Da stand Robin Dieterich nun auf der Bühne im Varieté-Theater in München und nahm den Beifall und die Anerkennung für seine Verdienste um den Fußballsport entgegen. Inmitten von Prominenz wie dem BFV-Präsidenten Rainer Koch und der früheren Bayern-Spielerin Simone Laudehr, Weltmeisterin von 2007. Auf seiner Krawatte stach das schwarz-grüne Vereinsemblem ins Auge und zeigte jedem, für wen das Herz des 30-Jährigen schlägt: SV Herschfeld.
Dieterich wurde mit dem Ehrenamtspreis 2021 des Kreises Rhön im BFV für außergewöhnliches Engagement im und für den Amateurfußball ausgezeichnet - wie weitere 21 Frauen und Männer aus den Fußball-Kreisen in Bayern. Er belegte den fünften Platz. Der wird mit einem Dankeschön-Wochenende im nächsten Jahr belohnt. Zudem erhält Dieterich eine Einladung zum DFB-Club 100, der 2022 anlässlich eines Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft tagt. Und zwei Mini-Tore für den SV Herschfeld gibt's obendrauf.
Den Präsidenten beim Smalltalk nach Herschfeld eingeladen
Für ihn ungewohnt, aber beeindruckt zeigte sich Robin Dieterich vom Ambiente an diesem Ehrenabend. "Wir wurden empfangen, zum Platz geführt, es gab Essen und Trinken. Echt klasse. Meine erste Veranstaltung dieser Art und etwas ganz Anderes, als wenn ich ins Pinocchio zum Feiern geh'", sagt er mit einem Schmunzeln.

Aufgeschlossen ist Robin. Schon auf der Bühne kam er mit Rainer Koch ins Gespräch, lud ihn und Simone Laudehr zum Besuch eines Fußballspiels nach Herschfeld ein. Das bekräftigte Dieterich am Ende der Veranstaltung noch einmal bei einem Smalltalk mit dem Präsidenten ("ein netter Kerl") und beim gemeinsamen Foto zusammen mit der SV-Vorsitzenden Stephanie Philipp-Schirmer. Die Einladung steht, Rainer Koch hat sie sogar schriftlich per Mail erhalten. Bleibt die Frage: Kommt er oder kommt er nicht?
Robin Dieterich lernte als sechsjähriger Bub beim SV Herschfeld das Fußballspielen. Als 15-Jähriger absolvierte er die Schiedsrichterprüfung, fungierte zwei Jahre als Referee ohne selbst Fußball zu spielen. "Dann habe ich den Mannschaftssport doch vermisst", sagt er und griff wieder selbst aktiv ins Geschehen ein. Zunächst drei Jahre als Torwart bei der DJK Salz, ehe es ihn (sein Bruder Sebastian war seinerzeit Vorsitzender des SV Herschfeld) wieder zurück nach Herschfeld zog.

Menschen mit Migrationshintergrund sind ihm ein Herzensanliegen
Das soziale und ehrenamtliche Engagement liegt ihm im Blut. Schon als kleines Kind erlebte er bei seinem schon verstorbenen Onkel Waldemar mit, wie dieser sich stark beim VfB Burglauer engagierte, ebenso bei seinem Vater Helmut, der in der Vorstandschaft des SV tätig war. "Ich glaube, da habe ich mir viel abgeguckt." Robin ist "der Mann für alles" im Verein, erledigt, organisiert und koordiniert so vieles im Hintergrund, ohne dass es die meisten mitbekommen. Und er will auch kein großes Aufheben darum machen.
Ein Herzensanliegen sind ihm die Menschen mit Migrationshintergrund. Er sorgt dafür, dass sie beim SV ein sportliches Zuhause finden. "Er ist der Pate für unsere 15 Migranten von der U 18 über die 1. bis zur 2. Mannschaft", lobt ihn Stephanie Philipp-Schirmer. Zeitintensiv, aber er tut's gerne, sei es beim Besorgen von Trainingsanzügen und Fußballschuhen, beim Organisieren des Fahrdienstes für die Spieler, wenn es um Kleidung für die Migranten geht. Er begleitet sie auch zu Behörden und Arztbesuchen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet sein Einsatz in hohem Maße in der Jugendarbeit.
