs, die in der Jugend und bei den Reserven schon lange zusammenarbeiten?
Adelfingers Pendant auf Winterhäuser Seite, Kurt Kleinschnitz, fallen jedenfalls keine Argumente dagegen ein: „Es war jetzt einfach der richtige Zeitpunkt für diesen Zusammenschluss. Man muss dann zusammengehen, wenn es für alle Beteiligten einen längerfristigen Wert hat“, erklärt der Funktionär. Dies sei durch die in beiden Teams vorhandene gute Altersstruktur gegeben.
Die einst große Rivalität der beiden Nachbarn spielt dabei höchstens noch für überzeugte Traditionalisten eine Rolle. „Aus der Mannschaft gibt es da überhaupt keine Probleme“, bemerkt Adelfinger. „Neunzig Prozent der Spieler kannten sich ja ohnehin schon vorher.“ Die eine oder andere kritische Stimme aus dem Umfeld sei zwar nicht ausgeblieben. Aber es sei kaum möglich, auf jeden Einzelnen Rücksicht zu nehmen.
„Wir können ja schlecht durch Sommerhausen laufen, an jeder Haustür klingeln und uns das O.k. für die Spielgemeinschaft abholen“, sagt Adelfinger, der als Aktiver selbst für beide Klubs gekickt hat. Letztlich gehe es darum, an beiden Standorten langfristig den Spielbetrieb zu erhalten. Da müssten irgendwann Entscheidungen getroffen werden.
Sein Kollege Kleinschnitz pflichtet ihm bei. Natürlich habe immer jeder gewinnen wollen auf dem Platz, aber nach dem Schlusspfiff hätten sich die Spieler beider Seiten stets schnell wieder vertragen. Einzelne Skeptiker gebe es natürlich, aber das sei nicht zu vermeiden, so Kleinschnitz? Einschätzung. „Die Chancen für einen guten Start in die SG standen noch nie so gut wie jetzt“, sagt der Winterhäuser Verantwortliche. „Wir erhoffen uns dadurch einen echten Mehrwert.“
Dass die Zusammenarbeit diesen Effekt bringt, scheint sich schon vor Saisonbeginn abzuzeichnen. In der Vorbereitung hat die von Spielertrainer Felix Vetter betreute Mannschaft einen starken Eindruck hinterlassen und im Toto-Pokal etwa Kreisliga-Vizemeister Bayern Kitzingen (2:1) und Kreisklassist TSV Sulzfeld (1:0) ausgeschaltet. Erst in der dritten Runde kam das unglückliche Aus nach Elfmeterschießen gegen den FC Eibelstadt – ein weiteres Spitzenteam der Kreisliga. Sowohl Adelfinger als auch Kleinschnitz zeigen sich hochzufrieden mit der Startphase in der neuen Konstellation.
Adelfinger freut sich auf „attraktiven Fußball“, den die Mannschaft bereits jetzt zeige. Aber die ganz großen Ziele für den Ligabetrieb ließen sich daraus noch nicht ableiten. Deshalb will Sommerhausens Sportleiter die Ansprüche auch angesichts der weitgehend unbekannten Gegner in der Kreisklasse 1 nicht zu hoch ansetzen. „Das wichtigstes Ziel ist es, ein funktionierendes Team zu formen. Ein Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld wäre für den Anfang in Ordnung.“ Er sagt aber auch: „Natürlich wäre es schön, wenn es noch weiter nach oben ginge.“