Dominik Schmitt bereut es rückblickend, dass er als Jugendlicher nicht alles dem Fußball untergeordnet habe. Während seine Kollegen bei der SpVgg Greuther Fürth zum Training gingen, ging der defensive Mittelfeldakteur aus Frankenwinheim lieber in den Urlaub.
Heute ist der 28-Jährige als Spielertrainer beim Bezirksligisten FC Gerolzhofen aktiv, den er trotz seiner Unerfahrenheit auf diesem Gebiet rasch in die Erfolgsspur brachte. Im Steilpass-Interview erzählt Schmitt von seiner verpassten Chance im Profi-Fußball, warum er wegen seiner Weisheitszähne Trainer geworden ist und wie er es nach einem Junggesellenabschied mal nicht rechtzeitig zu einem Spiel geschafft hat.
Wer hat Sie angespielt?
Dominik Schmitt: Fabian Röder war mein Teamkollege beim FC Sand, wo er als Einheimischer bis heute spielt. Damals waren wir beide noch ziemlich jung. Dadurch hatten wir direkt einen Zugang zueinander. Er war immer für einen Spaß zu haben. Auch wenn ich seit fünf Jahren aus Sand weg bin, ist unser Kontakt nie abgerissen. Fabians Einsatz für den Verein, auch neben dem Platz, ist vorbildlich.

Wie war Ihr Laufweg?
Schmitt: Meine Jugendvereine waren der SV Frankenwinheim, FC Gerolzhofen, FC 05 Schweinfurt und die SpVgg Greuther Fürth. Der Höhepunkt war eine Saison in der U-17-Bundesliga mit Platz vier. Im Anschluss ging ich zurück nach Schweinfurt, wo ich nach der Jugend in der zweiten Mannschaft gespielt habe und mit dem Regionalliga-Kader trainieren durfte. Es folgten Bayernliga-Jahre beim FC Sand und TSV Abtswind. Seit 2020 bin ich wieder in Gerolzhofen, erst als spielender Co-Trainer, jetzt als Spielertrainer. Dabei sind wir Kreisliga-Meister geworden und aufgestiegen.

Sie waren als Jugendlicher in einem Bundesliga-Leistungszentrum. Woran hat es gelegen, dass Sie nicht den Sprung in den Profi-Fußball geschafft haben?
Schmitt: Ich hatte viel Potenzial, aber ich habe nicht gelebt wie ein künftiger Profi. Ich habe in der Jugend auf nichts verzichtet und den Fußball schleifen lassen. Abgesehen von den Trainingseinheiten mit der Mannschaft habe ich nicht viel dafür gemacht. Dass die richtige Ernährung einen großen Einfluss auf das Leistungsvermögen hat, war mir damals nicht bewusst. Am Wochenende bin ich vor Spielen gelegentlich mit Freunden ausgegangen. Ich war in der Saisonvorbereitung im Urlaub, während die anderen trainiert haben. Spaßeshalber habe ich immer gesagt: Bundesliga oder Bierkönig. Man sieht, wo ich gelandet bin.
Bereuen Sie das?
Schmitt: Mittlerweile schon. Rückblickend hätte ich am liebsten alles auf Fußball gesetzt, um zu wissen, wo es in meiner Laufbahn hingegangen wäre. Damals kam das nicht infrage. Der Verein hatte große Hoffnungen in mich gesetzt. Meinen Eltern war es wichtig, dass ich den sicheren Weg mit einer Berufsausbildung gehe. Die Arbeit von morgens bis nachmittags und anschließend die Fahrten nach Fürth – die Belastung ist mir zu viel geworden.
"Ich war nicht der verbissene Typ, der sein Leben komplett auf den Fußball ausgerichtet hat."
Dominik Schmitt
Hätte es dann nicht in Schweinfurt für die Regionalliga reichen müssen?
Schmitt: Auch das ist ein riesiger Aufwand. Ich war nicht der verbissene Typ, der sein Leben komplett auf den Fußball ausgerichtet hat, um bei anderen Dingen zurückzustecken. Ich habe mich für den leichteren Weg entschieden, statt die großen Herausforderungen anzunehmen. Außerdem bin ich mit dem damaligen Trainer nicht so richtig warmgeworden. Er hatte kein Interesse, junge Spieler zu entwickeln und zu integrieren. Nach seinen Sprüchen, die er über mich losgelassen hatte, war mir die Lust auf sein Training vergangen.
War Ihr Wechsel aus der Bayernliga in die Kreisliga mit nur 24 Jahren der nächste Schritt, um es noch entspannter anzugehen?
Schmitt: Nicht, dass hier der falsche Eindruck entsteht, ich hätte den Fußball nie geliebt. Mein Körper hat zu dieser Zeit den Belastungen nicht mehr standgehalten. So kam es zur Entscheidung, Trainer zu werden. Ich hatte jahrelang Probleme mit den Fersen und Achillessehnen. Ich habe oft mit Schmerztabletten gespielt und war immer wieder bei Ärzten. Keiner wusste, was der Grund ist. Da war ich auch mental sehr weit unten. Selbst Operationen haben nichts gebracht, bis ein Physiotherapeut sich sicher war, dass die Weisheitszähne der Auslöser seien. Seit die gezogen wurden, hat sich mein Leben extrem gewandelt, auch durch eine Ernährungsumstellung und Yoga. Ich habe keine Schmerzen mehr an den Fersen. Mein ganzer Körper hat wieder mehr Energie.
Sie sind mit 26 Jahren jung Trainer geworden. Hatten Sie Bedenken, wie Sie die Herausforderung bewältigen können?
Schmitt: Ich war von meiner Herangehensweise überzeugt und habe mir keinen Druck gemacht, weil meine Vorgänger es auch nicht geschafft hatten, mit Gerolzhofen in die Bezirksliga aufzusteigen. Das war fünf Jahre lang das erklärte Ziel des Vereins. Dann haben sie mich Jungspund rangelassen. Am Anfang kamen Sprüche von der Tribüne, was ich in meinem Alter den Spielern beibringen wolle. Doch ich war angriffslustig und habe mich nicht beirren lassen. Ich wusste, dass in der Mannschaft viel Potenzial steckt. Das zeigt unsere aktuelle Entwicklung.

