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Steilpass: Ex-FC-05-Keeper Peter Hofmann hat trainiert wie Oliver Kahn: "Nur an seine Leistung kam ich nicht ganz ran"

Steilpass

Ex-FC-05-Keeper Peter Hofmann hat trainiert wie Oliver Kahn: "Nur an seine Leistung kam ich nicht ganz ran"

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    Peter Hofmann hat als Torwart beim FC Schweinfurt 05 gespielt. Der Fußball ist für ihn "verlogen".
    Peter Hofmann hat als Torwart beim FC Schweinfurt 05 gespielt. Der Fußball ist für ihn "verlogen". Foto: Philipp Wohlfart

    Peter Hofmann stand beim legendären 1:16 der DJK Waldberg gegen den FC Bayern München im Tor, spielte mit dem FC Schweinfurt 05 in der 2. Bundesliga und arbeitet heute als Physiotherapeut und Osteopath. Viele Sportler aus der Region schwören auf Hofmanns Hände und suchen den Weg zu "Peters Physioscheune" nach Aidhausen.

    Frage: Wer hat Sie angespielt?

    Peter Hofmann: Das war Wolfgang Hau. Uns verbindet sehr viel. Er hat mich 1990 zum FC Schweinfurt 05 gebracht und mir dort ein Probetraining vermittelt. Ich hatte in Aidhausen gute Leistungen in der ersten Mannschaft gezeigt und er hat mich ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen. Ich war damals richtig geil drauf, viel im Fußball zu erreichen.

    Ein erfolgreiches Probetraining, wie sich herausstellen sollte.

    Hofmann: Es ist für mich gut gelaufen. Der zweite Keeper war verletzt und ich hatte die Möglichkeit, mich im Abschlussspiel zu zeigen. Ich konnte Erwin Albert ein bisschen ärgern und anscheinend bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich habe etwa ein halbes Jahr in Schweinfurt mittrainiert und dann die Zusage bekommen. Ohne Wolfgang hätte ich das nicht geschafft. Auf der anderen Seite habe ich ihn wiederum motiviert, die Trainerlaufbahn einzuschlagen.

    Wie war Ihr Laufweg?

    Hofmann: Meine fußballerische Karriere habe ich beim TSV Aidhausen begonnen. 1990 ging es dann für mich nach Schweinfurt. Dort habe ich Miroslav Mikolaj kennengelernt, den ich später zu meinem Heimatverein Aidhausen vermittelt habe. Wir sind heute noch sehr gute Freunde. In Schweinfurt war ich meist zweiter oder dritter Torwart. In meiner letzten Schweinfurt-Saison hatte ich mich dann vermeintlich durchgesetzt – und genau da habe ich mich verletzt. 1995 folgte der Wechsel nach Waldberg. Das war meine schönste Zeit. Dort war ich vier Jahre Spieler und bin dann, auch bedingt durch meine Verletzungen, in die Rolle des Spielertrainers geschlüpft. Selbst aufgestellt habe ich mich aber selten. Ich habe gemerkt, dass ich das Niveau nicht mehr habe. Nach meiner Station in Waldberg war ich noch Trainer in Haßfurt und Bergrheinfeld. Die Trainerstation in Bergrheinfeld hat für mich gepasst wie die Faust aufs Auge. Es war ein sehr homogener, harmoniebedürftiger Verein. Das hat mir gefallen. Du fühlst dich sofort zuhause.

    Ist das nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass Sie als Spieler eher das Gegenteil verkörpert haben?

    Hofmann: Ja, das stimmt. Ich bin jemand, der auch mal gegen die Bande tritt oder die Jacken wegschmeißt und etwas Verrücktes macht. Was ich in Bergrheinfeld so geschätzt habe, war der Umgang untereinander. Es war ein schönes Miteinander. Ehrlichkeit wurde großgeschrieben. Die Wahrheit tut manchmal richtig weh, aber ich spreche sie lieber aus, bevor ich das in mich reinfresse.

    Muss man gerade als Torwart ein bisschen positiv verrückt sein?

    Hofmann: Das schadet nicht. Ich wurde häufig als Schreihals bezeichnet. Die Spieler, mit denen ich zu tun hatte, hatten aber nie ein Problem mit mir. Ich wurde vor allem laut, wenn die Einstellung der Spieler nicht passte. Wenn einer schlecht gespielt hat und die Einstellung hat aber gestimmt, gab es von mir nie einen Ton. Ich habe als Torwart das Spiel lautstark kommentiert und dirigiert. Ein bisschen verrückt zu sein, gehört dazu. Ich habe trainiert wie Oli Kahn, gedacht wie Oli Kahn, nur an seine Leistung kam ich nicht ganz ran.

    "Tischtennis ist ein ehrlicher Sport. Die Verlogenheit im Fußball mag ich nicht."

    Peter Hofmann

    Den ersten Kadereinsatz in der 2. Bundesliga gab es für Sie am 16. März 1991 im Parkstadion auf Schalke vor mehr als 30.000 Zuschauenden. Wie haben Sie sich da gefühlt?

    Hofmann: Die Kulisse war überwältigend und ich so nervös. Ach Gott, wenn ich da hätte spielen müssen. Es war trotzdem eine coole Geschichte und eines meiner größten und schönsten Erlebnisse.

