Nachwuchsarbeit im Eishockey ist ein schwieriges Unterfangen. Der Sport ist zeitintensiv und kostspielig, hinzu kommen die begrenzten Möglichkeiten der Spielstätte. Der Augsburger EV hat bislang keine Sorgen, wenn es um seine Kleinsten geht. Der Zulauf ist enorm, Eishockey ist in Augsburg keine Randerscheinung, sondern fest in den Köpfen der Sportbegeisterten verankert. Die Voraussetzungen sind entsprechend gut, ausreichend Unterbau vorhanden. Dennoch muss der AEV aufpassen, den Anschluss nicht zu verpassen. Sollten die Panther aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) absteigen, werden sie noch stärker auf Spieler auf den Nachwuchs angewiesen sein.
Toptalente werden sich seltener dem Augsburger EV anschließen
Schon jetzt trifft es den AEV, dass die U20 nicht mehr zur Elite der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) zählt. Toptalente spielen in Köln, Berlin oder Düsseldorf. Wegen des schwierigeren Schulsystems in Bayern bestand ein Standortnachteil, erschwerend kommt nun die niedrigere Liga hinzu. Toptalente im Teenageralter werden sich künftig zweimal überlegen, ob der AEV die richtige Adresse ist, um den Traum vom Eishockeyprofi zu verwirklichen. Mit kompetenten Trainern, ausgebauter Infrastruktur, gelebten Werten und einem familiären Umfeld kann der AEV punkten, womöglich muss er sich aber auch im Scouting, in der Kaderplanung oder der sportlichen Leitung breiter aufstellen und neu ausrichten.
Gleichwohl sollte der Deutsche Eishockey Bund (DEB) darüber nachdenken, neue Anreize zu schaffen. Gute Nachwuchsarbeit muss sich lohnen. Im Zertifizierungsprozess profitieren immer weniger Klubs, weil der Standard inzwischen beinahe überall erfüllt wird. Ausbildungsentschädigungen, die aufnehmende an abgebende Vereine zahlen müssen, könnten eine Möglichkeit sein. Wie im Fußball, wäre auch denkbar, dass die DEL-Vereine nicht nur U23-Spieler im Kader haben müssen, sondern dass diese im eigenen Nachwuchs ausgebildet worden sind. Stichwort "Local Player". Nicht zuletzt könnte eine Ausbildungsliga installiert werden, in der es keinen Abstieg gibt. In einem geschlossenen System wäre das Tun der Top-Talente davon geprägt, etwas gewinnen zu können. Und nicht vom Druck, etwas zu verlieren.