Der TSV Aubstadt hat das Finale um den bayerischen Toto-Pokal beim FV Illertissen verloren. Nach 90 spannenden Minuten hieß es 1:1 (0:0), im Elfmeterschießen setzte sich Illertissen 4:3 durch. Endstand: 5:4 nach Elfmeterschießen für den FVI.
"Wir müssen uns jetzt erst einmal schütteln und werden dann in der nächsten Saison wieder angreifen", hatte Victor Kleinhenz, der Trainer des TSV Aubstadt, schon kurz nach dem dramatischen Ende begonnen, die Enttäuschung wegzudrücken.

Michael Dellinger verletzt sich kurz vor Spielbeginn an der Achillessehne
Gab es eine erste entscheidende Szene des Spiels schon eine Viertelstunde vor dem Spiel? Michael Dellinger, der Zentrumsstein im Angriff des TSV, lag beim Aufwärmen plötzlich am Boden, hielt sich eine Hand vor das schmerzverzerrte Gesicht und fasste sich mit der anderen an die linke – ziemlich sicher gerissene – Achillessehne. Minutenlang kümmerten sich Mannschaftsarzt Peter Trus und die Physiotherapeuten um ihn.

Dann war klar: Dellinger würde nicht spielen können. "Das war ein Schock für die ganze Mannschaft", sagte Kleinhenz, "in der Kabine herrschte Totenstille. Wir haben es dann trotzdem hinbekommen, dass die Jungs mit einigermaßen Spannung auf den Platz zurückkommen".

Björn Schönwiesner rutschte so unverhofft in die Startelf, Joshua Endres in die Spitze. Sie sahen nach drei Minuten den ersten Knaller: Jannik Ikendo Wanner zirkelte einen Freistoß aus 25 Metern an die Latte, den Nachschuss setzte Goson Sakai in den weiß-blauen Himmel. Aubstadts zu ungenaue Antworten gab Endres mit einem allzu lässigen Lupfer (12.).
In der ersten Halbzeit passiert lange Zeit nicht viel
Danach, so schien es, legten beide Mannschaften ihr Augenmerk zunächst einmal auf den Füllstand ihres Kräftespeichers. Nicht die schlechteste Idee angesichts der Sonne in Illertissen. Der Attraktivität des Spiels war diese ballbesitzorientierte Phase bis zur Halbstunden-Marke freilich nicht zuträglich.

Genau wie dieser – unsichtbare – Rucksack, gefüllt mit der gedanklichen Last dieses Endspiels, der schwer auf den Schultern der Kicker saß. Mehr als ein paar Halbchancen gab es auf keiner der beiden Seiten, ein Linksschuss von Leonard Langhans aus 20 Metern ausgenommen (31.). "Wir haben schon an der ein oder anderen Stelle heute unser Spiel vermissen lassen", sagte Kleinhenz und entschuldigte das mit der Anspannung dieses Finales.

Sieben Minuten waren nach Wiederanpfiff gespielt, da zog Patrick Hofmann für Joshua Endres an, doch der Abschluss war eine Kopie dessen im ersten Durchgang: ein allzu lässiger Lupfer. Es war also dieses Mal an Illertissen, zu antworten. Kento Teranuma konnte sich nach einem langen Sololauf aber nicht zu einem Schuss entschließen (53.).
Zwölf Minuten später ließ sich Teranuma nicht von seinem Ziel abbringen. Mit hohem Tempo dribbelte er in den Strafraum des TSV Aubstadt, ließ sich nicht von Ben Müller und Christian Köttler stoppen und auch nicht von Tim Hüttl. Lukas Wenzel kam auch nicht ran und es hieß 1:0 für den FV Illertissen.

Aubstadts Trainer Kleinhenz reagierte mit einem Doppelwechsel, brachte Jens Trunk und Max Schebak für Marcel Volkmuth und den bereits verwarnten Leon Heinze. Unmittelbar vor dem Gegentor hatte er Björn Schönwiesner aus der Partie genommen und für ihn Christopher Bieber gebracht. Joshua Endres wurde so frei für die angestammte Position im offensiven Mittelfeld.
Glück für den TSV Aubstadt: Alexander Kopf köpft ins eigene Tor
Die Devise? Volle Offensive. Das zahlte sich aus, wenn der TSV Aubstadt für den Ausgleich auch eine gehörige Portion Glück benötigte. Eine harmlose Flanke verlängerte Alexander Kopf mit dem Hinterkopf über seinen verdutzten Torwart Felix Thiel hinweg ins eigene Tor (77.).
Alles auf Anfang also und die Frage: Auf das Elfmeterschießen vertrauen oder die Entscheidung in der regulären Spielzeit suchen? Illertissen entschied sich für die erste Option, Aubstadt für die zweite. Der TSV gestaltete die Schlussphase aktiv und siegorientiert – und hätte beinahe dafür gebüßt. Erst setzte Marco Gölz einen Kopfball an Aubstadts Tor vorbei (90.), tief in der Nachspielzeit blieben erst Wenzel und dann Köttler gegen Teranuma Sieger. "Vom Spiel her war es ein gerechtes 1:1. Zwei, drei Chancen für uns, zwei, drei für Illertissen", so Kleinhenz.

Puh, kurz durchatmen, Elfmeterschießen: Und da verließ den TSV Aubstadt das Glück, das er im Halbfinale gegen den TSV 1860 München noch hatte. Zwar hielt Lukas Wenzel den Schuss von Lukasz Jerzy Mozler. Aber sein Gegenüber Felix Thiel machte es noch ein klein bisschen besser: Er verwandelte nicht nur einen Elfmeter, Thiel hielt auch gegen Christopher Bieber und Max Schebak. Den entscheidenden Schuss verwandelte Kento Teranuma, der FV Illertissen war Toto-Pokal-Sieger 2021/22.
"Jeder weiß, wie es im Elfmeterschießen ist", seufzte der 30 Jahre alte Kleinhenz, "da gehört Glück dazu, das hatten wir heute nicht auf unserer Seite. Insofern ist das jetzt natürlich extrem bitter. Auf der anderen Seite ändert sich nichts daran, dass ich unglaublich stolz darauf bin, was die Mannschaft und der ganze Verein in dieser Saison geleistet haben".
Die Statistik des SpielsFußball, Toto-Pokal, Männer, EndspielFV Illertissen - TSV Aubstadt 5:4 (1:1, 0:0) nach ElfmeterschießenIllertissen: Thiel – Wegmann, Keckeisen, Kopf, Boyer (83. Kljajic) - Wanner, Maiolo (83. Bergmiller), Sakai, Glessing (75. Gölz) - Strobel (77. Mozler), Teranuma.Aubstadt: Wenzel - Langhans, Hüttl, Köttler, Feser - Volkmuth (69. Trunk), Müller (90. Behr) - Hofmann, Heinze (69. Schebak), Schönwiesner (65. Bieber) - Endres.Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach).Zuschauende: 1620.Tore: 1:0 Kento Teranuma (66.), 1:1 Alexander Kopf (77., Eigentor).Elfmeterschießen: 1:2 Joshua Endres, 2:2 Felix Thiel, Felix Thiel hält gegen Christopher Bieber, 3:2 Alexander Kopf, 3:3 Jens Trunk, Lukas Wenzel hält gegen Lukasz Jerzy Mozler, Felix Thiel hält gegen Max Schebak, 4:3 Nicolas Keckeisen, 4:4 Tim Hüttl, 5:4 Kento Teranuma.dr