Über Jahre hinweg waren Werner Feder und Mike Seidler die Gesichter des SV Rödelmaier. Zehn Jahre hatte Feder die Fußballer seines Heimatvereins trainiert und war in dieser Zeit zweimal in die Bezirksliga aufgestiegen. Immer eng an seiner Seite war Teammanager Mike Seidler, der bei Feders Abschied aus Rödelmaier vor gut einem Jahr noch gesagt hatte: "Werner wäre niemals entlassen worden und hätte bei uns auch einen Rentenvertrag bekommen."
Zwölf Monate Pause gönnte sich Feder, ehe er im Sommer den Trainerjob beim Kreisliga-Aufsteiger TSV Steinach übernahm. Der gastierte am Sonntag nun in Rödelmaier – allerdings ohne seinen Trainer, der aktuell auf Rhodos im Urlaub ist. Kurioserweise ausgerechnet zusammen mit Seidler.
Keine bewusste Flucht vor der emotionalen Rückkehr
"Wir verbringen schon seit zehn Jahren die Urlaube zusammen mit unseren Familien in Griechenland", sagen Feder und Seidler am Tag nach dem Spiel am Telefon. Eine bewusste "Flucht" vor der emotionalen Rückkehr nach Rödelmaier sei der Urlaub nicht gewesen, sagt Feder. "Den Urlaub haben wir schon 2023 gebucht. Da war weder abzusehen, dass ich wieder als Trainer arbeiten würde, noch dass Steinach und Rödelmaier zusammen in der Kreisliga an den Start gehen."
Nachdem Ende Mai der Abstieg des SV Rödelmaier aus der Bezirksliga feststand, hatte Feder jedoch schon eine Vorahnung, dass dieses für ihn so besondere Spiel während des geplanten Urlaubes stattfinden könnte. "Letztlich bin ich auch gar nicht böse, dass ich nicht dabei war. Für mich wäre das schon eine sehr komische Situation gewesen, in Rödelmaier in die Gäste-Kabine zu gehen", gesteht Feder.
Werner Feder und Mike Seidler fiebern zusammen am Handy mit
Doch auch wenn die beiden Freunde am Sonntag gut 3000 Kilometer vom Spielgeschehen in Rödelmaier entfernt waren, ließen sie sich stets auf dem Laufenden halten. Während Feder zunächst noch etwas schnorchelte, ließ es Seidler auf der Luftmatratze gemütlicher angehen. Pünktlich zum Anpfiff hingen die beiden dann jedoch am Handy. "Jeder hatte seinen eigenen Informanten und da gab es schon unterschiedliche Sichtweisen zum Spiel", lachen beide. "Am Ende zählt aber nur das Ergebnis und da hatte Rödelmaier nun einmal die Nase vorne", ergänzt Feder.
Lange hatte es nach einem Unentschieden ausgesehen, was Seidler und Feder auch am liebsten gewesen wäre. Doch in der Schlussphase erzielte Christoph Petri doch noch den 2:1-Siegtreffer für den SV Rödelmaier. "Ich habe im Vorfeld sogar ein 1:1 getippt, doch wenn man oben in der Tabelle steht, gewinnt man auch solche Spiele", sagt Seidler. Die Urlaubsstimmung ließ sich Feder trotz der Niederlage allerdings nicht vermiesen.

Direkt nach Spielende ging es als Ausgleich mit den Familien zum Gala-Dinner. "Das machen wir immer einmal pro Urlaub und da war Fußball dann auch überhaupt kein Thema mehr." Emotional wird es dann erst wieder zum Rückspiel Ende März in Steinach. Dann könnten Feder und Seidler, die nur einen Steinwurf voneinander entfernt in Rödelmaier wohnen, theoretisch zusammen zum Spiel fahren. "Vielleicht sind wir dann aber ja auch zufällig im Skiurlaub", scherzen die beiden und verabschieden sich zunächst einmal zu einer Bootstour im Mittelmeer.