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Fußball: Thomas Berthold genießt die ländliche Idylle

Fußball

Thomas Berthold genießt die ländliche Idylle

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    Wer dem 45-Jährigen, der meistens mit seinem elfjährigen Labrador-Rüden Eddi unterwegs ist, zufällig begegnet, wird ihn in legerer Freizeitkluft vermutlich nicht auf Anhieb erkennen, obwohl er zu den Prominenten der deutschen Fußballszene gehört. Sein Name: Thomas Berthold. Der Wahl-Lindelbacher macht von seinem „VIP-Status“ keinerlei Aufhebens, er möchte vielmehr ein ganz normaler Bürger sein.

    Thomas Berthold ist als Fußballprofi und 62-facher Nationalspieler weit herum gekommen. Er kennt die großen Fußball-Stadien dieser Welt, das runde Leder hat ihn in Länder und Regionen geführt, die Otto-Normalverbraucher höchstens aus den Tourismusprospekten geläufig sind. Als er vor vier Jahren vom lauten Leben in der Stadt – Berthold wohnte zuletzt in Düsseldorf – Abschied nahm und nach einer Idylle mit guten Verkehrsverbindungen Ausschau hielt, konnte er mit Hilfe von Freunden in Lindelbach eine Immobilie fast im Grünen erwerben. Von hier aus erreicht er in einer knappen Stunde den Rhein-Main-Flughafen, seine Frau Britta, eine zweifache DDR-Jugendmeisterin im Fallschirmspringen und ehemalige Kabel-1-Moderatorin, kann sich im nahen Würzburg in den ICE setzen, wenn sie zu ihrem Arbeitsplatz im Studio beim RTL-Homeshopping-Sender „channel21“ nach Hannover fährt.

    So gesehen liegt Lindelbach für Berthold keineswegs aus der Welt. In dem ländlich geprägten Wertheimer Stadtteil, wo fast jeder jeden kennt und viele miteinander per du sind, fühlt sich Berthold mit seiner Familie pudelwohl.

    „Ich bin 20 Jahre lang durch die Welt geschossen“, berichtet der Ex-Kicker, wenn er nach dem Grund gefragt wird, warum er sich in der Dorfidylle am nördlichen Rand des badischen Frankenlandes niedergelassen hat. Als Fußballprofi habe er oft aus dem Koffer leben müssen, was nicht gerade eine familienfreundliche Angelegenheit gewesen sei.

    Thomas Berthold hat zwar vor acht Jahren seine aktive Karriere bei dem türkischen Verein Adanaspor beendet, aber so ganz an den Nagel gehängt hat der das runde Leder noch immer nicht. Mit seinen Schwaben-Allstars, ein Team, in dem mehrere von Bertholds früheren Nationalmannschafts-Kollegen mit von der Partie sind, engagiert er sich leidenschaftlich für ein Straßenkinder-Projekt in Mexiko, das er zusammen mit Franz Beckenbauer und Rudi Völler vor über 20 Jahren für die Mexiko-Hilfe der DFB-Stiftung Egidius Braun in Queretaro, zwei Stunden von der Hauptstadt Mexiko City entfernt, aus der Taufe gehoben hatte. Thomas Berthold nennt das Projekt „Auffangstätte“, die sich mit Hilfe seiner Schwaben-Allstars zu einem „funktionierenden Gemeinwesen“ für 160 Kinder im Alter zwischen drei und 17 Jahren entwickelt hat.

    Der Weltmeister von 1990 ist stolz auf dieses Projekt, immerhin kommen 50 000 Euro mit Hilfe von Sponsoren zusammen, wenn die „Allstars“ die Fußballschuhe für einen guten Zweck anziehen. „Das Geld geht dann komplett eins zu eins nach Mexiko“, weiß Thomas Berthold. Ein zuverlässiger Treuhänder kümmert sich um die weitere Verwendung des Geldes, in der Regel werden anstehende Rechnungen bezahlt. Dass Berthold und seine Kollegen alle Flüge nach Mexiko, „wo uns das ganze Land kennt“, aus der eigenen Tasche bestreiten, ist für den Wahl-Lindelbacher eine Selbstverständlichkeit.

    Derzeit wartet Thomas Berthold mit Spannung auf ein Ereignis, das ebenfalls mit dem Thema Fußball zu tun hat. Er meint die Auslosung der WM-Spiele in Südafrika am 4. Dezember. Dann beginnt für ihn und einen Partner in Südafrika nach dreijährigen Vorbereitungen der „große Countdown“. Der Ex-Weltmeister ist an einer Firma beteiligt, die zur WM exklusive Reisen nach Südafrika vermittelt und von der Landung bis zum Abflug quasi alles anbietet, was das Herz begehrt, Safaris und Abstecher in die Weinregionen inklusive. Berthold selbst wird zur WM acht Wochen lang in Johannesburg sein Quartier aufschlagen.

    Der Ex-Profi liebt und kennt das Land am Kap mit allen Facetten von eigenen Besuchen. Er hat vor fünf Jahren seine Frau Britta in Südafrika geheiratet, „romantisch, mitten im Busch, einfach zwei Stühle hingestellt, ein Pfarrer hat die Zeremonie abgehalten. Es war wunderschön“, berichtete Berthold einem Reporter des Berliner „Tagesspiegels“.

    Bevor Thomas Bertholds Karriere bei der Jugend von Eintracht Frankfurt begann, kickte er in seinem Heimatort Wachenbuch, einem heutigen Ortsteil im hessischen Maintal, fast Tag für Tag auf dem dörflichen Bolzplatz. Fußball, das war schon Ende der 60- und Anfang der 70er Jahre sein Leben. „Sonst gab es ja bei uns nichts“, erinnert er sich seiner frühen Leidenschaft, die auch von Mutter Berthold unterstützt wurde. Von ihr wurde er immer wieder ermuntert, sich doch gleich einem Verein anzuschließen. Fünfmal in der Woche fuhr sie ihn zum Training.

    Nach seinem Familien-Alltag in Lindelbach gefragt, gibt sich Thomas Berthold unprätenziös. „Wir leben sehr gesund und achten auf Kalorien.“ Er betreibt viel Sport, spielt gelegentlich Golf und fährt Ski am Arlberg. Freilich gönnt man sich schon mal einen guten Schoppen, geht in eine Reichholzheimer Heckenwirtschaft und ist beim Lindelbacher Weinwandertag mit von der Partie oder genießt in der von ihm geschätzten heimischen Gastronomie ein leckeres Essen.

    Trainer zu werden, das kam für Berthold nie in Frage. Dass er die Bundesliga am Rande beobachtet, liegt auf der Hand. Ein Trainer müsse zur Mannschaft passen, kommentiert er zum Beispiel die Situation bei Bayern München. Trotzdem sei es bei einer unbefriedigenden Tabellen-Situation zu einfach, die Ursache allein beim Trainer zu suchen. Gleichwohl lobt Berthold das durchaus kopierbare „Modell Magath“, der seine ganzen Stab beim Vereinswechsel mit nach Schalke nahm.

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