Nach dem letzten Ballwechsel sangen die mitgereisten 32 Anhänger des TSV Bad Königshofen von der Meisterschaft. "Deutscher Meister wird nur der TSV", hallte es auch noch durch Bergneustädter Burstenhalle, als die Banden weggeräumt und die Platte abgebaut wurden. Der einzige bayerische Tischtennis-Bundesligist gewann – mal wieder – im Schlussdoppel und darf damit von seiner zweiten Play-off-Teilnahme träumen. "Das war heute ein Spiel für die Geschichtsbücher", konnte es Geschäftsführer Andy Albert nach dem über vier Stunden dauernden Tischtennis-Krimi noch immer nicht fassen.
Bastian Steger lässt sich hohe Führung noch entreißen
Frenetisch und lautstark wurden die Bad Königshöfer Spieler schon beim Einlaufen in die Halle begrüßt. Diesen Schwung konnte Bastian Steger im ersten Spiel des Abends gegen Benedikt Duda vorerst nicht mitnehmen. Den ersten Satz brauchte der Routinier, um ins Spiel zu kommen. Aber dann lief es: zwei Satzgewinne in Folge und der Sieg nach 7:2-Führung im vierten Satz schien zum Greifen nahe. "Auf einmal funktionierte nichts mehr. Es war ein kompletter Bruch in meinem Spiel", sagte Steger nach Spielende. Unter dem Lärm von Trommeln, Rasseln und Tröten brachte Duda Bergneustadt doch noch in Führung.

Mit "Jin-Jin-Rufen" peitschen die Unterfranken ihren Akteur gegen einen stark aufspielenden Adrien Rassenfosse im zweiten Einzel zum Sieg. Natürlich wieder in fünf Sätzen. Der Spielverlauf war ähnlich zu Stegers Spiel. 0:1-Satzrückstand, 2:1-Satzführung. Im entscheidenden fünften Satz siegte Uedas Nervenstärke, der Rassenfosses Lauf durch eine klug gewählte Auszeit unterbrach, mit vier Punkten in Folge auf 9:6 davonzog und den Satz zumachte.
Ueda gewinnt ein "verlorenes Spiel" – Doppel weiterhin ungeschlagen
In der Bad Königshöfer Mannschaft gibt es keinen Spieler, der sich so sehr selbst anfeuert und motiviert wie Filip Zeljko. Auch nach Rückständen kam der Kroate immer wieder zurück. So zum Beispiel im fünften Satz gegen den in der kommenden Saison zu Düsseldorf wechselnden US-Amerikaner Kanak Jha. Zeljko erwischte keinen guten Start im alles entscheidenden finalen Durchgang und sah sich einem 0:3-Rückstand hinterherlaufen. Nach seiner Auszeit wandte sich das Blatt: sieben Punkte in Folge. Aber auch Jha verfügt über Comeback-Qualitäten und holte sich das Spiel.

Es folgte das Highlight-Spiel der beiden Einser: Jin Ueda gegen Benedikt Duda. Der anfangs ruhig und fokussiert agierende Bergneustädter haderte im Verlauf immer mehr mit sich. Uedas Druck nahm zu, Duda schlug und trat Bälle weg und suchte immer wieder den Blick in die Coaching-Box zu seinem Trainer und Bruder Frederik. Duda hatte den Sieg seiner Mannschaft aber dann doch auf dem Schläger.

"Beim Stand von 6:10 im fünften Satz gegen Jin habe ich nicht mehr an einen Sieg geglaubt. Das Spiel war eigentlich verloren", ließ Steger durchblicken. "Was er dann noch für Bälle gespielt hat, war absolute Weltklasse." Ueda war nach seinem Erfolg den Tränen nahe. Kein Spieler in der Tischtennis-Bundesliga kann aktuell mehr Einzelsiege (20) vorweisen als er. Der Japaner beendet zu Saisonende seine Karriere und wird in Japan Privat-Trainer von Shunsuke Togami.

Das noch ungeschlagene Doppel Allegro/Steger machte zum Abschluss eines über vierstündigen Tischtennis-Krimis dann souverän den Auswärtssieg perfekt. Von den elf Partien, die ins Abschlussdoppel gingen, gewann der TSV neun. "Mit Martin ist es großartig, Doppel zu spielen. Mit ihm habe ich das Gefühl, dass da nichts anbrennen kann", schwärmte Steger von seinem Doppelpartner. Die Tür zu den Play-offs ist durch den Sieg in Bergneustadt weit auf. Ein Sieg aus den beiden letzten Heimspielen gegen Grünwettersbach und Saarbrücken reicht aus. "Ich bin da sehr vorsichtig. Es kann so viel passieren", weiß der erfahrene Steger.
Tischtennis: Bundesliga, Männer
TTC Schwalbe Bergneustadt - TSV Bad Königshofen 2:3
Benedikt Duda - Bastian Steger 3:2
(11:5, 6:11, 11:13, 11:7, 11:8)
Adrien Rassenfosse - Jin Ueda 2:3
(11:7, 8:11, 7:11, 11:9, 7:11)
Kanak Jha - Filip Zeljko 3:2
(11:13, 13:11, 11:6, 6:11, 11:9)
Duda - Ueda 2:3
(12:10, 6:11, 9:11, 11:3, 11:13)
Ruiz/Rassenfosse - Allegro/Steger 0:3 (3:11, 5:11, 9:11)