Das Alleinsein hat ein Ende. Ein Ende, das vorhersehbar war und deshalb niemanden wundern musste. Schließlich sind Holzkirchhausen und Neubrunn keine Einzelfälle, denn vielerorts werden die Spielerdecken immer dünner. Letztlich so dünn, dass es nur noch einen Ausweg gibt: Partner suchen und den Bund der Fußball-Ehe eingehen. „Natürlich wäre es uns allen lieber, wenn jeder für sich weiter eine Mannschaft stellen könnte, aber es geht halt nicht mehr“, betont Gerhard Heimann. Der Holzkirchhausener steht zusammen mit dem Neubrunner Winfried Müller gleichberechtigt an der Spitze des neuen FSV 07. „Ich habe eigentlich gedacht, dass dieses Problem vielleicht in zehn Jahren mal auf uns zukommt“, sagt Heimann, dessen Verein allerdings schon länger mit Nachbarn geflirtet hatte, u. a. auch mit dem Kreisligisten FC Holzkirchen.
Dass die Hochzeitsglocken nun schneller als geplant läuteten, geschah mehr auf Drängen der Neubrunner. Die waren 2006 sang- und klanglos aus der Kreisklasse abgestiegen und plötzlich vor einem Scherbenhaufen gestanden. Winfried Müller erinnert sich, dass im April 2006 lediglich noch fünf, sechs Leute zum Training erschienen. „Nachdem unser Trainer Tobias Müller an eine Schule nach Frohnlach versetzt worden war, ging es steil bergab“, erklärt Müller den Hauptgrund des rasanten Niedergangs, der zur Einstellung des Spielbetriebs führte.
Damals waren die Weichen für die Fusion mit Holzkirchhausen zwar schon gestellt, doch die Zeit reichte nicht mehr, um sie auch zu verwirklichen. Einige Neubrunner wechselten deshalb nach Holzkirchhausen und überbrückten dort die fußballlose Zeit. Mit dem SV Holzkirchhausen beendeten sie in der A-Klasse 8 die Saison auf Tabellenplatz elf.
Das soll sich nun ändern. Trainer Roland Knauer will mit dem FSV 07 wesentlich besser abschneiden und bezieht die Zuversicht auch daraus, dass einige Jugendspieler aus der JFG Welsbachtal hinzu kommen. Die Spielerdecke ist nun gar so groß, dass der FSV 07 sich entschieden hat, auch die Reserve aufstiegsberechtigt spielen zu lassen.
Beiderseits überwiegt der Optimismus. Müller glaubt zwar, dass „Neubrunn nie ein richtiges Fußballdorf wird“, doch er weiß auch, dass in den kommenden Jahren immer wieder Nachwuchs nachrücken wird. Dass der Fußball in einer Gemeinde, die immerhin 1800 Einwohner beheimatet, schwer auf die Beine kommt, hat nach Müllers Meinung traditionelle Gründe. „Der FV Neubrunn ist ein Breitensport-Klub“, sagt er über seinen 630 Mitglieder zählenden Acht-Sparten-Verein.
Auf jeden Fall wird in Neubrunn bald wieder gekickt. Und zwar findet jedes zweite Heimspiel des FSV 07 auf dem FV-Sportgelände am Schwimmbad statt. Die Vereinbarung über die Spielstätte ist ein Teil der Vereinbarung, die in „absolut fairen Gesprächen“ (Heimann) getroffen wurde. Die neuen Vereinsfarben setzen sich aus dem Rot (abgeleitet von SV Rot-Weiß Holzkirchhausen) und dem Neubrunner Blau zusammen. Ausgelost wurde sogar, welcher Ort im neuen Vereinsnamen an erster Stelle steht und dass der Unterlegene des Losduells quasi als Ausgleich den Vereinssitz bekommt.
Heimann und Müller hatten keine großen Probleme, den Mitgliedern der Stammvereine die Fusion schmackhaft zu machen. In Neubrunn waren 45 der 47 versammelten Mitglieder für die „Vernunft-Ehe“. Und auch beim 300 Mitglieder zählenden SV Holzkirchhausen gab es kaum Widerrede. Selbst beim neuen Namen waren sich alle schnell einig. Die Idee, den neuen Klub nach einem Weiler zu benennen, der bis zu seiner Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg zwischen den beiden Orten lag, wurde recht schnell wieder aufgegeben: Für einen Fußballsportverein Helsenmark – so hieß der zu Grunde gerichtete Ort – fanden sich nur wenige Fürsprecher.
Daten & Fakten
FSV Holzkirchhausen-Neubrunn 07: Gleichberechtigte Vorsitzende: Gerhard Heimann und Winfried Müller, Kassier: Manfred Billing, Schriftführer: Dominik Müller. Mitglieder: 50, Vereinsfarben: rot-blau, Spielstätte: wechselweise in Holzkirchhausen und Neubrunn, Trainer: Roland Knauer.