Um 21.07 Uhr hatte dann auch Christian Wück mal einen Moment, um durchzuatmen. Und es meldete sich offensichtlich der Hunger. "Jetzt wird's Zeit für 'ne Currywurst", sagte der Fußballtrainer, der mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft in diesem Jahr Europa- und schließlich auch Weltmeister geworden ist.
Der 50-Jährige ist am Montagabend in seiner Heimat Gänheim im Landkreis Main-Spessart empfangen worden, genauer gesagt im Vereinsheim der DJK, Wücks Jugendverein. Mehrere Hundert Menschen waren gekommen, um ihren Christian zu feiern. Einige Deutschland-Trikots an den Wänden, noch mehr Deutschland-Trikots an den Körpern der Menschen. Ausnahmezustand.

Zum Auftakt wurde Wück begrüßt, wie es sich für eine Veranstaltung, bei der Fußball im Mittelpunkt steht, gehört. "Hier ist unser Christian ...", rief der Moderator, der im wahren Leben vermutlich gar keiner ist, seinen Job an diesem Abend aber außerordentlich gut machte. "... Wück!", entgegnete das Publikum lautstark.
Nachdem Wück, schwarzes Hemd, graue Stoffhose, weiße Sneaker, einen Fresskorb erhalten und unter anderem Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer sowie Bayerns Kultusministern Anna Stolz (Freie Wähler) ihre Reden gehalten hatten, wurde der Erfolgscoach zum Ehrenmitglied der DJK Gänheim erklärt. Es gibt exakt ein weiteres – Wücks Jugendtrainer Walter Bauer.

Anschließend folgte der sportlichste Teil des Abends: Wück hielt einen Vortrag über den Weg seiner Mannschaft, die er drei Jahre begleitet hatte, zeigte Bilder und Videos, die zum Teil noch nirgends gezeigt wurden. Und schnell wurde klar: Dieser Mann ist ein besonderer Trainer. So wie der 50-Jährige erzählte – motivierend, überzeugend – wären wohl einige im Raum bereit gewesen, sich sofort die Fußballschuhe zu schnüren und auf den Platz zu laufen.
Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man inzwischen einiges gewohnt. Insbesondere diejenigen, die die Dokumentation über die verpatzte Männer-WM in Katar gesehen haben. Da wurde die Mannschaft mit Graugänsen verglichen. Das mag inhaltlich schon Sinn ergeben, ob es die Spieler erreicht, steht auf einem anderen Blatt.
Christian Wück und sein Trainerteam beweisen Kreativität
Wück und sein Team haben ihre Spieler definitiv erreicht. Unter anderem mit kreativ gestalteten "Playercards". Das waren Karten, von denen jeder der Akteure eine individuell auf ihn zugeschnittene bekommen hat. Versehen waren die Karten mit einem Hashtag, beispielsweise "#maschine". Dazu drei Attribute, die das Trainerteam besonders am Spieler schätzt.
Jeder der jungen Männer hat seine Karte zu Beginn des Turniers bekommen, zusätzlich gab es von jeder eine Kopie am jeweiligen Platz in der Kabine. Das Trainerteam hatte die Mannschaft außerdem in Gangster und Schwiegersöhne aufgeteilt – um ihr dann zu zeigen, wie sie jeweils voneinander profitieren können.
Anschließend an den Vortrag gab es am Montag noch eine Auktion von DFB-Utensilien, die Wück mitgebracht hatte. Ein Trikot, unterschrieben vom Trainer und bald auch noch von den Spielern, ging für 800 Euro weg. Ersteigert von der DJK Gänheim und dem Vereinsring. Insgesamt wurden mehr als 1500 Euro erlöst, die den Sternstunden des Bayrischen Rundfunks zugutekommen.
Wück sagte selbst: "So wie der Abend war, war er perfekt." Man stelle sich vor, dieser Mann trainiert irgendwann die A-Nationalmannschaft ähnlich erfolgreich.