Es gab schon schlechtere Dramaturgien: Am letzten Hinrunden-Spieltag in der Fußball-Kreisliga Würzburg 2 stehen sich an diesem Sonntag, 20. Oktober, der Tabellenzweite FV Gemünden/Seifriedsburg (2. Platz/37 Punkte) und der punktgleiche Spitzenreiter FV Helmstadt (1./37 Uhr) im direkten Duell gegenüber. Fünf Fragen und Antworten zu der Partie, die um 15 Uhr auf dem Sportgelände in der Gemündener Duivenallee angepfiffen wird.

War die Konstellation so erwarten?
Dass sich die beiden Kontrahenten am letzten Hinrunden-Spieltag in dieser Konstellation begegnen würden, kommt unerwartet. Als Topfavorit war der im Frühsommer in der Relegation äußerst unglücklich am Bezirksliga-Aufstieg gescheiterte TSV Neuhütten-Wiesthal gehandelt worden, der zahlreiche Fußballer mit höherklassiger Erfahrung in seinen Reihen hat. Allerdings haben die Kicker aus dem Hochspessart, die bis zur Winterpause auf ihren Topstürmer Christian Breunig verzichten müssen, schon sechs Punkte Rückstand auf das Spitzenduo, gegen das sie die direkten Vergleiche jeweils klar verloren haben.
Der FV Helmstadt als Bezirksliga-Absteiger war vor der Saison seinerseits etwas unter dem Radar geflogen. "Es war uns ganz recht, dass vor der Saison jeder von Neuhütten gesprochen hat. Aber wir haben letzte Saison in der Bezirksliga 30 Punkte geholt. Angesichts dessen kannst du schon den Anspruch haben, in der Kreisliga vorne mitzuspielen", betont Helmstadts Trainer Dirk Pschiebl.
Dagegen ist der Höhenflug der FV Gemünden/Seifriedsburg – in der abgelaufenen Runde nur Kreisliga-Achter – eine echte Überraschung. "Wir haben jetzt schon genauso viele Punkte wie in der gesamten letzten Saison", sagt Gemündens Trainer Jens Fromm, dessen Team sich vor der Runde personell kaum verändert hat und erst am vergangenen Sonntag beim 1:4 in Steinfeld die erste Saisonniederlage hinnehmen musste.

Was zeichnet die FV Gemünden/Seifriedsburg aus?
Dirk Pschiebl hat am vergangenen Sonntag die 1:4-Niederlage der FV Gemünden/Seifriedsburg in Steinfeld beobachtet, bei der der Helmstädter Gegner seine Qualitäten clever versteckte. Doch der Trainer hat sich anderweitig informiert: "Die haben eine richtig gute Offensive und sind sehr spielstark", sagt Pschiebl über den sonntäglichen Kontrahenten.
Besonderes Augenmerk richten die Helmstädter auf Torjäger Tim Strohmenger: Der frühere Bayernliga-Stürmer hat in der laufenden Runde schon elf Treffer für Gemünden/Seifriedsburg erzielt. Dazu kommen mit Moritz Strohmenger und Artur Jurkin weitere spielstarke Offensivkräfte. Als weiteren Vorteil führt Fromm an, dass seine Mannschaft unbelastet in die Partie gehen könne und keinen Druck verspüre: "Wir müssen nicht. Die Jungs freuen sich einfach auf das Spiel."
Was sind die Stärken des FV Helmstadt?
"Helmstadt ist eine abgezockte Mannschaft mit erfahrenen Spielern", sagt Fromm, der beim Gegner Akteure wie Kevin Schmidt (Angriff), Manuel Scheller (zentrales Mittelfeld) oder Kai Schlagmüller (linke Außenbahn) besonders hervorhebt. Die Coach der Heimelf sagt über die Helmstädter: "Die sind nicht umsonst Meisterschaftsfavorit Nummer eins."

Eine Helmstädter Qualität ist auch, dass sich die Torschützen auf viele Spieler verteilen, eine weitere die starke Defensive. Pschiebls Mannschaft hat in den vorherigen drei Kreisliga-Spielen kein Gegentor kassiert.
Wo lauern mögliche Probleme?
In der Regel haben Kreisligisten nicht die Kadergrößen, über die höherklassige Vereine verfügen. Sprich: Ausfälle wiegen schwer, speziell, wenn Leistungsträger betroffen sind. "Zu Saisonbeginn hatten wir 18 Feldspieler, da mussten wir zwei immer in die zweite Mannschaft schicken. Jetzt ist das alles ein bisschen enger geworden", sagt Fromm, der am Sonntag in Steinfeld nur drei Ersatzspieler auf der Bank hatte. Besonders weh tun den Gastgebern die verletzungsbedingten Ausfälle von Stammkeeper Marcel Jamil und Kapitän Jan Vogt.

Auch der Gast muss mit einigen namhaften Ausfällen zurechtkommen. Neben dem am Kreuzband verletzten Toptorschützen Robert Hünlein (bisher sieben Saisontore) fehlen auch Kai Schlessmann, Sascha Hill und wohl auch Marlon Geyer. Dafür haben sie aus der Not eine Tugend gemacht: Mit Aurel Bekteshi hat ein Jugendspieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. "Der Junge macht richtig Spaß", sagt sein Trainer Pschiebl über ihn.
Auf Gemünden/Seifriedsburg kommt als Überraschungsmannschaft noch die Herausforderung zu, sich mit der Rolle als Spitzenmannschaft zurechtzufinden. "Die Gegner treten gegen uns anders auf als noch zu Saisonbeginn", berichtet Fromm.
Wer hat für die Restsaison die besseren Perspektiven?
Wohl der FV Helmstadt, der ein Spiel weniger als der Gegner absolviert hat und im Nachholspiel gegen den SV Veitshöchheim am 23. November noch zusätzlich punkten kann. Zudem hat das Team von Dirk Pschiebl auch beim Rückspiel am 16. Mai 2025 Heimrecht. Sollte die Meisterschaftsentscheidung dann noch nicht gefallen sein, stünde auf dem engen Sportgelände am Helmstädter Krambergweg am allerletzten Spieltag ein spannendes Saisonfinale an.