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Tischtennis: Bundesliga: Ein Abend zwischen Lustspiel und Drama für den Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen

Tischtennis: Bundesliga

Ein Abend zwischen Lustspiel und Drama für den Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen

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    Bastian Steger vom TSV Bad Königshofen gewann sein Einzel gegen Grenzaus Feng, musste sich später aber dessen Mitspieler Kubik geschlagen geben.
    Bastian Steger vom TSV Bad Königshofen gewann sein Einzel gegen Grenzaus Feng, musste sich später aber dessen Mitspieler Kubik geschlagen geben. Foto: Rudi Dümpert

    Sollte jemand daran gezweifelt haben, dass die Tischtennis-Bundesliga der Männer in dieser Saison so stark und ausgeglichen ist wie selten und dass der TTC Grenzau ein Angstgegner des TSV Bad Königshofen ist, der zweifelte nach diesen viereinviertel Stunden Kampf auf Biegen und Brechen nicht mehr. Was der Bad Königshöfer Kurdirektor Werner Angermüller danach als einen "schönen Abend ohne Happy End" empfand, war in der Tat ein sportlicher Leckerbissen auf hohem Niveau.

    Es haben am Mittwoch kurz vor Mitternacht letzten Endes, aber lange vorher, zwei Bälle darüber entschieden, dass der TSV Bad Königshofen, immerhin Tabellenzweiter, gegen den Letzten nicht mit 3:0 gewann, sondern mit 2:3 verlor. Zwei Bälle im fünften Satz des zweiten Einzels zwischen Filip Zeljko und Maciej Kubik beim Stand von 16:16. Hätte sie Bad Königshofens Kroate gewonnen und nicht Kubik, hätte der TSV nach Bastian Stegers Erfolg gegen Yi-Hsin Feng mit 2:0 geführt. Und hinterher gewann ja Jin Ueda gegen Samuel Walker.

    Der Abend endet mit einer Enttäuschung für Bad Königshofen

    Das Spiel wäre nach gut zweieinhalb Stunden vorbei und mit 3:0 gewonnen gewesen – und der TSV Tabellenführer. So endete der Abend zwar mit einer Enttäuschung, aber überragenden Erlebnissen: Ballwechseln, die man nicht glauben könnte, dass es sie gibt, wenn man sie nicht selber gesehen hätte.

    Gästetrainer Slobodan Grujic hatte zudem erheblichen Anteil am Coup der Westerwälder. Etwas überraschend nominierte er den Taiwaner Feng an Position zwei. So durfte der im angestrebten Schlussdoppel ran. Die zwei Einzelsiege sollten er und Kubik liefern. Sein Plan ging auf, wenn auch etwas anders. Bastian Steger rang im ersten Einzel Feng nieder, spielte auf dem "Basti-fantasti-Niveau", als wäre er keine 43 und keine 34, als würde er mit jedem Spiel ein Jahr jünger und besser. "Lieber Jörg Roßkopf", schrie der Hallensprecher nach Stegers Gala-Vorstellung ins Mikro, "schau dir unseren Basti Steger an, wenn du einen Guten für die Nationalmannschaft brauchst."

    Er formulierte es anders, als die meisten der für einen Mittwochabend gegen das Schlusslicht mit 415 Zuschauerinnen und Zuschauern gut gefüllten Arena dachten: Das könnte der erste Punkt zu einem schneller heraus gespielten Sieg als erwartet gewesen sein. Er war es mitnichten. Denn es folgte das Drama des Abends, das bis zur 2:1-Satzführung für Filip Zeljko gegen Maciej Kubik wie ein Lustspiel abging. Im fünften Satz bei 4:5 und Auszeit Grenzau legten die Jungs an der Musikbox auf: "Wenn nicht jetzt, wann dann." Die Fans sangen flott mit.

    Das Spiel zwischen Zeljko und Kubik wird zum Wechselbad der Gefühle

    Von 5:5 bis zum bitteren Ende kam kein Spieler weiter als einen Punkt weg, war es ein ständiger Wechsel vom Vorhof zum Himmel oder zur Hölle, Wechselbad der Gefühle eben. Und es war alles drin, Kantenbälle und Netzroller, Rallyes vom Feinsten, geniale Ballwechsel vom Fließband. Und faire Spieler, die mehrfach Bälle zugaben.

    So auch Sam Walker gegen Ueda sogar einen Satzball im zweiten Satz. Die Fans ließen mit ihrem Kampfgeist nicht nach. Da konnte und wollte es Zeljko auch nicht. Er wehrte lustvoll sechs Matchbälle ab, vergab dramatisch zwei eigene bei 13:12 und 15:14 und unterlag 16:18 – der tragische Held des Abends.

    Als hernach Jin Ueda gegen Sam Walker mit 2:11 im ersten Satz untergegangen war, schienen ihm und dem TSV die Felle davonzuschwimmen. Doch der zurzeit etwas verunsichert scheinende Japaner taute in den nächsten drei Sätzen zum Ende hin jeweils auf und riss das Ruder noch zur Bad Königshöfer 2:1-Führung herum. Die Bastian Steger gegen den gegenwärtig überragend aufspielenden Kubik uneinholbar auszubauen gedachte und die Fans auch im ersten Satz in Verzückung brachte. Nur änderte das der junge Pole, wurde immer stärker, spielentscheidend und schickte dank seines Siegs, wie von Grujic geplant, sein Schlussdoppel Feng/Walker gegen Ueda/Allegro in die Box – um 22.30 Uhr, nach dreieinhalb Stunden.

    Wahnsinns-Bachwechsel prägen das Doppel

    Auch dieses Doppel war ein heißer Fight, mit Wahnsinns-Ballwechseln hüben und drüben. Die größere Konstanz mit weniger unnötig aussehenden Fehlern versehen, brachten die Gäste an den Tisch. Während das TSV-Erfolgsdoppel Ueda/Martin Allegro nach dem gewonnenen zweiten Satz einen Hauch nachließ, bekamen Feng/Walker durch diesen Hauch entscheidend Luft unter die Flügel.

    So knackten die Grenzauer nach 8:0 TSV-Doppelsiegen in den letzten zwei Jahren die Festung Bad Königshofen, zeigten ihr die Grenzen auf. Nach fünf Sätzen war die längste Heimsiege-Serie (6:0) in neun Jahren Bundesliga zu Ende. "Besser hier als am 9. November im Pokal-Viertelfinale gegen Bad Homburg an selber Stelle", nahmen viele Fans mit in die Nacht. Einer von ihnen sagte: "Letzte Saison haben wir hier 0:3 gegen sie verloren und kamen dann doch in die Play-offs."

    Tischtennis: Bundesliga, Männer
    TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau 2:3
    Bastian Steger – Yi-Hsin Feng 3:1 (7:11, 11:6, 11:9, 11:4)
    Filip Zeljko – Maciej Kubik 2:3 (7:11, 11:5, 12:10, 7:11, 16:18)
    Jin Ueda – Samuel Walker 3:1 (2:11, 16:14, 13:11, 12:10)
    Steger – Kubik 1:3 (11:6, 9:11, 6:11, 8:11)
    Ueda/Allegro – Feng/Walker 2:3 (13:15, 11:9, 8:11, 11:7, 6:11)

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