Der bayerische Badmintonverband hatte, seiner Bedeutung im nationalen Ranking der beliebtesten Sportarten entsprechend, erst im Nachgang zu Fußball, Handball, Tischtennis und einigen anderen Sportarten seine Konsequenzen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bekannt gegeben. Eine davon: Zwei Spieltage vor dem geplanten Saisonende wird der Ligen-Spielbetrieb eingestellt und die aktuelle Tabelle zur Bestimmung der Meisterfrage herangezogen. Das bedeutet für den BC Bad Königshofen, dass er nach dem Aufstieg im Vorjahr nun Meister in der Bayernliga Nord ist.
Packendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Zweiten DJK Schwabach
Noch knapper – und wenn man so will glücklicher – hätte diese Entscheidung nach 14 von 16 Spieltagen nicht ausfallen können. Zwischen den Meister und den Zweiten DJK Schwabach passt nämlich kein Federball. Beide liegen Kopf an Kopf mit je 23:5 Punkten (zehn Siegen, drei Unentschieden, einer Niederlage) und 74:38 Spielen (Einzel, Doppel, Mixed). Nur unter Einbeziehung des Quotienten der gewonnenen und verlorenen Sätze hat der BC Bad Königshofen mit 164:97 gegenüber dem der Schwabacher (156:96) die Nasenspitze vorn. Berücksichtigt man zusätzlich, dass beide direkten Begegnungen mit 4:4 keinen Sieger fanden, wäre eine andere Entscheidung ebenfalls als sportlich und fair hinzunehmen gewesen: Wenn man, in Anbetracht der nie da gewesenen aktuellen Ausnahme-Situation nicht einen, sondern zwei Meister ausgerufen hätte. „So wollte ich eigentlich nicht Meister werden“, bekannte vor einigen Tagen selbst BC-Spielertrainer Frank Helmerich.
Allzu bescheiden sollte man aber auch nicht sein. Verdient ist der Titel auf jeden Fall, wenn man ein bisschen in der näheren Geschichte des BC Bad Königshofen blättert. Wie kam es zu dieser positiven Entwicklung beim Verein im Schatten des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen? Wie so oft gibt es auch hier mehrere Väter des Erfolgs. Der Badminton-Club hatte nämlich bereits Ende des letzten Jahrtausends Samen gestreut und Wurzeln geschlagen.
Die Blüte war die Meisterschaft in der Regionalliga Süd-Südost in der Saison 2010/11. Am Aufstieg in die 2. Bundesliga scheiterte man in den zwei Entscheidungsspielen gegen den TV Dillingen (Hinspiel 4:4/Rückspiel 3:5) denkbar knapp. Daraufhin fiel die erste Mannschaft komplett auseinander. Die vier auswärtigen Spielerinnen und Spieler wanderten ab, die zwei Eigengewächse Christopher und Sebastian Ames stiegen durch einen Vereinswechsel zur SG Anspach dennoch in die 2. Bundesliga auf und gaben dort sogar ein Gastspiel in der 1. Bundesliga.
Zweimal in Folge löst sich eine komplette BC-Mannschaft auf
In der darauf folgenden Saison rückte die zweite Mannschaft zur ersten auf und erspielte einen Spitzenplatz in der Bayernliga. Doch erneut gab es ein Waterloo für den BC: Auch diese Mannschaft, durch die Bank aus Einheimischen bestehend, löste sich auf. Fabian Hippold schloss sich dem TV Marktheidenfeld an und spielte dort in der 2. Bundesliga. Die anderen fünf Spielerinnen und Spieler verschlug es studien- und berufsbedingt in andere Städte. Auch Simon Prell spielte höherklassig im Raum Köln. Seine Schwester Sarah legte das Racket ganz aus der Hand. Ein Verlust der zwölf besten Spieler des Vereins innerhalb von zwölf Monaten. Wie konnte, wie würde das weitergehen mit dem so gebeutelten Verein?
Und hier beginnt die Reihe der Väter des Erfolgs. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Kooperation des BC in der Nachwuchsarbeit mit dem Bad Königshöfer Gymnasium. Besonders begünstigt durch zwei Tatsachen: Mehrere dort beschäftigte Lehrer wie die damalige und heutige Vorsitzende Anne Neumann, Hubert Kornbrust, Kalle Schmähling, Reinhold Prell, Günter Fischer oder der heutige Spielertrainer Frank Helmerich sind badmintonaffin, weil selber aktiv oder als Eltern Badminton spielender Kinder. Und der Schulleiter, Oberstudiendirektor Wolfgang Klose, ist total aufgeschlossen für den Sport grundsätzlich. So war seine Schule auch eine der ersten, an denen eine Sportklasse eingerichtet worden ist. Nicht zu vergessen alle weiteren Eltern von Kindern, die den Neuaufbau von nahe Null unterstützten, ihre Kinder zum Mini-Training brachten und Opfer jeder Art brachten – vom Kuchenbacken bis zum Fahrdienst zu Liga- und Turnierspielen.
Der erste Spieler, der bald besonders auf sich aufmerksam machte, war Leander Adam. Er gewann Turniere und Meisterschaften auf immer höherer Ebene und ging mit 13 Jahren den Weg ins Sportgymnasium nach Jena, danach ins DBV-Bundesleistungszentrum Mülheim/Ruhr. Er spielt inzwischen Turniere und Meisterschaften auf internationaler Ebene. Weitere Spielerinnen und Spieler wie z.B. die Geschwister Irene und Thomas Neumann, Josepha Hart, Anton Sarwanidi, die Brüder Marius und Nils Fischer oder Lena Bregulla verzichteten an einem gewissen Punkt auf den weiteren sportlichen Aufstieg, konzentrierten sich stattdessen auf Schule, Studium und Beruf.
Spielerinnen und Spieler nehmen weite Anfahrten in Kauf
Was mehrere von ihnen vereint: Sie haben inzwischen wieder den Weg in die Heimat, zu den sportlichen Wurzeln gefunden. Weil der Verband dem Klub weitestgehend entgegenkommt und zwei Spieltage auf ein Wochenende legt, nehmen sie weite Fahrstrecken z. B. aus Köln (Simon Prell), Karlsruhe (Josepha Hart), Stuttgart (Thomas Neumann), München (Irene Neumann) oder aus Bamberg (Anton Ringel) in Kauf. Nicht immer, aber so abgesprochen, dass zusammen mit den Königshöfern Frank Helmerich, Lena Bregulla, Leonhard Hüllmandel, Tabea Bauer und dem Obereßfelder Andy Ortlauf oder auch den Studenten Julian Holzheimer, Nils und Marius Fischer eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt werden kann.