"Ist das hier das WM-Finale?", fragte Fußball-Nationalspieler Christoph Kramer den Schiedsrichter im Endspiel 2014. Zuvor hatte Dr. Müller-Wohlfahrt, Deutschlands wohl bekanntester Sportarzt, den Mittelfeldspieler trotz einer schweren Gehirnerschütterung zurück aufs Feld geschickt. Ein fataler Fehler, der aber keinen Einzelfall darstellt: Im Champions-League-Finale 2018 spielte Liverpools Torhüter Loris Karius trotz einer Gehirnerschütterung weiter. Zwei Karius-Aussetzer später war das Finale für Jürgen Klopps Liverpooler verloren.
- Hintergrund: Der Sport hat ein Kopfproblem
Der Spitzensport, der eigentlich eine Vorbildrolle einnehmen sollte, gibt hier ein ganz schlechtes Bild ab. Die Gründe dafür sind einfach. Die Regeln lassen keine zeitaufwändige Untersuchung zu. Ein Spieler der draußen einen Test auf Gehirnerschütterung durchläuft, fehlt auf dem Spielfeld. Andererseits ist das Wechselkontingent aber begrenzt. Ein möglicherweise früher Wechsel schränkt die taktischen Möglichkeiten im Verlauf des Spiels zu stark ein.
Der Amateursport als Nachahmer
Eine Regeländerung könnte nicht nur den Druck vom medizinischen Personal nehmen, sondern auch die Aufmerksamkeit auf eines der unterrepräsentiertesten Themen des Sports lenken. Beispielsweise könnte es erlaubt werden, Spieler die eine Kopfverletzung erlitten haben, für die Dauer der Diagnose zu ersetzen. Erst wenn der Spieler dann wirklich ausgetauscht werden muss, belastet es auch das Wechselkontingent, wie bei jedem anderen verletzungsbedingten Wechsel.
Begründen ließe sich diese Ausnahme mit der besonderen Brisanz einer Kopfverletzung, die zur Lebensgefahr werden kann. Der Amateursport, in dem zigmal mehr Kopfverletzungen geschehen, würde wie immer zum Nachahmer der Profis werden und die Gesundheit der Spieler stünde endlich wieder im Mittelpunkt.