Als Kilian Ort vor fast zwei Jahren zum letzten Mal für den TSV Bad Königshofen in der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL) aufschlug, war er gerade in der Form seines Lebens. Er hatte zu dem Zeitpunkt die besten deutschen Spieler der TTBL, Timo Boll, Patrick Franziska oder Benedikt Duda, mindestens ein Mal besiegt. Am Mittwochnachmittag hat der 28-Jährige sein Karriereende erklärt.
Das systematische Training ab dem Kindsalter mit seinem Vater Josef, Verbandstrainer Cornel Borsos und anderen, zum Beispiel Werner Englert aus Schönau, brachte zunehmend Erfolge. Auf nationaler Ebene war er im Schüleralter der beste seines Jahrgangs. Er wurde 2011 Team-Europameister im Schülerbereich und wurde 2014 für die Olympischen Jugendspiele in Nanjing nominiert.

Im Männerbereich gewann er das Bundesranglistenturnier 2017 und wurde im folgenden Jahr deutscher Vizemeister nach der Finalniederlage gegen Timo Boll in Berlin. Er vertrat den Deutschen Tischtennis Bund (DTTB) bei vielen internationalen Turnieren und bestritt ein A-Länderspiel. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Ort in den vergangenen zwei Jahren seinen Mitspielern beim TSV Bad Königshofen nur noch unterstützend und beratend helfen.
"Der Grund dafür ist, dass ich meine Bandscheibenproblematik nicht in den Griff bekommen und bis heute Beschwerden habe", erklärte Ort in einem Gespräch mit dieser Redaktion. "Mein letztes Bundesligaspiel habe ich am 30. April 2023 absolviert", erinnerte er sich. "In Mühlhausen haben wir 3:1 und ich beide Einzel gewonnen. Dann traten massive Rückenschmerzen auf. Ich habe nachher noch einmal ein Spiel bei einem Turnier in Slowenien probiert. Seitdem habe ich fast nicht mehr zum Schläger gegriffen, weil ich im Kraftraum und im Alltag Beschwerden hatte. Ich habe es immer wieder mal versucht und dann eingesehen: Es hat keinen Sinn."

Es folgten zwei Rückenoperationen, die beide keinen Erfolg brachten. Eine Verbesserung habe er weder gleich noch in den Monaten danach gespürt, sodass er von seinem Körper gezwungen worden sei, nun zu verkünden, dass es nicht mehr geht. "Im April letzten Jahres habe ich ein Fernstudium in Sportmanagement angefangen. Damit beschäftige ich mich aktuell." Ob er schon aus dem tiefsten Tal heraus sei oder noch nicht? "Das weiß man eben nicht, wann es ist, wann der noch tiefere Tiefpunkt ist, wie es Rudi Völler einmal zu Waldemar Hartmann gesagt hat."
Natürlich seien es keine einfachen Zeiten gewesen, sagte Ort, "weil man, wenn man so lang Sport macht, sich darüber auch identifiziert. Das Größte kriegen dann auch die nächsten Menschen drumherum mit – und ab. In dem Fall meine Freundin natürlich. Ja, ich habe da schon auch Täler. Wenn ich mir die letzten eineinhalb Jahre angucke, waren sie ein einziges Tal."