Tischtennis (rw/jr)
Regionalliga Süd SB Versbach – TB/ASV Regenstauf (Samstag, 14 Uhr, Pleichachtalhalle)
Ein Montagabend im September. In der Trainingshalle des SB Versbach stehen sich die Tischtennis-Spieler an den dunkelgrünen Platten gegenüber. Trainingsschweiß liegt in der Luft, Bälle werden geschupft, gezogen und gekontert. Im vorderen Teil der Halle wird das typische Klick-klack der kleinen Zelluloidbälle schneller und schneller. Thomas Theissmann zieht einen Topspin nach dem anderen diagonal über den Tisch, schneller Armzug, Drehung in der Hüfte, immer wieder und wieder.
Sein Gegenüber, John Wall, schwedischer Neuzugang des Regionalliga-Teams von der Pleichach, blockt den Ball mit stoischer Gelassenheit zurück. Ball für Ball beinahe zentimetergenau an dieselbe Stelle. Was spielerisch leicht wirkt, ist das Resultat tausender Trainingsstunden. „Als Kind habe ich meine ganze Freizeit in der Trainingshalle verbracht“ erzählt der Skandinavier später lächelnd in einer Trainingspause.
Es ist ein ansteckendes Lächeln, und der 33-jährige erweist sich nicht nur als angenehmer Gesprächspartner, sondern auch als erstaunlich sprachbegabt: „Entschuldige meine schlechte Grammatik“, formuliert er fehlerfrei, „ich spreche erst seit März Deutsch.“
Begonnen hat alles bei Ängby SK, einem Klub, der in Schweden bekannt ist für exzellente Jugendarbeit. Die Tischtennis-Legenden Jan Ove Waldner und Mikael Appelgren sind aus dieser Talentschmiede hervorgegangen. Und auch bei Wall hat sich der Trainingseifer ausgezahlt: Jugendnationalspieler wurde er, zehn Jahre lang spielte er als Profi in Schwedens erster Liga, und mit Eslöv AI BTK wurde er zwei Mal schwedischer Mannschaftsmeister.
Im März dieses Jahres kam dann der Umzug nach Würzburg. Bei ESN, einem Hersteller für Tischtennisbeläge mit Sitz im unterfränkischen Hofheim im Landkreis Haßberge, ist er seitdem zuständig für die Markt- und Kundenbetreuung. Dass Mannschaftskollege Thomas Theissmann ebenfalls bei ESN arbeitet, hat sich als glückliche Fügung für den Tischtennis-Regionalligisten aus dem Würzburger Stadtteil erwiesen. „Als ich erfahren habe, dass John Tischtennis spielt, habe ich ihn einfach mal zum Training mitgenommen.
Der Rest hat sich ergeben“ erzählt Theissmann. Auch für SBV-Abteilungsleiter Hubert Uhl passt der Skandinavier perfekt ins Versbacher Konzept: „Wir wollen hier Spieler, die in Würzburg leben, arbeiten oder studieren, eine Bindung an den Verein haben und nicht das große Geld verdienen wollen.“
In Würzburg fühlt sich der Schwede wohl. „Viele Kirchen habt ihr hier, das ist mir aufgefallen“, erzählt der Hobby-Golfer (Handicap 5,6). Seine Freundin ist zwar in Stockholm geblieben, von seinem letzten Besuch in der Heimat hat er aber seine drei Katzen mitgebracht. „Jetzt fühle ich mich nicht mehr einsam“, lacht er. Walls sportliche Qualitäten, das haben auch seine bisherigen Partien gezeigt, stehen außer Frage: Von seinen vier Spielen im mittleren Paarkreuz der Versbacher hat er drei gewonnen, nur dem tschechischen Altinternationalen und Ex-Bundesligaspieler Tomas Pavelka aus Ansbach musste er sich knapp beugen.
Ohne Wall und Theissmann, die beide beruflich in China weilten, mussten die Versbacher zuletzt in Effeltrich die erste Saisonniederlage hinnehmen. Wenn am kommenden Samstag mit dem TB/ASV Regenstauf der aktuelle Tabellenzweite seine Visitenkarte an der Pleichach abgibt, werden beide wieder an der Platte stehen – und mit ihnen das Klackern der Bälle . . .