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Fußball: „Fußball liegt mir am Herzen“

Fußball

„Fußball liegt mir am Herzen“

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    Johannes Graf von Westphalen leitet seit 13 Jahren die Firma Texpa in Saal/Saale. Als Hauptsponsor engagiert er sich im Hintergrund beim Fußball-Regionalligisten TSV Großbardorf und beim Mountainbike-Team Texpa-Simplon. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, warum er einen kleinen Verein wie den TSV unterstützt, wie ihn das Konzept des Vereins beeindruckt und warum ihm der Sport so am Herzen liegt.

    Haben Sie heute schon in Ihre Fonds geschaut?

    Johannes Von Westphalen: Ich habe beobachtet, dass die Anlagen, die ich getätigt habe, gelitten haben. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie wieder Werte erreichen, die dem Einstieg in die Anlagen sehr nahe kommen.

    Können Sie die Panik bezüglich der Wirtschaftskrise nachvollziehen?

    Von Westphalen: Ja, ich kann die verbreitete Angst nachvollziehen, das liegt in der Natur der menschlichen Psyche. Trotzdem glaube ich, dass man gut beraten ist, positiv zu denken. Meine Erfahrung als leidenschaftlicher Mountainbiker ist, dass nach jedem harten Anstieg auch eine wunderbare Abfahrt kommt.

    Auf Ihrer Internetseite steht, „Effizienz ist unser Geschäft“, Sie stellen weiter Mitarbeiter ein. Was ist das Geheimnis?

    Von Westphalen: Die Firma Texpa ist seit über 50 Jahren im Bereich Textilmaschinenbau angesiedelt und seitdem haben wir bestimmt zehn Krisen hinter uns. Dadurch sind wir von der Struktur und natürlich der Psyche der Mannschaft her sehr gut darauf vorbereitet, Krisen zu meistern. Eine Krise ist auf keinen Fall ein Grund, nicht weiter nach vorne zu denken. Wir werden dieses Jahr ganz normal Auszubildende wieder in die Firma übernehmen, weil wir glauben, dass es gerade die jungen Leute sind, die das Überleben der Firma mit ihrem Engagement sichern und eine Überalterung gerade in so einem technischen Bereich in dem wir tätig sind, das vorzeitige Ende für die Überlegenheit der Firma auf dem Weltmarkt darstellt.

    Texpa ist in seinem Bereich Weltmarktführer. Wie kommen Sie dazu, sich im Fußball beim TSV Großbardorf oder mit ihrem Mountainbike-Team Texpa-Simplon zu engagieren?

    Von Westphalen: Das Engagement hat zwei Hintergründe. Einer ist, dass eine gut verdienende Firma immer Geld übrig haben sollte für soziales Engagement. Der Zweite ist, dass wir mit Texpa in Rhön-Grabfeld und in der Region in der Konkurrenz mit anderen Unternehmen um gute Nachwuchskräfte stehen. Da spielt es für uns eine Rolle, ob wir einen guten Ruf in der Region haben. Für mich ist Sponsoring die effizienteste Möglichkeit, einen sportlichen, guten und fairen Ruf in der Region zu bekommen, um für Arbeitskräfte einen interessanten Namen zu haben und vielleicht ein interessanter Arbeitgeber zu sein.

    Der TSV Großbardorf hat sich den Spitznamen „Die Gallier“ in der Regionalliga Süd zugelegt. Ist Texpa so etwas wie der Asterix der Textilanlagenbauer?

    Von Westphalen: Wohl eher der Obelix. Der Vergleich hinkt etwas. Wir sind im Vergleich zu den großen deutschen Anlagen- und Maschinenbauern klein. Aber in unserer Branche sind wir der Größte auf der Welt und fünfmal so groß wie die zweitgrößte Firma.

    „Ich glaube, dass man gut beraten ist, positiv zu denken“

    Über die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise

    Auf der Internetseite des Radteams steht der Spruch, „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden“. Das gilt für das Mountainbike-Team, aber derzeit auch für die Fußballer, oder?

    Von Westphalen: Das gilt für die Fußballer, für die Mountainbiker und für unsere Firma. Auf einem Status stehen zu bleiben, von dem man glaubt, dass er in Ordnung ist, ist immer der erste Schritt, diesen Status wieder zu verlieren. Wir arbeiten in Großbardorf daran, allen Sportlern zu verstehen zu geben, dass das, was wir erreicht haben, noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, sondern dass man immer noch eine Schippe drauflegen kann.