Von der SV-Familie gut aufgefangen worden
Was ihn motiviert und antreibt, so weiterzumachen? Da wird er ganz privat. Vor zwei Jahren habe er eine berufliche Enttäuschung erlebt, mit der eine persönliche einherging. "Da bin ich von der SV-Familie so gut aufgefangen worden, habe viel Rückendeckung und Unterstützung erfahren und bin deshalb nun wieder da, wo ich jetzt bin." Ihm sei wichtig, dass "sich jeder, der zum Training oder Spiel kommt, wohlfühlt. Auch wenn es sportlich derzeit nicht so läuft, wird der Erfolg irgendwann von allein kommen", glaubt Dieterich.
Dass die Wahl auf Robin Dieterich fiel, erfüllt Stephanie Philipp-Schirmer mit Freude. "Robin ist ein Wahnsinns-Teamplayer", lobt sie das Engagement des Fußball-Torwarts und Abteilungsleiters auf und außerhalb des Rasenrechtecks, wo er sich mit Herzblut für ein solidarisches und funktionierendes Miteinander einsetzt. "Er ist nicht zu leistungsorientiert", sagt Philipp-Schirmer, der Breitensport stehe bei ihm an erster Stelle. Seine Prämisse sei: "Eine Mannschaft gewinnt und verliert zusammen. Der Zusammenhalt im Team ist sehr wichtig."
Ein sehr offener und strukturierter Mensch
Sie schätzt den Geehrten als "sehr offenen und strukturierten Menschen". Da sie vom Fußball wenig Ahnung habe, bekomme sie von ihm stets Unterstützung. "Robin sei Dank", sagt sie. Auch wenn der SV Herschfeld - der einzige Verein in der Kreisstadt Bad Neustadt mit einer eigenständigen 1. Fußball-Mannschaft - "nur" in der A-Klasse spielt, ist sein Rahmenprogramm aller Ehren wert. Sogar "Bundesliga-reif" dahingehend, dass bei Heimspielen der SV-Nachwuchs in seine Trikots schlüpfte und als Einlaufkinder die "Großen" auf den Sportplatz begleitete. "Das waren Emotionen pur. Die Kinder sprechen noch heute davon."
Selbst der Schiedsrichter und die Gastmannschaft seien beeindruckt gewesen. Weitere Angebote (Hüpfburg, aber auch kulinarische Genüsse) verfolgen das Ziel: "Wir wollen die ganze Familie - Vater, Mutter und Kinder - bei uns auf dem Sportgelände haben", so die Vorsitzende, die sich sehr darüber freute, dass sie Robin Dieterich nach München begleiten durfte.
Die Auszeichnung ist für das gesamte Team
Und der gibt das Kompliment zurück: "Es war mir ein Bedürfnis, dass Stephanie meine Begleitung war. Was sie für den Verein trotz Drei-Schicht-Betrieb, drei Kindern und Haus leistet, ist bewundernswert. Sie steht immer voll und ganz hinter meinen Entscheidungen, auch wenn sie vielleicht im Unterbewusstsein manchmal nicht zu 100 Prozent damit einverstanden ist."
Und es ist ihm wichtig, herauszustellen, dass die Auszeichnung "nicht nur an mich, sondern an mein ganzes Team, das hinter mir steht und mich unterstützt, geht." Dazu gehört auch der Ehrenamtsbeauftragte des SV, Bernd Gibfried, "der sich sehr dafür eingesetzt und die 'Bewerbung' verfasst hat, die die Voraussetzung bildete, dass Robin Dieterich diesen begehrten Ehrenamtspreis überhaupt erst gewinnen konnte", betont Philipp-Schirmer.