Wenige Tage, bevor Kilian Ort seinen Rücktritt als Tischtennis-Profi verkündete, wurde in Bad Königshofen eine wichtige Unterschrift gezeichnet. Bekannt war, dass die halbe Mannschaft, Jin Ueda und Martin Allegro, nach dieser Saison den TSV Bad Königshofen verlassen. Vorgestellt wurde als Neuzugang Andre Bertelsmeier vom 1. FC Köln. Jüngst wurde nun das Rätsel gelöst, wer in der kommenden Saison der vierte Mann im Quartett des Tischtennis-Bundesligisten sein würde.
Der Österreicher Daniel Habesohn (38) wird es sein, die vergangenen neun Jahre beim Post SV Mühlhausen. Von seinem Auftreten wie von seinen Qualitäten als Spieler her dazu angetan, dass bei beiden, Publikum und Neuzugang, der Funken der Sympathie übersprang und Vorfreude auf die nächste Saison entfachte, bevor die laufende in trockenen Tüchern ist.

Frage: Was hat Sie dazu gebracht, nach neun Jahren in Mühlhausen ausgerechnet nach Bad Königshofen zu kommen?
Daniel Habesohn: Ich habe ein Masterstudium bis in die Saison hinein absolviert und dann einen Stolperstart in der Bundesliga hingelegt. Mühlhausen wollte sich verjüngen und die Mannschaft umstrukturieren. Und für mich war Bad Königshofen immer ein Verein, der große Ähnlichkeit mit Mühlhausen hat, wo ich mich so lange wohlgefühlt habe. Ich war eigentlich immer ein Spieler, der gern mit dem Publikum spielt, quasi immer versucht, es auf seine Seite zu kriegen, dass es mich pusht. Auch hier ist ja immer so eine super Stimmung in der Halle. Ich bin mir sicher, mit sehr viel Spaß hier zu spielen.
Sie kennen ja das Publikum nur von der Seite, dass Sie es gegen sich haben. Wie haben Sie das wahrgenommen? Mögen Sie so etwas eventuell sogar als Gegner?
Habesohn: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn die Fans mitgehen, weil so Sport einfach mehr Spaß macht. Ich war bisher halt nur als Gegner da. Und ja, es hat mir trotzdem gefallen, zumal es ja immer fair war. Da wird nach guten Ballwechseln grundsätzlich geklatscht. Von daher hatte ich auch als Gegner Spaß. Und nun komme ich halt in den Genuss, dass der Support mir gilt.

Mit 38 sind Sie relativ erfahren, ähnlich wie Bastian Steger. Sehen Sie sich deshalb auch als Leitwolf?
Habesohn: Das war ich bis jetzt immer. Ich will diese Position aber nicht inne behalten auf Teufel komm raus, zumal das bisher ja sehr gut funktioniert hat, hier. Eine Mannschaft muss sich zusammenfinden. Es gibt da Strukturen, und ich werde mich in sie einfügen, je nachdem, wo ich halt gebraucht werde.
Martin Allegro war eine Größe im Doppel. Wäre das eine Rolle für Sie?
Habesohn: Meine Erfolge waren ja nicht so schlecht im Doppel: fünfmal im Europameisterschaftsfinale, zwei davon gewonnen. Trotz dieser Erfolge war ich in Mühlhausen kaum mal im Doppel nominiert. Vielleicht bekomme ich ja hier die Möglichkeit. Ich glaube, dass ich da viel helfen kann. Allein vom Spielverständnis im Doppel, das ja das entscheidende Spiel ist. Ich habe da schon die Erfahrung, welche Spielsysteme gegen welche besonders gut sind.
Sie werden sich voll auf den TSV konzentrieren, auf Weltcup-Turniere verzichten, obwohl Sie in der Weltrangliste auf Platz 74 stehen. Warum diese Entscheidung?
Habesohn: Ich habe eine Familie, zwei Kinder, die wollen ihren Papa gern mehr zu Hause haben. Ich war viele Jahre sehr viel international unterwegs. Dieses Weltcup-Turniersystem erfordert sehr viel Zeit. Man muss sehr viele Turniere spielen. Ich bin im Endeffekt nicht mehr bereit, so viel zu opfern. Mein Arbeitgeber ist der Verein und ich sehe mich verpflichtet, primär für ihn Leistung zu bringen. Wenn es den Konflikt Turnier oder Verein gibt, werde ich mich für den Verein entscheiden.

Welche Ziele haben Sie mit dem Verein in der kommenden Saison?
Habesohn: Überall wird mächtig aufgerüstet. Ich glaube, man muss abwarten, wer geht mit wem in die Saison. Bastian Steger ist klar die Nummer eins. Danach werden wir anderen uns abwechseln, wer welche Position einnimmt. Ich glaube, dass wir im Doppel nicht schlechter sein werden. Zwischen den einzelnen Plätzen sind es dann nur Nuancen. Ich versuche einfach mein Bestes zu geben für die Mannschaft, dann werden wir sehen.
Worauf können sich die Bad Königshöfer besonders freuen?
Habesohn: Auf einen Spieler, der zu hundert Prozent hinter dem Verein steht, der jedes Spiel alles geben wird, der sich auch nach dem Spiel Zeit für Fans und Sponsoren nimmt. Wie bei allen Vereinen, bei denen ich stets sehr lange war. Das spricht auch für mich, dass ich auch etwas richtig gemacht habe, was die Fans betrifft.