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Tischtennis: Bundesliga: Timo-Boll-Fan Martin Allegro besiegt für den TSV Bad Königshofen sein Idol, kann sich aber nicht darüber freuen

Tischtennis: Bundesliga

Timo-Boll-Fan Martin Allegro besiegt für den TSV Bad Königshofen sein Idol, kann sich aber nicht darüber freuen

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    Martin Allegro (links) vom TSV Bad Königshofen jubelt zaghaft nach seinem Sieg über Timo Boll von Borussia Düsseldorf. Die Düsseldorfer gewannen trotz dieser Niederlage das in Würzburg ausgetragene Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bad Königshofen mit 3:1.
    Martin Allegro (links) vom TSV Bad Königshofen jubelt zaghaft nach seinem Sieg über Timo Boll von Borussia Düsseldorf. Die Düsseldorfer gewannen trotz dieser Niederlage das in Würzburg ausgetragene Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bad Königshofen mit 3:1. Foto: Frank Scheuring

    Das in der Würzburger tectake Arena ausgetragene Spitzenspiel der Tischtennis-Bundesliga zwischen Borussia Düsseldorf und dem TSV Bad Königshofen hatte am Ende eines außergewöhnlichen Tischtennis-Nachmittags ein gar nicht so außergewöhnliches Ergebnis: Mit 3:1 gewann der deutsche Rekordmeister sein Heimspiel in der Ferne. Und dennoch war es vor rund 2900 Zuschauerinnen und Zuschauern ein riesiges Sport-Spektakel, ein großes Tischtennis-Fest.

    Wer weiß, was für den TSV in diesem Duell möglich gewesen wäre, wenn die verletzten Bastian Steger und Kilian Ort hätten mitspielen können. Aber dann wäre Martin Allegro, bei Bad Königshofen der Mann des Nachmittags neben dem von ihm mit einem Fünf-Satz-Krimi besiegten Timo Boll, im dritten Einzel gar nicht zum Einsatz gekommen.

    Obwohl sich Jin Ueda gegen den Einzel-Europameister von 2022 und aktuellen Weltranglisten-11. Dang Qiu teuer verkaufte, drohte das Bundesliga-Duell für die Zuschauerinnen und Zuschauer eine kurze Angelegenheit zu werden. Denn Ueda spielte großartig, aber verlor (1:3), und Filip Zeljko folgte mit einer klaren Niederlage gegen Anton Källberg (0:3). Und Allegro wurde gegen Boll im dritten Einzel vermutlich auch nicht viel zugetraut.

    Ueda mit spektakulärem Punktgewinn gegen Qiu

    Doch dann wurde es ein fulminanter Sonntagnachmittag mit höchstem Unterhaltungswert und mitunter Weltklasse-Sport. Nicht nur Timo Boll verabschiedete sich in seiner letzten Saison vor dem Karriereende in Würzburg, sondern auch Jin Ueda. Weil der 32-Jährige nach dieser Saison wieder in seine japanische Heimat zurückkehrt.

    Bei seinem ersten und zuletzt letzten Auftritt in der Domstadt zwang er Düsseldorfs Einser Dang Qiu im ersten Einzel zur Herausgabe seines ganzen Könnens. Die Partie war eine taktische Demonstration zweier Protagonisten, die jeden schlagen können und dennoch manchmal verlieren.

    Jin Ueda (vorne) vom TSV Bad Königshofen) und Dang Qiu von Borussia Düsseldorf boten dem Publikum im vierten Satz des ersten Einzels den spektakulärsten Ballwechsel.
    Jin Ueda (vorne) vom TSV Bad Königshofen) und Dang Qiu von Borussia Düsseldorf boten dem Publikum im vierten Satz des ersten Einzels den spektakulärsten Ballwechsel. Foto: Frank Scheuring

    In dieser Partie hatte keiner eine Niederlage verdient. Beide bevorzugten das Kurz-kurz-Spiel. Besonders perfektionierte es Qiu in der heißen Phase jeweils zum Ende des ersten, zweiten und vierten Satzes und brachte sein Team mit 1:0 in Führung. Für den beim spektakulärsten Ballwechsel im vierten Satz gewonnenen Punkt musste Jin Ueda aber einen hohen Tribut zollen. Nach einer Wahnsinnsrallye zum 1:2, die selbst Sitzplatzfans mit stehenden Ovationen belohnten, zog Qiu auf 1:9 davon und machte mit 5:11 cool den Satz zu.