    Mit dem Jugendkonzept des TSV Großbardorf, das auch auf das Benehmen auf und außerhalb des Platzes Wert legt, rennt man bei Ihnen offene Türen ein?

    Von Westphalen: Sicher. Das System in Großbardorf im Jugendleistungszentrum ist aber nichts, was wir erfunden haben. Es hat sich in vielen Jugendzentren wie Barcelona oder bei Sporting Lissabon als essenziell herausgestellt, sonst herrscht Chaos. Wenn ich keine Grundregeln aufstelle, habe ich keine einheitlichen Erziehung und das führt zu Streitereien. Bei Hertha BSC Berlin hat man erkannt, dass solche Grundregeln notwendig sind. Dort kamen früher die besten Jugendnationalspieler mit dem schlechtesten Benehmen aus dem Internat.

    Wie ist denn der Kontakt zum TSV Großbardorf zu Stande gekommen?

    Von Westphalen: Der Kontakt kam über einen Mitarbeiter, der mir mit leuchtenden Augen erzählt hat, mit wie viel Engagement dort gearbeitet und nach höheren Zielen gestrebt wird. Und zwar nicht nach dem Motto 'Wir wollen mehr Geld ausgeben', sondern mit dem Ziel, die eigenen Jugendlichen zu behalten und ihnen eine Basis zu geben, wo sie höherklassig spielen können.

    Wie sehen Sie Ihre Rolle im Verein?

    Von Westphalen: Ich sehe mich in Großbardorf in der gleichen Position wie zum Beispiel die Frau des dritten Vorsitzenden. Ich mische mich nie in sportliche Entscheidungen ein, weder bei den Fußballern noch beim Radteam. Ich stehe mit Rat und Tat zur Seite. Aber man muss immer sehen, dass in Großbardorf die Regionalliga nur deswegen aufrecht erhalten werden kann, weil sich 120 Menschen in ihrer Freizeit mit Herzblut ihrem Verein widmen. Denen gebührt der Respekt. Ich bin da nur einer von vielen.

    Sie sind sehr leidenschaftlich bei Spielen des TSV. Wie sehr leiden Sie mit?

    Von Westphalen: Spiele von Großbardorf sind auf der einen Seite eine große Freude für mich, auf der anderen Seite aber auch eine große Anspannung. Engagement und Leidenschaft sind bei mir dicht zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hohes Engagement ohne Leidenschaft gibt und umgekehrt.

    Stören Sie schlechte Leistungen auf dem Platz, wie zum Beispiel das 0:6 gegen Mannheim zu Hause?

    Von Westphalen: Ich war dabei, das war sehr frustrierend. Und zwar nicht, weil Mannheim so gut war, sondern weil wir so schnell aufgegeben haben auf dem Platz. Es ist kein Problem gegen ein Team wie Mannheim zu verlieren, es kommt aber auf die Art und Weise an. Das hat mich damals betrübt.

    Betrüblich sind für viele kleinere Vereine auch die hohen Hürden, die der DFB für die Regionalligen aufgestellt hat. Würden Sie dem TSV raten, die Lizenz wieder zu beantragen oder wäre es nicht besser, in der Bayernliga zu spielen?

    Von Westphalen: Sie haben Recht, diese Regeln sind ein großes Problem, denn sie münden in hohe Kosten. Ich glaube aber, dass die letzten Pflöcke nicht eingeschlagen sind. Ich wohne in Bad Homburg und habe erlebt, wie der DFB sich beim FSV Frankfurt und seinem Stadion, das drittligatauglich, aber nicht für die Zweite Liga gut ist, kompromissbereit gezeigt hat. Es macht keinen Sinn, ein Stadion belegen zu müssen, wenn eine zweite Mannschaft von Unterhaching kommt, die fast keine Zuschauer mitbringt und für die eigenen Fans nicht so interessant ist. Es gibt Beweise, dass es in Großbardorf gut geklappt hat, auch gegen Teams, wenn 2000 bis 3000 Fans das Spiel sehen wollten.

    „Eine gut verdienende Firma sollte immer Geld übrig haben für soziales Engagement“

    Über seine Motive, sich als Sport-Sponsor zu engagieren

    Kann man Spitzensport wie Regionalliga-Fußball oder Zweitliga-Handball in einer strukturschwachen Region wie Rhön-Grabfeld überhaupt etablieren?

