Am Sonntagnachmittag duellierten sich in der Fußball-Kreisliga Würzburg 1 die Tabellennachbarn FC Hopferstadt und FG Marktbreit-Martinsheim (0:0). Der gastgebende FC trat ersatzgeschwächt an und konzentrierte sich aufs Verteidigen. Marktbreit mit seinem Sturmduo Daniel (24 Saisontore) und Marvin Endres (14) übernahm das Zepter, strahlte aber nur wenig Gefahr aus, abgesehen von einem Foulelfmeter, den Daniel Endres laut eigener Aussage "ziemlich kläglich" verschoss.
Das Brisante an dieser Partie: Weil die in der Tabelle auf Platz drei stehende (SG) Sommerhausen/Winterhausen als Spielgemeinschaft nicht aufsteigen darf, kämpfen beide Mannschaften als Vierter und Fünfter nun um die Teilnahme an der Relegation zur Bezirksliga.

Nach circa 25 Minuten lief Marvin Endres auf Hopferstadts Innenverteidiger Jakob Dietl zu und provozierte einen Pressschlag im gegnerischen Strafraum. Der Ball flog in die Luft und landete bei Endres' Bruder Daniel, der sich nur noch zum Tor drehen musste und den Ball hätte einschieben können. "Ich bin Vollblutstürmer, den freien Nebenmann hätte ich nicht mehr gesehen", erzählt Endres.
Außergewöhnliche Fair-Play-Geste
Aber er sah, dass Hopferstadts Verteidiger Dietl nach dem Pressschlag, der übereinstimmenden Meinungen zufolge auch kein Foulspiel gewesen war, verletzt im Strafraum liegen geblieben war. "Ich hab es im Augenwinkel gesehen und innerhalb von einer Zehntelsekunde entschieden", erinnert sich Endres. Statt aufs und wahrscheinlich ins Tor zu schießen und seine Mannschaft in diesem wichtigen Spiel mit 1:0 in Führung zu bringen, spielte er den Ball ins Aus.

"Ich denke, es hätte mir auch keiner einen Vorwurf gemacht, wenn ich aufs Tor geschossen hätte, aber ich habe mich dazu entschieden, den Ball ins Toraus zu spielen", sagte Endres. Es habe sich richtig angefühlt, meinte der 31-Jährige, der vor drei Jahren vom TSV Abtswind zurück zu seinem Heimatverein gewechselt war. "Es war eine außergewöhnliche Fair-Play-Geste", meinte auch sein Trainer Christoph Spörer. In seiner Mannschaft habe Endres das keiner übel genommen.
DFB hat die Initiative "Fair ist mehr"
Das Publikum in Hopferstadt und alle gegnerischen Spieler applaudierten. "99 von 100 Spielern hätten das anders gemacht", äußert Hopferstadts Trainer Christopher Dietl im Anschluss seinen Respekt für Endres. "Vor allem, weil der Verteidiger auch nicht mehr eingreifen konnte", ergänzte Dietl, der mit seiner Mannschaft nach diesem Unentschieden nun weiter einen Punkt hinter dem direkten Konkurrenten Marktbreit-Martinsheim liegt, aber noch ein Nachholspiel hat.
Die Kreisliga-Partie endete wohl auch wegen Endres' Verzicht torlos. "Fair ist mehr", zitierte der Stürmer eine Initiative des Deutschen Fußball-Bund (DFB), die ihm wohl im Gedächtnis geblieben ist. Mit dieser Initiative zeichnet der DFB seit 1997 Fußballer aus.
