Die Basketballerinnen des TV Marktheidenfeld haben im Play-off-Halbfinale um die Regionalliga-Meisterschaft gegen USV Jena mit einem umkämpften 66:64 (12:14, 31:32, 48:49)-Heimsieg ein Entscheidungsspiel erzwungen. Gegen die zuvor ungeschlagene Thüringerinnen sorgte eine geschlossene Mannschaftsleistung des Teams um Topwerferin Eva Barthel für den unerwarteten 1:1-Ausgleich in der Best-of-three-Serie.

"Keiner hat an uns geglaubt, nur wir selbst", jubelte TVM-Trainer Fabian Barthel fast pathetisch. Und tatsächlich: Nach der deutlichen 58:83-Niederlage im ersten der maximal drei Duelle in der Serie um den Einzug ins Play-off-Finale lag die Favoritenrolle klar bei Jena. Zu dominant war Jena mit den beiden Vollprofis Marta Micenko und Celeste Mershimer bisher aufgetreten, zu ausgeglichen agierte das Team.
Dennoch machten sowohl Trainer Barthel als auch seine Schwester und Mannschaftskapitänin Eva Barthel im Vorfeld eine Ansage: "Wir wollen auf jeden Fall ein Spiel gegen Jena holen!"
Als nach vier gespielten Minuten Marktheidenfeld mit 0:8 zurücklag, schienen die Träume vom Heimsieg weit weg. Auch als drei Minuten später Aufbauspielerin Franziska Kirchhoff beim Stand von 4:13 mit drei Fouls ausgewechselt wurde, war das nicht gerade zuträglich für die Stimmung in der heimischen Halle. Dennoch schaffte es der TVM dank eines 8:0-Laufs das Spiel bis zum Ende des ersten Viertels ausgeglichen zu gestalten (12:14, 10. Minute).
Vollprofis müssen 40 Minuten spielen
"Richtig ins Spiel kamen wir aber erst, als wir angefangen haben, hochprozentig zu treffen", so TVM-Trainer Barthel. Ferner baute die Heimmannschaft ihre seit Jahren erfolgreich praktizierte Pressverteidigung auf. Dabei wird der Gegner über das ganze Spielfeld bereits im Spielaufbau unter Druck gesetzt – mit dem Ziel, Ballverluste zu erzwingen. Jedoch verfügt Jena mit Mershimer über eine Spielerin, die gekonnt mit dem Ball umgehen kann. Dennoch verfehlte die couragierte Verteidigung der Marktheidenfelderinnen ihre Wirkung nicht, denn Jena konnte es sich fortan nicht erlauben, seinen Topspielerinnnen Verschnaufpausen zu gönnen. Beide Profis spielten 40 Minuten durch, was sich mit fortgesetzter Spieldauer als Vorteil für den TVM erweisen sollte.
In der Folge entwickelte sich ein hochspannendes Spiel auf Augenhöhe, alleine die Führung im zweiten Viertel wechselte sechsmal hin und her. Mit dem Pausensignal lag Marktheidenfeld hauchdünn mit 31:32 zurück.
Nach der Halbzeitpause fand das hochklassige Spiel seine Fortsetzung. Während auf Jenas Seite Marta Miscenko mit elf Punkten fast im Alleingang für Jenas Punkte sorgte, hielten bei Marktheidenfeld zunächst Eva Barthel mit acht und kurz darauf Raphaela Jochimcyzk mit sieben Punkten in Folge dagegen. Dass Jenas Centerspielerin in dieser Phase dominant auftrat, lag an der Verteidigungstaktik von TVM-Trainer Barthel. "Wir hatten uns entschieden, Mershimer den Wurf zu nehmen und sie zum Korb zu zwingen. Dort bekam die Verteidigerin dann Hilfe von einer unserer großen Spielerinnen. Auf der einen Seite hat das die Erfolge der gegnerischen Aufbauspielerin reduziert, auf der anderen Seite hat sie natürlich oft ihre Mitspielerinnen gefunden. Aber am Ende war dieser Kniff erfolgreich", erklärt Barthel seine taktischen Gedankenspiele.
Dramatische Schlussphase
Die Partie blieb bis zum Ende eng, so dass eine Minute vor Schluss die Spannung kaum zu überbieten war – es stand 61:61. Zunächst erzielte Eva Barthel ihren dritten erfolgreichen Dreipunktewurf im Spiel. Der TV Marktheidenfeld führte mit 64:61. Jena nahm eine Auszeit, um einen Spielzug abzusprechen, den die amerikanische Aufbauspielerin Mershimer mit einem erfolgreichen Dreier abschloss – 64:64 bei 15 Sekunden Spielzeit auf der Uhr, Ballbesitz Marktheidenfeld. Nachdem ein erster Wurfversuch von Nina Wucherer erfolglos blieb, landete der Rebound bei Eva Barthel. Fünf Sekunden vor Schluss versenkte diese den Ball aus der Mitteldistanz zur 66:64-Führung im gegnerischen Korb. Zwar hatte Jena noch einmal Ballbesitz, der Notwurf auf der eigenen Hälfte ging jedoch daneben, so dass Marktheidenfeld die Überraschung perfekt war.
Während sich die Marktheidenfelder Spieleinnen jubelten, verließen die Jenaerinnen mit gesenkten Köpfen das Spielfeld, hatten sie doch seit Saisonbeginn die erste Niederlage kassiert.
Trainer Barthel sprach nach dem Sieg für das ganze Team: "Das war eine gelungene Überraschung und ehrlich gesagt ein doch recht unerwarteter Sieg. Auch wenn ich nur acht Spielerinnen einsetzen konnte, so hat doch jede das Beste gezeigt. Wir sind ein tolles Team!"
Entscheidung in Jena
Durch den Sieg hat Marktheidenfeld das Entscheidungsspiel in Jena am kommenden Wochenende erzwungen. In welcher Besetzung der TVM antreten wird, ist noch unklar, da einige Spielerinnen voraussichtlich nicht verfügbar sein werden.
Topwerferinnen, Marktheidenfeld: Barthel 25, Jochimczyk 14, Wucherer 9; Freiwurfquote: 86% (12 von 14 Freiwürfen); Jena: Miscenko 19, Mershimer 18, Feistkorn 11, Schwarz 8; Freiwurfquote: 59% (10 von 17 Freiwürfen). Zuschauende: 100.