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Schießen:: Feuer und Flamme für den Sport

Schießen:

Feuer und Flamme für den Sport

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    Im Anschlag wird Karsten Bindrich künftig seltener stehen: Er beendet seine internationale Karriere.
    Im Anschlag wird Karsten Bindrich künftig seltener stehen: Er beendet seine internationale Karriere. Foto: Foto: Imago/Gerhard König

    Der Schießsport findet im Allgemeinen wenig Beachtung in der Öffentlichkeit, es sei denn, es sind gerade Olympische Spiele. Dann finden auch die Sportschützen überregional in den Medien Aufmerksamkeit, besonders, wenn sich mit ihnen Medaillenhoffnungen verbinden.

    Einer, der dies erfahren hat, ist Karsten Bindrich (43) aus Eußenhausen. Er zählt seit seiner Zeit als Jugendschütze vor 30 Jahren zu den mit Abstand erfolgreichsten deutschen Trapschützen. Auch er hatte den Medienrummel kennengelernt, der ihn als Hochleistungssportler so belastete, dass er nicht mehr seine Bestleistungen abrufen konnte. „Die hängen einem schon im Voraus die Medaille um“, sagt er in Erinnerung an die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta. Da hatte er in einer Vorentscheidung bei 75 Schuss 75 Mal die Wurfscheibe getroffen und war damit heißer Medaillen-Favorit. Der Medienhype bescherte ihm eine schlaflose Nacht, und die Folge war, dass er in Anführungszeichen nur den achten Platz erreichte. „Das Jahr 1996 war trotzdem oder gerade auch deswegen eine prägende Zeit“, stellt Bindrich fest.

    Seine Karriere als Sportler begann eigentlich schon 1985, als der gebürtige Wittenberger zwölf Jahre alt und Schüler in Bad Schmiedeberg war. Da durfte er bei einem Sport-Schnuppertag mit einer Doppelbockflinte schießen. Von da an war er Feuer und Flamme für den Schießsport. Zwei Jahre lang übte er nur mit dem Luftgewehr auf die laufende Karte bzw. auf den laufenden Keiler. Bald stellten sich die ersten großen Erfolge ein. In den Jahren 1986 bis 1990 war Bindrich sechsmal DDR-Meister in den Jugendklassen. Auch international war er damals erfolgreich, denn 1991 bei der Europameisterschaft in Bologna belegte er den vierten und bei der Weltmeisterschaft im australischen Perth gar den dritten Platz.

    Sein großes Talent als Trapschütze hatte sein damaliger Trainer Herbert Freude vom PSV Korgau in Bad Schmiedeberg erkannt. Bindrich spricht von ihm mit großer Dankbarkeit. Neun Monate lang setzte er zwischenzeitlich das Training aus. Auch deswegen, weil er eine Schreinerlehre begann und 1993 erfolgreich abschloss. 1990 lernte er seine spätere Frau Diana kennen. Über sie nahm Freude Einfluss auf den zu dieser Zeit sportlich eher frustrierten jungen Mann und bewegte ihn dazu, sich dem Trapschießen wieder zuzuwenden.

    Das wirkte sich schon 1992 aus. In diesem Jahr gewann er bei der EM in Istanbul gleich dreimal die Silbermedaille (im Trap- und Doppeltrapschießen sowie mit der Mannschaft). Diesen Erfolg wiederholte Bindrich ein Jahr später bei der EM in Brünn in Tschechien.

    Ein für ihn günstiges Angebot der Firma Bauer aus Nordheim, später in Mellrichstadt, bewegte Karsten Bindrich zum Umzug nach Mellrichstadt, dem 1996 der nach Eußenhausen folgte. Dort eröffnete er auch ein Geschäft für Sportschützenbedarf, das seine Frau seither mit ihm zusammen erfolgreich leitet. Wegen der optimalen Trainingsmöglichkeiten trat er dem Schießsportzentrum Suhl-Friedberg bei, dem er nach wie vor angehört. 1994 heiratete er, seine Kinder Sarah und Jonas wurden 1997 und 2000 geboren. 1994 wurde er Sportsoldat der Bundeswehr, acht Jahre später wurde er Berufssoldat und hat heute den Dienstgrad eines Stabsfeldwebels.

