Das unterfränkische Regionalliga-Bayern-Duell TSV Aubstadt gegen FC Würzburger Kickers hat es diesen Samstag um 14 Uhr in der NGN-Arena trotz bzw. wegen anhaltender Erfolglosigkeit beider in sich: Zwei total unterschiedlich strukturierte Vereine, zwei hoffnungsvoll in die Saison gestartete Mannschaften, zwei konträre Tabellenpositionen, aber vergleichbare Serien nach der Winterpause. Und deshalb bei beiden das vor einem Dreivierteljahr ausgegebene Saisonziel in Gefahr. Es kämpfen zwei Mannschaften um ihre Identität.
Die einen wollten in die Dritte Liga, die anderen in der Regionalliga bleiben. Natürlich wünschte man sich als Kickers Würzburg nicht weniger Erfolg als im Vorjahr, als man Regionalliga-Meister wurde und in der Aufstiegsrelegation an Hannover 96 II knapp scheiterte. Also bitte Meister werden und diesmal direkt in die 3. Liga rauf.
Aubstadt hat in der Regionalliga gegen Würzburg noch nicht gewonnen
Um einiges anders gelagert die Situation beim TSV Aubstadt. Dort hat sich nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte mehr als eine komplette Mannschaft, unter ihnen mehrere absolute Leistungsträger, verabschiedet. Was zumindest mathematisch durch Neuzugänge ausgeglichen wurde. Man schraubte die Ansprüche zurück, wünschte sich ein schnelles Zusammenwachsen, mannschaftliche Geschlossenheit, um eine konkurrenzfähige Mannschaft, die den Klassenerhalt möglichst frühzeitig unter Dach und Fach bringen würde. Doch die Wahrheit ist auf dem Platz. Ergebnisse sind nicht die mathematische Addition von Leistungen, manche Logik wird außer Kraft gesetzt, ein Wunschkonzert ist so eine lange Saison schon gar nicht.
Sechsmal standen sich die Kickers und der TSV in der Regionalliga gegenüber. Gewonnen hat Aubstadt bisher nie: drei Unentschieden, drei Niederlagen. Ob das siebte Treffen ein Augenschmaus wird, sei dahingestellt. Schließlich gehen beide Teams mit dem Auftrag auf den Platz, etwas reparieren zu müssen. Nach ordentlicher Vorrunde ist Aubstadt durch fünf sieglose Spiele (zwei Punkte) nach der Winterpause in den Abstiegsstrudel geraten. Die letzten elf Minuten, vom 2:1 zum 2:3, gegen Schwaben Augsburg zum Auftakt hatten fatale Folgen. Die nächsten Spiele wurden nicht mit den Beinen, sondern zwischen den Ohren entschieden. Daran zu arbeiten ist schwieriger als an Kondition und Ausdauer.
Die Konkurrenten des TSV Aubstadt sammeln fleißig Punkte
30 Punkte bedeuten zwei Vorsprung auf einen Relegationsplatz. Die Konkurrenz davor und dahinter schläft nicht, wird immer frecher, sammelt fleißig Punkte und Selbstvertrauen. Nach Mittelfeld und Ausgeglichenheit sieht beim TSV Aubstadt nur die Torquote aus, 37:37. Die vermeintlich leichteren Spiele sind vorbei. Jetzt Würzburg, dann in Vilzing, gegen Augsburg II, Bayern München II und in Bayreuth wird’s nicht leichter.
Oder kommen die Kickers jetzt gerade zur (un-)rechten Zeit? Von "Offenbarungseid" wurde geschrieben nach ihrer 0:3-Heimniederlage gegen den FC Augsburg II. Man habe "den allerletzten Kredit verspielt". Der als Topfavorit nach dem verpassten Aufstieg letzten Sommer gestartete Traditionsklub, die unter Profi-Bedingungen arbeitende Mannschaft, ist nach vier sieglosen Spielen auf Rang sechs abgerutscht, zwölf Punkte hinter Tabellenführer Schweinfurt. Jetzt geht es noch um Schadensreduzierung und Imagepflege. Ein zweiter Trainerwechsel in einer Saison käme kontraproduktiv rüber. Doch das Vertrauen in den Chefcoach Martin Lanig, war zu lesen, sei auch bei Verantwortlichen erschüttert.
Diesbezüglich herrscht beim TSV Ruhe. "Sicherlich wollten wir in Aschaffenburg drei Punke holen", bekennt Trainer Julian Grell. Nach vielen Gesprächen hatte man aber auch das Ziel, "bis zur letzten Minute daran glauben". Diesbezüglich ist Grell denn auch bereit anzuerkennen, dass man es als einen Schritt in die richtige Richtung auch erreicht habe. So ist er auch bereit, die Baustelle "Effizienz in der Box", mangelnde Torgefährlichkeit, gar nicht in den Vordergrund zu stellen. Sicher, man kann daran arbeiten, muss aber nicht immer darüber reden.
Momentan fehlt dem TSV die Leichtigkeit
Seine Mannschaft habe bis zum Schluss das Spiel gestaltet, eine gute Moral und Zusammenhalt bewiesen. "Fakt ist aber auch, dass eine gewisse Leichtigkeit fehlt, was der Situation geschuldet ist. Wir brauchen einfach mal, ich sage es nicht gern, es ist aber so, einen dreckigen Sieg, dass es wieder läuft." Man brauche auch mal das Glück, dass einer vor dem Tor den Ball ans Knie bekommt oder einen Abpraller: "Das muss man sich aber auch erarbeiten."
Mit Würzburgs Situation "beschäftigen wir uns null. Wir konzentrieren uns darauf umzusetzen, was wir uns vor Aschaffenburg vorgenommen haben. Daran hat sich nichts geändert". Vielleicht tue man sich gegen einen großen Gegner sogar mal leichter als einen auf Augenhöhe. Gut vorbereitet sollte man allerdings sein auf eine Trotzreaktion der Gäste. Nicht nur der gute Ruf ihres Vereins steht auf dem Spiel, sondern auch der jedes einzelnen Spielers.