Der Dienstag war für Dieter Schulz mutmaßlich der schönste Tag der Woche. Der Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft des HSC Bad Neustadt feierte zum einen seinen 64. Geburtstag. Darüber hinaus wurde am Abend Sponsoren in lockerer Runde das neue Trikot vorgestellt. Der Rotmilan, das vor einigen Monaten eingeführte Wappentier des Handball-Drittligisten, ziert großflächig den unteren Teil des Hemds, das wegen Lieferschwierigkeiten zu Saisonbeginn noch nicht übergestreift werden konnte.
Gespräch am Mittwochvormittag
Am Mittwoch wurde es unangenehmer für Schulz: Am Vormittag eröffnete er Chrischa Hannawald in einem Gespräch, dass der frühere Nationalspieler mit sofortiger Wirkung nicht mehr Trainer der Drittliga-Mannschaft sei. „Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt“, sagt Schulz auf Nachfrage dieser Redaktion. „Ich finde die Entscheidung sehr schade, muss sie aber akzeptieren“, sagt Chrischa Hannawald. Er sei zu lange im Handballgeschäft, um „nicht zu wissen, wie es funktioniert.“ Ein Trainer sei das schwächste Glied und fliege bei Misserfolg als Erster, sagt der 48-Jährige.
Schulz: „Brauchen neue Impulse“
Aufsteiger HSC Bad Neustadt steht in der 3. Liga Mitte nach fünf Spieltagen punktlos auf dem letzten Platz. Am Samstag hatten die Rotmilane bei der HSG Bieberau/Modau mit 28:31 verloren, dabei aber die bislang beste Leistung in dieser Saison gezeigt. Dennoch überwog bei den Verantwortlichen der Eindruck der ersten vier Spiele und die da gewonnenen Erkenntnisse: Man traute es Hannawald nicht mehr zu, die Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben. „Das sehe ich nicht so“, hält Hannawald entgegen, das habe die Leistung am Wochenende beim Tabellenführer gezeigt. Dennoch ist sich Dieter Schulz sicher: „Was wir jetzt brauchen, sind neue Impulse.“
Hannawald erfüllte seine Mission
Hannawald hatte den Job in Bad Neustadt im Sommer 2018 übernommen, nachdem der Klub gerade in die Bayernliga abgestiegen war. Seine Mission lautete: den HSC zur Meisterschaft und wieder in die 3. Liga führen. Beides schaffte er. Die Rückkehr in die Drittklassigkeit gelang in der zweiten Runde der Relegation der Oberligameister. Allerdings war in jenen Tagen – der HSC verlor das letzte Ligaspiel in Waldbüttelbrunn und anschließend die beiden Spiele der ersten Relegationsrunde – schon Kritik an der Ausrichtung und den Leistungen der Mannschaft vernehmbar. Mit dem Aufstieg verlängerte sich der Vertrag Hannawalds automatisch um ein weiteres Jahr.
An diesem Donnerstag will der HSC den Mann vorstellen, der Chrischa Hannawald als Trainer nachfolgen wird. Zusammenarbeiten wird der weiterhin mit Co-Trainer Igor Mjanowski, der „in seiner Funktion bleibt“, sagt Dieter Schulz.
Noch ein neues Mannschaftsfoto?
Letzten Freitag erst hatte der HSC ein Mannschaftsfoto mit den neuen Trikots aufnehmen lassen, auf dem Trainer Hannawald lächelnd neben Geschäftsführer Schulz steht. Wird die Aufnahme nun mit dem neuen Trainer wiederholt? Das Foto sei angesichts der aktuellen sportlichen Situation „reine Nebensache“, sagt Dieter Schulz.