    1994 wechselte Bindrich in die Erwachsenenklasse. Von da an gab es eine fast ununterbrochene Kette von großen sportlichen – nationalen und internationalen – Erfolgen. Neben mehr als 20 deutschen Meistertiteln nennt Bindrich einen zweiten Platz beim Weltcup-Schießen in Havanna in Kuba, der zweite Rang beim Weltcup im italienischen Lonato (1996) und nach einigen Jahren mit „durchwachsenen Erfolgen“, so Bindrich, Rang drei beim Weltcup in Zypern im Jahr 2001.

    Dieses Jahr war nach seiner Einschätzung das des Durchbruchs für ihn. Fast lückenlos stellten sich nun in den nächsten Jahren nationale und internationale Erfolge ein. 2003 wurde er in Zypern Weltmeister. Seinen größten sportlichen Triumph feierte er aber im Jahr 2008, als er – erneut in Zypern – die EM mit 149 von 150 möglichen Treffern gewann und zugleich im Finale den Weltrekord aufstellte. Viele weitere Teilnahmen an kontinentalen und interkontinentalen Meisterschaften sowie den Olympischen Spielen für den Deutschen Schützenbund folgten, zuletzt nahm der Berufssoldat auch erfolgreich an den Militärweltmeisterschaften teil. 2015 gewann er die Silbermedaille und in diesem Jahr sogar die Goldmedaille.

    Seine Karriere beim Deutschen Schützenbund endet nun, bei den Militärweltmeisterschaften will er weiter dabei sein. Vor allem aber sieht er eine Zukunft in seiner Arbeit als Trainer des Deutschen Olympischen Sportbunds bei der Bundeswehr und beim Deutschen Schützenbund, wo er besonders den Nachwuchs für das Trapschießen ausbilden will. Dazu hat er in den Jahren 2008 bis 2011 in Köln das Trainer-Diplom des Deutschen Olympischen Sportbunds erworben. Bindrichs Rückblick auf seine Jahre als Sportschütze ist erfüllt von Dankbarkeit für seine Frau Diana: „Sie hat mir Rückhalt und Unterstützung gewährt – nicht unbedingt einfach für eine Mutter von zwei Kindern, wenn ihr Mann an 150 Tagen im Jahr international unterwegs ist.“ Dass er auch als Ausbilder erfolgreich ist, hat Karsten Bindrich an seinen eigenen Kindern schon nachgewiesen. Sarah und Jonas haben das Talent des Vaters geerbt und haben erste Erfolge nachzuweisen.

    Karsten Bindrich Karsten Bindrich (43) ist Berufssoldat, er wohnt mit seiner Frau Diana und den Kindern Jonas und Sarah im Mellrichstädter Stadtteil Eußenhausen und schießt für die SGi Frankfurt/Oder. Er vertrat Deutschland bei vier Olympischen Spielen: 1996 in Atlanta wurde er Achter im Trap und 15. im Doppeltrap. Anschließend konzentrierte er sich ganz auf das Trapschießen. Dabei wird mit Flinten auf Wurfscheiben geschossen. Als Munition werden Schrotpatronen verwendet. Bei internationalen Wettkämpfen besteht die Qualifikation aus fünf Serien zu je 25 Schuss, anschließend folgt das Finale der besten Sechs. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurde Karsten Bindrich Vierzehnter, in Peking 2008 Siebter und in London 2012 Elfter. Sein bestes Resultat bei Weltmeisterschaften erzielte Karsten Bindrich 2003 in Nikosia auf Zypern. Er dominierte die Konkurrenz und gewann den Weltmeistertitel. Vier Jahre später holte er – erneut in Nikosia – die Bronzemedaille. In das Finale zog er auch 2001 in Kairo (Fünfter), 2005 in Lonato (Vierter) und 2006 in Zagreb (Fünfter) ein. Die zypriotische Mittelmeerluft und der Stand in Nikosia, das passte für Karsten Bindrich immer bestens zusammen. Als 2008 die Europameisterschaften dort ausgetragen wurden, gewann er Gold im Einzel und führte auch die deutsche Mannschaft zum Sieg. Ganz knapp an Medaillen vorbei schoss er 1997 im finnischen Sipoo und 2002 in Lonato, als Karsten Bindrich jeweils Vierter wurde. Ein siebter Platz beim Weltcup-Schießen in Nikosia steht für Karsten Bindrich in diesem Jahr, dem letzten seiner Karriere für den Deutschen Schützenbund, zu Buche. Text: dr

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