Während viele Menschen über Probleme mit der Zeitumstellung klagen, nutzten die beiden Rhön-Grabfelder Ausdauersportler Frank Mauer (45) und Marco Radina (48) den "Lauf gegen die Gesetze der Physik" in München zu einem persönlichen Rekord – und zum Spaß: "Es war halt mal etwas anderes", sagten beide nach dieser besonderen Erfahrung. Eigentlich sollte ja in diesem Jahr schon Schluss sein mit dem Drehen an der Uhr, aber bei der Debatte in der EU-Kommission bewegt sich nichts und so fand am vergangenen Wochenende bereits zum neunten Mal der so genannte Bestzeit-Marathon in München statt.
Startschuss um 0 Uhr im dunklen Riemer Park
Listige Veranstalter fanden nämlich im Laufe der Jahre immer mehr listige Marathonläufer. Irgendwie müssen es auch lustige Zeitgenossen sein, die diesen, von der Startzeit (0 Uhr) her ungewöhnlichen Lauf in ihr Saisonprogramm am letzten Oktober-Wochenende aufgenommen haben. Schließlich bot er ihnen die einmalige Chance, ihre persönliche Marathonbestzeit erheblich zu verbessern. So wie auch dem Ipthäuser Frank Mauer, von Beruf Maschinenbau-Techniker, und dem Saaler Marco Radina, Ausbilder für Metallberufe.
Die Nutzung einer Stirnlampe war bei diesem ungewöhnlichen Lauf verpflichtend, da die Strecke nur zu einem kleinen Teil beleuchtet war. Gelaufen wurde auf einem Rundkurs im Riemer Park. Die Läufer wurden per Einzelstart im Abstand von drei Sekunden auf die 20 Runden umfassende Strecke um den Riemer See geschickt. Eine Runden- und Zeitanzeige für die Läufer und Zuschauer, die auch im Internet abrufbar war, stand zur Verfügung. Der durch Laufbegeisterte veranstaltete Event bildete für Urkunde und Ergebnisliste die Differenz aus der Zielzeit und der Startzeit ab. "Natürlich gibt es bestimmt bessere Laufbedingungen, als am Ende eines Tages, wo man normalerweise im warmen Bett schläft, in die kalte, dunkle Nacht hinein zu laufen", gesteht Frank Mauer. Bei ihm und Marco Radina überwog allerdings der besondere Kick dieser Veranstaltung.
Besondere Vorbereitung? "Eine Stunde Mittagsschlaf im Vorfeld"
Auf die Idee kam Marco Radina, der mit seinem Laufkollegen Stefan Wiener (beide TSV Saal) eine Marathonvorbereitung absolvierte. Wiener finishte bei seinem Marathon-Debüt in München vor drei Wochen in 3:38 Stunden. Radina lief bisher überhaupt erst einen Marathon, aber im Jahre 2021 bereits über 50 Mal als Training einen Halbmarathon. Da Radinas Laufeinheiten ihn selber mutig machten, entschied er sich, auch einmal einen Marathon über 42,195 Kilometer zu laufen und überzeugte auch den Marathon-erfahrenen Frank Mauer, der selbst den New York-Marathon auf seiner To-do-Liste schon abgehakt hat.
Wie bereitet man sich auf so einen Lauf vor? Trainiert man vorher schon einmal nach Mitternacht? "Überhaupt nicht", sagt Mauer, der einst beim TSV Großbardorf und TSV Aubstadt in der Fußball-Landesliga spielte. "Eine Stunde Mittagsschlaf am Nachmittag davor. Marco war so aufgeregt, dass er sich nur etwas ausruhen konnte." Um 19.30 Uhr starteten die beiden gen München, um 22.30 Uhr waren sie da und erledigten die Anmeldeformalitäten. Um 0 Uhr erfolgte der Startschuss. Gemeinsam liefen die Beiden los, ehe sich nach gut 20 Kilometer ihre Wege trennten und der Spezialist Mauer dem Debütanten Radina davon lief. Trotz der kurzen Rundenlänge von 2,11 Kilometern trafen sie sich erst im Ziel wieder.
Ziel erreicht: Mauer und Radina sind vor 3 Uhr im Ziel
Dieses erreichte Mauer um 02:51 Uhr als 20. der Gesamtwertung aller rund 200 Starter, Radina zweieinhalb Minuten später als 23. Beide waren nach dem Lauf mit sich zufrieden, da sie vor drei Uhr im Ziel ankommen wollten und dies auch schafften. Bereits eine halbe Stunde später saßen sie "voller Adrenalin, Endorphine und Stolz" im Auto, um kurz vor Sonnenaufgang das Grabfeld zu erreichen. "Ich war fit und bin durch gefahren, war ja noch viel zu aufgedreht, um müde zu sein", sagte Mauer. Am Sonntag früh um 7 Uhr waren sie dann auch schon wieder daheim. "Ich habe geduscht, was dort nicht möglich war, und legte mich bis halb zwei ein bisschen hin." Dennoch sei es gut gewesen, dass Sonntag war, anschließend Feiertag und dann eine Woche Urlaub folgte , denn "die Muskeln fühlen sich zwei Tage lang schon etwas anders an."