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Tischtennis: Gastbeitrag von Kilian Ort: Ovtcharovs Bronzemedaille ist Gold wert

Tischtennis

Gastbeitrag von Kilian Ort: Ovtcharovs Bronzemedaille ist Gold wert

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    Kilian Ort (im Bild) vom Bundesligisten TSV Bad Königshofen wirft einen Blick auf die olympischen Tischtennis-Turniere.
    Kilian Ort (im Bild) vom Bundesligisten TSV Bad Königshofen wirft einen Blick auf die olympischen Tischtennis-Turniere. Foto: Marco Steinbrenner

    "Das war eine Lektion an alle: Niemand schlägt Vitas Gerulaitis 17 Mal hintereinander!" Um ehrlich zu sein, ist das eines meiner Lieblingszitate aus dem Sportbereich. Nun werden sich wohl 98 Prozent aller Leser fragen: "Wer soll das denn sein?" Der mittlerweile verstorbene US-Amerikaner Gerulaitis war ein hervorragender Tennisspieler.

    Doch gegen Jimmy Connors, der acht Grand-Slam-Titel sein Eigen nennen kann, hat der Sohn litauischer Einwanderer eine verheerende Bilanz von 0:16. Beim 17. Match gelingt ihm im Madison Square Garden das scheinbar Unmögliche: Er ringt Connors nieder und kommentiert seinen Erfolg mit dem eingangs erwähnten O-Ton.

    Ovtcharov bleibt gegen Ma sieglos

    Ein ähnliches "Problem" hat Deutschlands Tischtennis-Ass Dimitrij Ovtcharov mit dem Chinesen Ma Long. 18 Mal hatten sie vor dem vergangenen Donnerstag bereits die Klingen gekreuzt, 18 Mal jubelte der Mann aus dem Reich der Mitte. Nun hatte Ovtcharov, der tags zuvor gegen den Brasilianer Calderano bereits mit anderthalb Beinen im Aus stand, die Möglichkeit im Einzel-Halbfinale der gerade stattfindenden Olympischen Spiele den "Gerulaitis" zu machen.

    Dimitrij Ovtcharov (im Bild) aus Deutschland jubelt über seine olympische Bronzemedaille.
    Dimitrij Ovtcharov (im Bild) aus Deutschland jubelt über seine olympische Bronzemedaille. Foto: Marijan Murat/dpa

    Wie wahrscheinlich die meisten Leserinnen und Leser wissen: Es hat aus deutscher Sicht nicht ganz gereicht. Mit 11:9 behielt Ma Long im Entscheidungssatz trotz einer herausragenden Leistung Ovtcharovs die Oberhand. Eine unruhige Nacht später musste der Wahl-Düsseldorfer seine vergebenen Chancen bereits abgehakt haben und gegen das taiwanesische Supertalent Lin Yun-Ju um Bronze kämpfen. Der Deutsche bewies Nerven aus Drahtseilen, wehrte im sechsten Satz vier Matchbälle ab, um im siebten das Spiel noch zu seinen Gunsten zu entscheiden.

    Freud und Leid liegen im Tischtennis nah beieinander

    Er gewann eine Bronzemedaille, die Gold wert ist, da im Tischtennis Gold und Silber für die Dominatoren aus Fernost quasi reserviert sind. Besonders in Ovtcharovs letzten drei Einzeln konnte man sehen, was den Sport mit dem kleinen weißen Plastikball ausmacht: spektakuläre Ballwechsel und Spannung pur. Darüber hinaus führten sie uns mal wieder vor Augen, wie nah Freud und Leid beieinander liegen. Im Halbfinale hätte eine falsche Entscheidung des Chinesen mehr den Deutschen ins Finale katapultiert, im Spiel um Platz drei hätte eine genutzte Chance Lin Yun-Jus Ovtcharov ohne Medaille dastehen lassen.

    Und der ein oder andere Kritiker hätte selbstverständlich gewusst, was er alles falsch gemacht hat. Aus deutscher Sicht bin ich froh, dass die erste Medaille im Tischtennis bereits eingefahren werden konnte. In den Teamwettbewerben dürfen sich die Athleten und Athletinnen von "Team D" auch berechtigte Hoffnungen auf weiteres Edelmetall machen.

    Kroatien ist bereits ausgeschieden - ohne Zeljko

    Diese Chance hat das kroatische Männer-Team, dem mein Teamkollege beim TSV Bad Königshofen, Filip Zeljko, als Ersatzspieler angehörte, bereits verpasst (0:3 gegen Taiwan). Aus Tokio berichtete mir der 24- jährige, dass die Organisation herausragend ist und es Unmengen an freiwilligen Helfern gibt, die einem jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Darüber hinaus wird vonseiten der Veranstalter sehr viel Wert auf Sauberkeit und Umweltbewusstsein gelegt. Demnach ist es das Ziel der Ausrichter, möglichst jede Plastikflasche – und da fliegen wirklich einige durch die Gegend – zu recyceln.

    Filip Zeljko (im Bild) kam bei den Olympischen Spielen in Tokio als Ersatzspieler nicht für Kroatien zum Einsatz.
    Filip Zeljko (im Bild) kam bei den Olympischen Spielen in Tokio als Ersatzspieler nicht für Kroatien zum Einsatz. Foto: Marco Steinbrenner

    Über das Thema, ob die Spiele unter den aktuellen Umständen überhaupt stattfinden sollten, kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Was mich allerdings freut, ist die Tatsache, dass die Organisatoren und Athleten das Beste aus der Situation zu machen scheinen. Als Filip Zeljko am Ende seines Berichts aus dem olympischen Dorf noch erwähnte, dass die Halle, in der die Tischtenniswettkämpfe stattfinden, die schönste ist, die er je gesehen hat, musste ich allerdings einhaken. "Filip, ich kann doch nicht schreiben, dass die Shakehands-Arena nicht die schönste Halle der Welt ist. Da verlierst du doch die Hälfte aller TSV-Fans."

    Zeljko: "Shakehands-Arena ist meine Lieblingshalle"

    Wie immer wusste er aber auch darauf eine passende Antwort: "Die Halle hier in Tokio ist die schönste Halle, die ich je gesehen habe, aber die Shakehands-Arena ist meine Lieblingshalle." Aus Spieler-  und Vereinssicht bleibt zu hoffen, dass dort ab dem 22. August anders als in der japanischen Hauptstadt wieder Zuschauer zugelassen sein werden. Denn spektakuläre Ballwechsel und Spannung pur sind dann auch wieder in der Grabfeldmetropole zu Hause.

    Kilian Ort ist das Aushängeschild des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen. Der 25-Jährige steht im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft, für die er 2016 in einem Länderspiel gegen die Schweiz zum Einsatz kam. Für die Olympischen Spiele in Tokio konnte sich Ort nicht qualifizieren. Die Tickets für Japan gingen an Timo Boll, Dimitrij Ovchtcharov, Patrick Franziska und Ersatzmann Benedikt Duda. 

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