Filip Zeljko (26) spielt zurzeit seine siebte Saison für den Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen. Der Kroate hat sich längst in die Herzen der Fans gespielt und weiß auch ganz genau, wie man dahin kommt. Allerdings haben nur die wenigsten der Tribünen-Besucher bisher wahrgenommen, dass er diese Saison mit einem ganz anderen Schläger spielt als in den sechs Jahren davor.
Höchstens jene unten ganz nahe an der Box haben sein neues Spielgerät bewusst gesehen, das sich weder farblich noch von den Belägen her von den konventionellen und üblichen unterscheidet. Was aber für die Sportart im Moment noch etwas revolutionär rüberkommt, eines Tages vielleicht der Standard ist: Zeljkos Schläger ist sechseckig.

Form, Gewicht und Größe des Schlägers sind dem Regelwerk nach nicht limitiert oder vorgeschrieben. Es sind derzeit drei Spieler in der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL), die das Produkt einer schwedischen Firma nutzen: Zeljko, Alexandre Cassin vom TTC Fulda-Maberzell und Truls Moregardh. Der Schwede vom TTC Neu-Ulm spielt ihn seit etwas mehr als einem Jahr.
Moregardh übrigens wurde am Wochenende von der TTBL für zehn Spiele der Saison 2023/24 gesperrt und mit einer Vertragsstrafe von 10.000 Euro belegt, weil er entgegen der Lizenzbestimmungen der Liga im Januar für einen schwedischen Erstligisten aufgelaufen war. Neu-Ulm-Boss Florian Ebner drohte laut Süddeutscher Zeitung daraufhin mit dem Rückzug der Mannschaft aus der TTBL.
Die Schlagfläche des sechseckigen Schlägers ist etwas größer
Was Moregardh und gleichermaßen seinem Schläger den Durchbruch verschafft hat, war dessen Erfolg bei den letzten Weltmeisterschaften in den USA im Dezember 2021, wo er mit dem Produkt auf Anhieb Vize-Weltmeister im Einzel wurde. Natürlich lobt Moregardh sein neues Werkzeug: "Ich treffe damit den Ball besser." Filip Zeljko bestätigte in einem Gespräch mit dieser Redaktion: "Die Schlagfläche des Blatts ist durch die sechseckige Form insgesamt um fünf Prozent größer als beim traditionellen."
Der sogenannte Sweetspot sei der Bereich, in dem die meisten Bälle getroffen werden und höchste Beschleunigung erhalten, stelle somit den idealen Treffpunkt dar. Der sei vom Griff aus nach vorne verschoben und breiter, was bedeutet, "dass man mit ihm näher an die Platte herankommt. So kann man leichter kürzere Bälle spielen und bekommt mehr Rotation in die Schläge", erklärt Zeljko. Tatsächlich seien 6,5 Zentimeter der Schlagfläche näher am Tisch als bei der runden Variante.

Fakten, die neugierig machten. Auch Filip Zeljko, der, ebenso wie Alexandre Cassin (Fulda), von diesem Hightech-Spielgerät überzeugt ist. Doch bringt das neuartige Holz mit den sechs Ecken tatsächlich Vorteile, die sich über kurz oder lang durchsetzen und das Tischtennis revolutionieren? Wie sieht das bei Filip Zeljko aus?
Filip Zeljko spielt seit September mit dem sechseckigen Schläger
Zum ersten Mal habe er den Schläger bei Moregardh gesehen. "Erstmals ausprobiert habe ich ihn nach unserem ersten Saison-Spiel gegen Bremen Ende August", in dem er den Ex-Vizeweltmeister Mattias Falck 3:0 schlug. "Mein Plan war, mich langsam daran zu gewöhnen, bevor ich ihn im Wettkampf einsetze. Als ich ihn aber das erste Mal in der Hand hatte, da hatte ich das Gefühl, dass ich schon lange damit spiele. Es gab also keine Testzeit, ich habe ihn sofort im zweiten Spiel in Ochsenhausen eingesetzt", - und 2:3 gegen Kanak Jha verloren. "Dennoch habe ich von da an immer damit gespielt."
Ob er den Sechseck-Schläger auch Hobbyspielerinnen und Hobbyspielern in unteren Amateurklassen empfehlen könne: "Definitiv", antwortet der Kroate. Allerdings in einer reinen Holz-Variante, die kein Carbon enthalte, "also mehr Gefühl und Ballkontrolle, weniger Geschwindigkeit hat. Ich kann mir vorstellen, dass damit selbst Kinder und Jugendliche gut zurechtkommen. Es gebe auch eine benutzerdefinierte Gewichtstechnologie, die den Schwerpunkt verändern könne.