    Auf 2:0 für Düsseldorf erhöhte Anton Källberg, Nummer 18 der Welt, mit einer gnadenlosen Abfuhr für Filip Zeljko, der nur im ersten Satz ernsthaften Widerstand leisten konnte. Gegen den Schweden hatte er allerdings noch nie gewonnen. So weit wie diesmal war er davon allerdings auch nie entfernt. Källberg glänzte mit Weltklasse-Schlägen und bestätigte seinen Trainer Danny Heister bei dessen taktischem Aufstellungspoker. Alles sah bei ihm so einfach aus, sodass selbst die Ping-Pong-Ultras aus dem Grabfeld einmal sprach- und gesanglos waren.

    Würzburg droht ein frühes Ende der Veranstaltung

    Wenn danach eingetroffen wäre, was sich beim Spiel der Tischtennis-Ikone Timo Boll gegen Martin Allegro im ersten Satz angedeutet hatte (2:11), wäre die Veranstaltung früh zu Ende und weniger erinnerungswürdig für das Publikum gewesen.

    Für den Belgier war das freilich eine schwierige Aufgabe, nachdem er in der laufenden Saison nur zwei Einzel-Einsätze gehabt und davon nur einen gewonnen hatte. Nicht nur wegen des überlebensgroßen Gegners, sondern auch wegen des 0:2-Rückstands seiner Mannschaft und dem bei einer Niederlage drohenden, raschen Ende. Was Allegro allerdings daraus machte, hob seine Leistung noch einmal über den vorherigen Sieg in Bremen.

    Freut sich dann doch über seinen zweiten Einzel-Erfolg in dieser Saison: Martin Allegro nach dem Sieg gegen Timo Boll im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Düsseldorf.
    Freut sich dann doch über seinen zweiten Einzel-Erfolg in dieser Saison: Martin Allegro nach dem Sieg gegen Timo Boll im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Düsseldorf. Foto: Frank Scheuring

    Boll hatte im Vorfeld in einer Talkshow davon berichtet, seine Abschiedstour diese Saison sei "eine emotionale Achterbahnfahrt und ein Gefühls-Chaos". Im ersten Satz war davon kaum etwas zu sehen, sondern ausnahmslos Weltklasse-Sport der ehemaligen Nummer eins. Die dann doch ihren Meister fand, da Allegro immer selbstbewusster und frecher aufspielte.

    Beiden machten ihre Partie zu einer ganz denkwürdigen und attraktiven – mit Ballwechseln, die man nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Allegro holte den zweiten und vierten Satz zum 2:2-Ausgleich und schien im entscheidenden fünften bei 2:6 schon weg vom Fenster. Doch er holte zum 8:8 auf, war wieder dran und verwandelte seinen zweiten Matchball zum 12:10. Doch plötzlich stand er hinter dem Tisch und hob die Hände nicht triumphierend, sondern fast entschuldigend.

    Fan Martin Allegro besiegt sein Idol Timo Boll

    "Ich bin schon immer ein Fan von Timo Boll. Dann die Situation mit seinem Abschied und diese 3000 Zuschauer. Ich war in diesen 45 Minuten aber in meiner eigenen Welt. Über meinen Sieg würde ich mich mehr freuen, wenn wir als Team gewonnen hätten. So bin ich jetzt im Moment eher traurig als glücklich", erklärte Allegro später.

    Filip Zeljko (rechts) rehabilitierte sich im Einser-Duell gegen Dang Qiu von Borussia Düsseldorf mit einer deutlichen Leistungssteigerung. Dennoch verlor auch diese Partie mit 0:3.
    Filip Zeljko (rechts) rehabilitierte sich im Einser-Duell gegen Dang Qiu von Borussia Düsseldorf mit einer deutlichen Leistungssteigerung. Dennoch verlor auch diese Partie mit 0:3. Foto: Frank Scheuring

    Anschließend rehabilitierte sich Filip Zeljko im Einser-Duell gegen Dang Qiu, den er schon zweimal besiegen konnte, mit einer deutlichen Leistungssteigerung. Wobei er zwei Gesichter zeigte: Im ersten Satz packte er seine ganze Mentalität, erkämpfte sich dadurch fünf Satzbälle, aber vergab sie, wie sie kamen. Während Qiu den seinen zum 17:15 nutzte und seiner Mannschaft mit zwei weiteren, schnelleren Satzgewinnen den 3:1-Sieg sicherte.

    Tischtennis: Bundesliga, Männer
    Borussia Düsseldorf – TSV Bad Königshofen 3:1
    Ergebnisse, Einzel: Dang Qiu – Jin Ueda 3:1 (11:8, 11:8, 9:11, 11:5), Anton Källberg – Filip Zeljko 3:0 (11:8, 11:3, 11:3), Timo Boll – Martin Allegro 2:3 (11:2, 8:11, 12:10, 9:11, 10:12), Dang Qiu – Filip Zeljko 3:0 (17:15, 11:4, 11:6).

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