Die drei Ringer muslimischen Glaubens, die einer Kampfleiterin kürzlich den Handschlag und den Körperkontakt zur Kontrolle der Fingernägel sowie auf Öl verweigerten, werden vom Hessischen Ringer-Verband (HRV) für ein halbes Jahr gesperrt. Dies gab der Verband am Mittwochmorgen auf seiner Webseite bekannt.
Die tschetschenischen Ringer Iunadi und Nazhavdi Bisultanov sowie der Bulgare Sunay Hamidov traten am letzten Kampftag der hessischen Verbandsliga im Dezember für den bereits feststehenden Meister RWG Hanau/Erlensee im Kampf beim AC Bavaria Goldbach (Landkreis Aschaffenburg) an. Der Kampf wurde geleitet von Bundesliga-Referee Ramona Scherer, die als stellvertretende Verbandsvorsitzende am Kampfende die RWG für den Meistertitel ehren sollte. "Aus religiösen Gründen" – als Zeichen des Respekts gegenüber der Kampfleiterin, ihrem Partner sowie den eigenen Partnerinnen – verweigerten die Ringer den Körperkontakt mit der Unparteiischen und wurden deshalb mit der Gelb-Roten Karte disqualifiziert. Der Kampf wurde mit 32:0 für Goldbach gewertet.
Verbandsschädigendes Verhalten
Der Rechtsausschuss des HRV entschied, die drei Ringer wegen "verbandsschädigenden Verhaltens" für ein halbes Jahr bis 31. Juli 2019 zu sperren. Damit dürfen sie nicht an Einzelwettkämpfen wie der Hessischen Meisterschaft teilnehmen. Zur Mannschaftssaison im Herbst sind sie wieder startberechtigt.
Die Urteilsbegründung bezieht sich auch auf den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der sagte, „dass es keine zwingende theologische Begründung dafür gibt, den Handschlag zu verweigern“.
Die in der Ringer-Wettkampfgemeinschaft verbundenen Vereine AC Hanau und RC Erlensee werden freigesprochen. In der Urteilsbegründung heißt es: „Die Vereinsführung der RWG Hanau/Erlensee war vom Verhalten der Sportler überrascht und enttäuscht." In beiden Vereinen werde "mit einem erheblichen ehrenamtlichen Aufwand erfolgreiche Integrationsarbeit geleistet".