Wenn man nach nunmehr acht Spieltagen noch immer nicht mehr als vier Tore erzielt hat, kann man schon einmal ins Grübeln kommen. Bei Fußball-Drittliga-Aufsteiger FC Würzburger Kickers gibt sich Trainer Bernd Hollerbach trotz der Torflaute vor der Partie gegen den Halleschen FC (Samstag, 14 Uhr, flyeralarm Arena) zwar betont gelassen, insgeheim wird aber auch er tüfteln, wie das Angriffsspiel der Kickers gegen die zuletzt gerade defensiv starken Gäste zu verbessern ist. Und in diesen Überlegungen wird Nejmeddin Daghfous eine gewichtige Rolle spielen. Am vergangenen Wochenende bei der 0:1-Auswärtsniederlage gegen die Mainzer Reserve gab der 28-jährige Deutsch-Tunesier seine Premiere im Kickers-Dress. Eine gute halbe Stunde vor Ende wurde er eingewechselt. Für Daghfous war es ein Neubeginn an einem für ihn bekannten Ort.
In Mainz am Bruchweg hatte er einst seine Profikarriere begonnen. Vom KSV Baunatal war der gebürtige Kasseler 2006 nach Mainz an den Bruchweg gewechselt. Dort schaffte er den Sprung ins Zweitliga-Team des FSV, absolvierte auch ein U-20-Länderspiel. SC Paderborn, Preußen Münster und VfR Aalen hießen seine weiteren Stationen. Immerhin ein Erstliga-Spiel steht auch in seiner Vita.
Am 11. Mai 2013 wurde er in der Partie des FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach zwölf Minuten vor dem Ende eingewechselt. Die Geschichte seiner Karriere war nicht immer eine glückliche. „Ich hatte oft Steine im Weg, und ich habe sie immer übersprungen“, sagte er im Frühjahr dieses Jahres in einem Gespräch mit der in Kassel erscheinenden „Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen“. Das Bild zu dem Text zeigt ihn im Krankenbett.
Beim damaligen Zweitligisten in Aalen spielte Daghfous in der Hinrunde eine auffällige Rolle. Dann riss ihm in dem Wintertrainingslager des VfR im türkischen Side das Kreuzband. Die Aalener stiegen ab, Daghfous' Vertrag lief aus. „In meinem Alter, zu diesem Zeitpunkt war diese Verletzung sehr ärgerlich. Ich hatte nach der guten Hinrunde gerade Gespräche mit einigen Vereinen geführt. Und dann musste ich wieder bei Null beginnen“, sagte Daghfous am Donnerstag nach dem Training mit den Kickers in Randersacker. Die Freude wieder auf dem Platz zu stehen ist ihm anzumerken. Hätte es die Verletzung nicht gegeben, die Kickers wären bei dem offensiven Mittelfeldmann wohl nicht zum Zug gekommen.
Als Ort für seinen Neustart wählte Daghfous Würzburg, weil er nach einem Gespräch mit Trainer Bernd Hollerbach und Aufsichtsratschef Thorsten Fischer ein gutes Gefühl gehabt habe und auch weil es von hier aus nicht weit ist nach Frankfurt, „meine zweite Heimat“, wie Daghfous sagt. Das Online-Portal „transfermarkt.de“ beziffert Daghfous Marktwert auf 350 000 Euro. Das ist hinter Rico Benatelli (400 000 Euro) der zweithöchste Wert im Kickers-Kader. Dementsprechend groß sind die Erwartungen, auch wenn Trainer Hollerbach, um Geduld mit dem Neuzugang bittet: „Er hat acht Monate lang kein Spiel bestritten. Man hat schon in Mainz an Ansätzen gesehen, dass er uns helfen wird. Er wird nur fit werden, wenn er auch spielt.“ Der Deutsch-Tunesier soll für kreative Elemente im Spiel der Würzburger sorgen.
Ob Daghfous aber der Spieler ist, der die nun schon wieder zwei Spiele anhaltende Torflaute der Kickers beendet? „Eigentlich“, sagt der 26-Jährige bin ich eher ein Vorbereiter. Aber mit dem Alter kommt die Reife und auch die nötige Ruhe vor dem Tor. Ich hoffe, dass ich in dieser Saison auch noch ein paar Treffer erziele.“ Auf jeden Fall kündigt er an: „Wenn der Trainer mich braucht, dann bin ich da.“
FC Würzburger Kickers – Hallescher FC (Samstag, 14 Uhr, flyeralarm Arena)
Der Gegner Nach vier Punkten aus den beiden Spielen gegen den VfB Stuttgart II (3:0) und bei der SG Großaspach (0:0) unter dem neuen Trainer Stefan Böger steht der Hallesche FC zwar noch immer auf einem Abstiegsplatz. Doch beim Tabellen-18. aus Sachsen-Anhalt ist ein Stimmungswandel eingeleitet. Vor der Partie in Würzburg hat sich HFC-Kapitän Tim Kruse auch die ungewöhnliche Kickers-Torbilanz von 4:3 angeschaut: „Wenn man sich diese Zahlen anschaut, dann kann man ahnen, was uns für ein Spiel erwartet. Wir nehmen uns trotzdem vor, guten Fußball zu spielen“, sagt der Hallenser Spielführer mit Blick auf das dritte Spiel nach dem Trainertausch.
Der Schiedsrichter Sören Storks leitet am Samstag in Würzburg sein 31. Drittliga-Spiel. Der 26-Jährige aus Velen in Nordrhein-Westfalen leitet seit 2012 Drittliga-Partien. Vor dieser Saison ist er aufgestiegen: Storks leitet nun auch Zweitliga-Spiele. In dieser Spielzeit kam er beim 1:0-Sieg des FSV Frankfurt gegen den FC St. Pauli zum Einsatz. Auch in der ersten Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs war Storks als Schiedsrichter der Partie zwischen dem SV Elversberg und dem FC Augsburg 1:3 n.V.) mit von der Partie. In der Ersten Liga ist der Jurist seit dieser Spielzeit als Linienrichter im Einsatz. Bei den Partien Hertha BSC Berlin gegen Werder Bremen (1:1) und FC Ingolstadt gegen VfL Wolfsburg (0:0) fungierte Storks als Assistent von Schiedsrichter Sascha Stegemann. Die personelle Situation Zwar konnte Innenverteidiger Clemens Schoppenhauer aufgrund einer Prellung am Fuß in dieser Woche nicht voll trainieren, einem Einsatz steht aber nichts entgegen. Daniel Nagy befindet sich derzeit im Aufbautraining, das Spiel gegen Halle kommt für den Offensivmann aber noch zu früh.
Definitiv fehlen werden die beiden Langzeitverletzen Nico Herzig (Meniskusanriss) und Daniele Bruno (Kreuzbandriss) und der nach seiner Roten Karte gegen Erfurt gesperrte Spielführer Amir Shapourzadeh. Das Spiel im TV Das Bayerische Fernsehen überträgt auch diese Partie in einem Livestream im Internet (wwww.br.de) in voller Länge. Eine Zusammenfassung gibt es im Bayerischen Fernsehen in der Sendung „Blickpunkt Sport“ ab 17 Uhr. Die Ticketsituation 3000 Tickets wurden für diese Partie im Vorverkauf abgesetzt. Insgesamt hoffen die Kickers auf 4000 bis 5000 Besucher am Dallenberg. Karten gibt es auch am Samstag im Vorverkauf im Internet (www.fwk.de), bei my3D“ (Eichhornstraße) und der Main-Post-Geschäftsstelle (Plattnerstraße). Die Stadionkassen öffnen um 12 Uhr.