Dass Rentner viel zu tun und keine Zeit haben: kommt drauf an, ist relativ. Manche haben auch viel Zeit und zu wenig zu tun. Wie Bernd Knahn aus Breitensee, eigentlich ein Ur-Bad-Königshöfer, geht es wenigen. Knahn kümmert sich seit knapp acht Jahren um das Marketing beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen.
"Das begann, als es beim TSV mit dem Tischtennis professionelle Züge annahm. Da hatte ich mein Sportgeschäft noch, war beim Cityring (Anmerkung der Redaktion: Werbegemeinschaft Bad Königshöfer Geschäftsleute) aktiv und hatte ein Gespräch mit Andy Albert. Und das Gefühl, man könne, ja müsse sogar die Marke TSV Bad Königshofen regional und noch mehr überregional bekannt machen."
Zu viel wird Bernd Knahn eigentlich nie etwas
Zu viel wird Bernd Knahn eigentlich nie etwas. Altersmäßig gehört er zwar schon zu den sogenannten Vulnerablen, zu den beim Impfen Priorisierten. Verletzungen hatte er in seiner langen Fußballer- und Trainer-Karriere nur ein Mal ernsthaft. Ansonsten ist er rein körperlich und geistig priorisiert, fit wie ein Turnschuh, wenn man ihn sieht oder mit ihm spricht: beim Reiten auf dem Pferd oder als Trainer einer Fußballmannschaft. Mit Bewegungen, die an einen Mittdreißiger erinnern.
In dieser Fußball-Saison hat er den Fußball-Kreisligisten TSV-DJK Wülfershausen übernommen, war schon vorher als Co-Trainer von Rudolf Koob eingestiegen, um in der Relegation den Klassenerhalt zu schaffen. Öfter mal was Neues. Präsident vom Lionsclub war er auch, hilft inzwischen als sogenannter Past-Präsident überall mit, wo sein Knowhow gefragt ist.
In der zweiten französischen Liga spielte Bernd Knahn für AJ Auxerre Fußball
Bernd Knahn hat nach dem Abitur Sport und Französisch studiert. Seine Trainerjobs kann der Multitasker nicht alle auf Anhieb aufzählen. Seine Stationen als aktiver Fußballer schon eher. Beim TSV Bad Königshofen ist er sportlich aufgewachsen. Höherklassige Stationen waren AJ Auxerre in der zweiten französischen Liga, der FC 05 Schweinfurt, der FC Haßfurt oder die Würzburger Kickers. Tennis hat er beim TC Rot-Weiß Bad Königshofen gespielt und, als er auch ein Sportgeschäft in Meiningen hatte, im dortigen Tennisclub Grün-Gold. Tischtennis spielte er nie bzw. fast nie.

Als der Begründer des ersten Bad Königshöfer Tischtenniswunders, "Holdi" Schäfer, ihn "so mit 14, 15 oder 16 Jahren ansprach und mich zum Tischtennis holen wollte, machte er mit mir einen Termin aus im alten Turnerheim. Da hat er mir Bälle zugespielt und bestätigt, dass ich ein Riesen-Talent hätte und er dafür sorgen werde, dass ich vorankomme. Das hat mich schon beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Ich schlief eine Nacht drüber und sagte: Nein, ich bleibe beim Fußball. Das war mein einziger Kontakt zum Tischtennis".
Andy Albert überzeugte Bernd Knahn vom Einstieg beim TSV Bad Königshofen
Bis ihn Andy Albert, der Manager der Bundesliga-Mannschaft, ansprach, als Zuschauer eines Heimspiels. "Da war von PR die Rede, von seinen Visionen und davon, Tischtennis etwas besser darzustellen. Das hat mich sehr beeindruckt und überzeugt, dass da was zu bewegen ist, und ich habe zugesagt. Es war am Anfang der vier Jahre zweite Liga."
Seinen Titel Marketingleiter mag Bernd Knahn überhaupt nicht: "Ich kümmere mich schon um die Vermarktung und die Außendarstellung." Er habe sich um Partner in ganz Unterfranken bemüht, um Geschäftsleute, die die Spieltags-Plakate acht Tage lang vor den Heimspielen in ihrem in der Regel Einzelhandelsbetrieb aufhängen.
Produkt von Knahns Kreativität ist mehr oder weniger auch der in seiner Art in der Bundesliga TTBL erste und einzigartige Talk unmittelbar nach Spielende in der Shakehands-Arena, der noch live im Internetfernsehen übertragen wird. Er erfand ihn nicht nur, er moderiert ihn auch regelmäßig. "Uns war klar, dass wir über die Region Rhön-Grabfeld hinaus zumindest ganz Unterfranken bewerben müssen. Coburg und Bamberg werden auf jeden Fall dazu kommen. Wenn das auch nur punktuell ist, es wird gelesen, wahrgenommen und weiter erzählt."
Und weil all diese Beschäftigungen den Rentner Bernd Knahn noch nicht wirklich auslasten, hat er eine Leidenschaft aus seiner Jugend, die zuletzt etwas in den Hintergrund treten musste, etwas intensiver wieder angefangen, das Trompete-Spielen: "Ich bin da übrigens auch in der Königshöfer Türmergilde dabei."