Das war alles?
Schmitt: Ich habe mich akribisch vorbereitet, wie ich die Tätigkeit angehen will, und parallel dazu mit meiner B-Lizenz begonnen. Ich habe viel in den Kursunterlagen gelesen und gefühlt jedes Spiel im Fernsehen geschaut, um die taktischen Dinge nachzuvollziehen. Ich bin ja erst durch meine Verletzungen auf die Idee gekommen, Trainer zu werden. Deswegen habe ich mich erinnert, wie meine Trainer waren, und überlegt, wie ich als Trainer sein will. Ich war sehr gespannt auf den Umgang mit der Mannschaft, weil viele Spieler älter sind als ich. Dass ich aus der Bayernliga kam, war eine größere Hilfe, als wenn ich selbst nur in der Kreisliga gekickt hätte. Dadurch verschafft man sich automatisch Respekt.
"So verrückt wie früher, als ich dreimal im Jahr am Ballermann war, bin ich heute nicht mehr."
Dominik Schmitt
Würden Sie heute noch ein Spiel sausen lassen, wenn man Ihnen ein Flugticket nach Mallorca schenkt?
Schmitt: Malle ist zweifellos mein Lieblingsreiseziel, egal ob mit meiner Frau, mit der Mannschaft oder mit Kumpels. So verrückt wie früher, als ich dreimal im Jahr am Ballermann war, bin ich heute nicht mehr. Das einzige Spiel, das ich als Trainer übrigens unfreiwillig verpasst habe, war nach einem Junggesellenabschied in Belgrad. Der Rückflug war überbucht, sodass ich nicht rechtzeitig zurückgekommen bin. Das hat mich geärgert.
Inzwischen lässt sich auch ortsunabhängig Fußball spielen – als E-Sports am Computer oder auf der Konsole. Können Sie sich dafür begeistern?
Schmitt: Früher schon. Mit 13 Jahren habe ich mit dem Zocken begonnen. Mir ging es darum, mich mit Freunden zu verabreden. Das war nie ein Hobby, um nur zu Hause zu sitzen. Während des Corona-Lockdowns habe ich für den TSV Abtswind an einem regionalen Turnier teilgenommen. Ich bin aber schon immer lieber nach draußen auf den Fußballplatz gegangen. Ich hoffe, dass das die Jugendlichen genauso sehen, damit die Vereine im echten Spiel genügend Nachwuchs haben.
Was macht die Karriere neben der Karriere?
Schmitt: Ich stehe beruflich quasi unter Strom. Ich bin gelernter Industriekaufmann und in der Buchhaltung bei einem regionalen Energieversorger in Lülsfeld beschäftigt.
Wen spielen Sie an?
Schmitt: Ich gebe den Ball ab zu Martin Halbig. Er war mein Trainer in der U23 des FC 05 Schweinfurt und hat großen Wert auf die Stimmung in der Mannschaft gelegt. Durch seine lockere Art hatten es die jungen Spieler leicht, sich zu integrieren. Als wir am Saisonende alle nach Malle geflogen sind, war er auch dabei. Ich bin gespannt, was er über mich zu erzählen hat. Er war bis Sommer Trainer des FC Fuchsstadt. Ob er aus seinem "Ruhestand" zurückkehrt und noch mal eine Mannschaft übernimmt?