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Fußball: Fußball lebt von Emotionen

Fußball

Fußball lebt von Emotionen

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    (mel) Mit Lutz Wagner, dem Schiedsrichterlehrwart des Deutschen Fußballbunds (DFB), konnte der Bad Neustädter Kreisschiedsrichter-Obmann Harald Schreiber einen Top-Referenten beim jüngsten Lehrabend präsentieren. Viel Applaus der rund 150 Rhöner Fußballschiedsrichter war Anerkennung für einen Vortrag rund um das Thema „Fußballschiedsrichter“.

    Lutz Wagner ist seit Mai 2010 DFB-Lehrwart. Er ist 47 Jahre alt und musste zum Ende der Saison 2009/10 nach fast 200 Bundesligaeinsätzen seine aktive Laufbahn wegen Erreichen der nationalen Altersgrenze beenden. Anhand von Videosequenzen der Weltmeisterschaft 2010 und anderen Spielen analysierte der ehemalige Bundesligaschiedsrichter Spielszenen, Entscheidungen und Auftreten der Unparteiischen und gab in erfrischend lockerer Form praktische Tipps für die Umsetzung in den unteren Spielklassen.

    Im Anschluss an sein Referat, das von zahlreichen Pointen und flotten Sprüchen begleitet wurde, beantwortete Wagner Fragen. „Fußball lebt von Emotionen“, machte Wagner deutlich und erinnerte sich gerne an Spiele in Dortmund oder in St. Pauli, wo die Zuschauer direkt am Spielfeldrand dran waren. Als „bedrückend“ fand er die Spielleitungen eines sogenannten Geisterspiels Aachen gegen Nürnberg in der Zweiten Liga ohne Zuschauer oder das erste Spiel von Hannover 96 nach dem Freitod von Robert Enke auf Schalke.

    Unvergessen ist ihm auch ein Erlebnis aus dem hessischen Seiferts. „Ich pfiff dort ein Benefizspiel, danach war es schön und ich habe im Hotel übernachtet. Am nächsten Morgen gucke ich vom Balkon und da hat für mich die Blaskapelle auf der Straße gespielt. Eine unvergessene Geschichte“, lachte der Hesse, der mit seiner humorvollen Art bei seinen Kollegen sehr gut ankommt.

    „Muffensausen, das ihm nach umstrittenen Entscheidungen 50000 Fans an die Gurgel wollten“ hatte Wagner bei keinem seiner Spiele. „In der Bundesliga bekommst du nach einem schlechten Spiel die Medienschelte präsentiert – das war's. Die wahren Helden pfeifen sowieso Sonntag für Sonntag in den niedrigeren Ligen“, lobte Wagner seine Kollegen. Nicht missen möchte Wagner auch seine Erfahrungen, der er als Schiedsrichter in der K-League in Südkorea gemacht hatte. „In den fünf Wochen habe ich gelernt, was das Wichtigste am Fußball ist – nämlich der gegenseitige Respekt voreinander. Spieler, Trainer, Schiedsrichter – jeder schimpft dort auch mal, aber jeder akzeptiert den anderen. Ich habe dort keine einzige Verwarnung wegen Undiszipliniertheiten aussprechen müssen“, erinnert er sich gerne zurück.

    Eindeutig sprach sich Wagner für den „Chip im Ball“ aus, um die Frage „Tor oder nicht?“ beantworten zu können, weitergehende technische Hilfsmittel befürwortete er allerdings nicht. Zum Thema „Beleidigungen durch Spieler während des Spiels, die man als Fernsehzuschauer manchmal zu sehen glaubt, brach Wagner eine eindeutige Lanze für die Akteure. „Es kommt so gut wie überhaupt nicht vor, dass man von Spielern direkt beleidigt wird, das würde auch von keinem meiner Kollegen toleriert werden“, meinte Wagner und fügte an, dass die Geräuschkulisse des Stadions unten auf dem Platz sowieso nahezu alles überdecke.

    Als wenig hilfreich sah Wagner auch fehlerhafte Kommentierungen bei Abseits oder Handspiel durch Fernsehkommentatoren an. „Tonfall, Gestik und Mimik muss in Stresssituationen stimmen“, gab Wagner seinen Kollegen mit auf den Weg. Wagner bedauerte, dass Schiedsrichter auf Regeländerungen, die von einem Gremium mit sehr viel Lebenserfahrung, sprich Mitgliedern überwiegend jenseits des Rentenalters getroffen werden, keinen Einfluss haben, sondern die manchmal undankbare Aufgabe haben, diese Regeländerungen dann umzusetzen.

    Als Schiedsrichter wird man Lutz Wagner im Übrigen künftig nur noch bei Benefiz- oder Freundschaftsspielen sehen. „Ich kann mich als Lehrwart nicht hinstellen und predigen, dass wir den jungen Leuten eine Chance geben müssen und stelle mich mit fast fünfzig selbst noch auf den Platz. Ich glaube, dass ich auch so voll ausgelastet sein werde“ schmunzelte Wagner. „Man merkt, dass du mit Leib und Seele Schiedsrichter bist“ zeigte sich Kreisschiedsrichterobmann Harald Schreiber von einem „gigantischen Vortrag“ begeistert.

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