    Das Pokalspiel mit Waldberg gegen den FC Bayern München (1:16) im Jahr 1997 war sicherlich das Highlight Ihrer Karriere, oder?

    Hofmann: Ja, definitiv. Das vergisst du nicht. Allein die mediale Berichterstattung im Vorfeld war der Wahnsinn. Am Ende wurde es aber fast zu viel und es hat uns genervt. Da hat man gesehen, wie es den Profis geht. Wir haben das Spiel zwar haushoch verloren, aber dafür sind wir jetzt immer mal wieder Thema in der Berichterstattung.

    Wie war das für Sie als Torwart, 16 mal hinter sich zu greifen?

    Hofmann: Ich habe in dem Spiel fast keinen Ball gehalten, obwohl ich mich gut fühlte. Die größte Schmach für mich war dann, dass ich auch noch Krämpfe bekam. Auf der Ehrenrunde durchs Stadion wurden wir gefeiert, als ob wir gewonnen hätten. Das war klasse!

    Was macht die Karriere neben der Karriere?

    Hofmann: Ich habe zuerst auf dem Bau als gelernter Maurer gearbeitet, aber recht schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Mir war früh klar, dass ich Leuten helfen will. Nach meinen beiden Kreuzbandrissen in Schweinfurt und der anschließenden Reha habe ich mich für Physiotherapie begeistert. Ich habe mir viel von den FC-05-Physios abgeschaut und dann schon vor meiner Ausbildung den ein oder anderen Fußballer in Aidhausen behandelt. Meine Umschulung zum Physiotherapeuten wurde glücklicherweise vom Arbeitsamt bezahlt. In der Lehrzeit habe ich parallel meine Praxis gebaut und 2001 die Ausbildung in Bad Hersfeld abgeschlossen. 2004 habe ich mich selbstständig gemacht, 2011 den Osteopathen und Heilpraktiker noch draufgesetzt.

    Auf dem Bau, als Torwart und jetzt als Physiotherapeut und Osteopath: Sie scheinen gerne mit den Händen zu arbeiten?

    Hofmann: Als Bauarbeiter war für mich wichtig, dass man anschließend sieht, was man geleistet hat. Das ist ein befriedigendes Gefühl. Als Physio und Osteopath ist es ähnlich. Der Dank und die Zufriedenheit der Menschen, zu sehen, dass es ihnen besser geht, ist das oberste Ziel. Das ist viel wichtiger als Geld.

    Sie waren von 2013 bis 2019 Physiotherapeut beim FC 05. Seit der Saison 2019/20 betreuen Sie die Spieler des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen. Wie kam das?

    Hofmann: Der Kontakt kam über Bernd Knahn zustande. Er meinte zu mir: 'Peter, schau' dir das mal an.' Und das war es wert. Tischtennis hat mich sofort gepackt. Ich habe einmal zugeschaut und war fasziniert. Die Raffinesse, die Spannung, die Stimmung – alles hat gestimmt. Ein Sponsor des TSV ist dann auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir vorstellen könne, in der medizinischen Abteilung zu unterstützen. Und dann bin ich mit meinem Team so langsam eingestiegen.

    Haben Sie sich auch mal selbst am Schläger ausprobiert?

    Hofmann: Ja, aber wenig erfolgreich. Meine Hände sind zu groß, ich könnte fast ohne Schläger spielen. Mit den Bundesliga-Jungs habe ich es einmal beim Training versucht, den Ball zurückzubringen. Ging schief. Da habe ich schnell gemerkt: Das ist nichts für mich.

    Was kann der Fußball vom Tischtennis lernen?

    Hofmann: Ehrlichkeit. Wenn ich beim Fußball sehe, wie sehr sich manche Spieler aufführen, wenn sie ein klares Foul begangen haben oder den Ball ins Aus gespielt haben, aber doch noch um die fällige Karte herumkommen oder sich einen Eckball ermogeln wollen, könnte ich ausflippen. Das ist beim Tischtennis anders. Selbst wenn es der entscheidende Ball ist, zuzugeben, dass er noch auf der Kante war, ist selbstverständlich. Tischtennis ist ein ehrlicher Sport. Die Verlogenheit im Fußball mag ich nicht. Was die ehrenamtlichen Helfer in Bad Königshofen leisten, ist unglaublich. Ich komme selber aus dem Helfertum und weiß das zu schätzen.

    Ehrenamtliches Engagement scheint Ihnen wichtig zu sein.

    Hofmann: Auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass es seit Corona immer weniger wird. Jeder schaut nach sich, der Egoismus dominiert leider meist. Ich erfahre das täglich. Man darf egoistisch sein, aber man darf das große Ganze nicht vergessen. Das ist wichtig, besonders in Vereinen.

    Wen spielen Sie an?

    Hofmann: Kilian Ort, er ist das Eigengewächs des TSV Bad Königshofen und kann auch schon auf einen Einsatz in der Tischtennis-Nationalmannschaft zurückblicken. Er hatte in jüngerer Vergangenheit mit einigen Rückschlägen zu kämpfen, was schade ist bei dem Potential, das er hat. Ich habe ihn lange physiotherapeutisch betreut.

    Das Interview-Format "Steilpass"In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.cam

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