    Von Westphalen: Na ja, der TSV oder das Mountainbike-Team beweisen das ja. Wichtig ist nur, dass man sich nicht vergleicht mit Top-Teams in Ballungsräumen, die ein Vielfaches an Geld verschlingen. Man muss das mit weniger Mitteln effizient gestalten, dann kann ich mir auch weiter Spitzensport in Rhön-Grabfeld vorstellen und da sind wir mit dem TSV auf einem guten Weg.

    Können Sie sich ein kleines Stadion irgendwo in Rhön-Grabfeld vorstellen?

    Von Westphalen: Wenn man es so sieht ist ja mit der kleinen Tribüne an der Unterhofer Straße in Großbardorf schon ein kleines Stadion entstanden. Je nachdem, wie man Stadion definiert, kann ich mir das auch dort sehr gut vorstellen. Man müsste sich über die Art der Finanzierung Gedanken machen, aber es gibt Konzepte, wie man das gestalten könnte. Wichtig ist, dass es mehr Sponsoren gibt, die mitmachen.

    Wie sehr schmerzt Sie das Image des Radsports bezüglich des Dopings?

    Von Westphalen: Das ist sehr betrüblich, dass es zu diesen Auswirkungen gekommen ist. Meiner Meinung nach hat sich das Image des Radsports aber vor allem im Bereich des Straßenradsports so schlecht entwickelt. Wir sind im Mountainbike-Sport und da geht es viel familiärer zu und lange nicht um so hohe Budgets. Ich denke, dass wir, was das Doping im Mountainbiking angeht, sehr viel sauberer sind, weil es auch nicht um so viel Geld geht.

    Sind Sie eher Mountainbiker oder Fußballer oder ist Ihnen beides gleich lieb?

    Von Westphalen: Mein Herz gehört dem Fußball. Das Thema Mountainbike ist etwas komplett anderes als Fußball. Es bietet für mich die Möglichkeit, einen Sport in schönster Natur im fairen sportlichen Wettkampf auszuüben. Mountainbiking ist auch noch nicht so professionalisiert, es ist sehr familiär. Auf der anderen Seite ist der Fußball in der Regionalliga noch leidenschaftlich und hat mit Herz zu tun. Bei allen Ligen darüber spielt das Geld eine große Rolle und die, die dort engagiert sind, sind Angestellte einer Vergnügungsindustrie.

    Wie denken Sie über den gescheiterten Investoreneinstieg beim FC 05?

    Von Westphalen: Natürlich habe ich eine Meinung dazu, die tue ich aber nicht öffentlich kund. Ich glaube, dass jeder Verein für sein Glück selber verantwortlich ist und seine eigenen Entscheidungen treffen muss, genau so wie wir das beim TSV Großbardorf machen.

    Würden Sie sich woanders als beim TSV so engagieren, oder sind die handelnden Personen das Entscheidende?

    Von Westphalen: Das Entscheidende sind immer die handelnden Personen und ihre Leidenschaft und Engagement, aber natürlich auch die Struktur, die dahintersteht. Ich würde mich sehr schnell verabschieden, wenn es zu viele Leute gäbe, die das eigene Interesse über das Vereinsinteresse stellen.

    Zur Person

    Johannes Graf von Westphalen Der 50 Jahre alte studierte Betriebswirtschaftler ist seit 16 Jahren verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Bad Homburg nahe Frankfurt. Nach seiner Zeit bei BMW kam er 1995 als geschäftsführender Gesellschafter und Managing Director zur Firma Texpa in Saal/Saale. Die Firma stellt mit weltweit 200 Mitarbeitern (davon 160 in Saal) vollautomatische Anlagen zum Schneiden, Nähen, Falten und Verpacken von Heimtextilien her. Sie ist in ihrem Bereich Weltmarktführer. Von Westphalen ist leidenschaftlicher Mountainbiker und ehemaliger Triathlet. Als Fußballer spielte er in Frankreich in den 80er Jahren auch für Paris St. Germain. Seit mittlerweile acht Jahren engagiert sich von Westphalen mit seiner Firma als Hauptsponsor beim TSV und ermöglichte durch sein finanzielles Engagement den Aufstieg in die Regionalliga Süd.

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