Wollen und Können – passt nicht immer zusammen. Passt aber, wenn man FC Sand heißt. Offenbar. Denn Trainer Bernd Eigner hatte es angekündigt: „Wir machen mit, um das zu gewinnen.“ Ein Mann, ein Wort: Auch wenn ein paar Wackler dabei waren, der Bayernligist ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat letztlich souverän in der Kitzinger Sickergrundhalle die Futsal-Bezirksmeisterschaft gewonnen. Das 3:0 im Endspiel gegen Landesligist ASV Rimpar war eine Demonstration: So wird die neue Form des Hallenfußballs gespielt. Und deswegen ist Bezirksspielleiter Bernd Reitstetter auch überzeugt, dass „sein“ Vertreter am nächsten Samstag in Hallbergmoos bei der Bayerischen auch was reißen kann: „Sand wird weit kommen, das Halbfinale sollte drin sein.“
Nun, davon wollte Eigner, der mit dem SV Memmelsdorf schon mal den Sprung ins Landesfinale geschafft hatte, am Samstag kurz vor Mitternacht noch nichts wissen. „Wir fahren da hin, um die Atmosphäre zu genießen.“ Warum so vorsichtig diesmal? „Die Konkurrenz dort ist von hoher Qualität. Und wir hatten heute auch ein paar Mal Glück.“ Stimmt. Sowohl im Viertelfinale gegen den sensationell starken A-Klassisten TSV Mainbernheim als auch im Halbfinale gegen Landesligist und Titelverteidiger SV Euerbach/Kützberg musste ein Sechsmeterschießen fürs Weiterkommen herhalten. „Im Finale waren wir aber richtig stark“, lobte Eigner den konzentrierten Auftritt, den Dinis Ribeiro, Sven Wieczorek und Marc Fischer in Tore ummünzten.
Da blieb dem in der Runde für die zweite Mannschaft zuständigen ASV-Trainer Andreas Ordnung nur Anerkennung: „Sand ging schnell in Führung und hat dann einfach die Qualität, so etwas runter zu spielen.“ Kein Grund zur Trauer für die Rimparer. „Ohne Ziele“, so Ordnung, angereist, als Gruppenzweiter weitergekommen, räumte der mit einer gemischten Auswahl angetretene Landesligist in den Entscheidungsspielen erst den TV Wasserlos (2:0), dann den TSV Münnerstadt (3:0, alle drei Tore Jens Hüfner) derart lässig aus dem Weg, dass plötzlich Titelträume wach wurden. „Wenn der Gegner aber FC Sand heißt, muss man Realist bleiben“, war Ordnung dann auch genau dieser.
Vielleicht wäre das Endspiel etwas spannender ausgefallen, hätte nicht bereits im Halbfinale die Begegnung FC Sand gegen SV Euerbach/Kützberg geheißen. „Das war das vorweg genommene Endspiel“, kartete SV-Hallencoach Oliver Kröner das hauchdünne Aus nach. Im Sechsmeterschießen unterlag seine Mannschaft mit 6:7, nachdem sie zuvor dem späteren Turniersieger mit 3:3 einen tollen Schlagabtausch geliefert hatte. Im besten Spiel des Abends lag der Landesligist durch Treffer von Thomas Heinisch (2) und Wladimir Slintchenko 31 Sekunden vor Schluss gar mit 3:2 vorn, ehe der siebenfache Torschütze Sven Wieczorek einen Sechsmeter zum Ausgleich verwandelte. „Wir wollten das Ding hier gewinnen“, korrigierte Kröner im Nachhinein die Zielsetzung seines Sportleiters Stephan Brunner und ließ Verärgerung durchblicken. „Auch wenn es mit Nachhaltigkeit betrachtet vielleicht besser ist, dass die Hallensaison vorbei ist für uns, und wir uns auf den Landesliga-Abstiegskampf konzentrieren können. Dass es nur zu Platz vier reichte, weil der TSV Münnerstadt das Sechsmeterschießen um Platz drei gewann, war ihm dann auch schon egal.
Nicht so TSV-Spielertrainer Adrian Gahn. Der feixte: „Wir sind hier mit sieben Spielern und zwei Herren in den Dreißigern angetreten, da ist es schon eine coole Sache, auf dem Treppchen zu stehen.“ Seine Jungs hatten sich nach dem Auftakt-0:2 gegen Sand kontinuierlich gesteigert, im Viertelfinale gab es dann mit dem 2:0 gegen den Kreis-Rhön-Kontrahenten SV Burgwallbach die Revanche für das in eigener Halle verlorene Kreisfinale – eine Genugtuung, die das 0:3 im Halbfinale gegen Rimpar verschmerzen ließ.
Stolz wie Oskar durfte der Außenseiter schlechthin sein: der TSV Mainbernheim. Der A-Klassen-Spitzenreiter, der schon beim Würzburger Kreisfinale als Zweiter für Furore gesorgt hatte, brachte das Kunststück fertig, alle drei Gruppenspiele mit einem Remis zu absolvieren. Als einer der zwei besten Dritten gelang der Sprung ins Viertelfinale, dumm nur, dass wie in der Vorrunde (2:2) Topfavorit Sand der Gegner war. Doch erneut trumpfte der „Zwerg“ auf, stellte dem „Riesen“ fast ein Bein. „Ein Weltklasse-Ergebnis für meine Mannschaft“, freute sich Trainer Kabil Jabiri trotz der 3:4-Niederlage im Sechsmeterschießen, das nötig war, nachdem der TSV 32 Sekunden vor Ende zum 1:1 ausgeglichen hatte. „Gegen Sand kann man schon mal verlieren“, schmunzelte Jabiri, der mit seinen Jungs den Winter über Hallenfußball trainiert hatte. „Hoffentlich können wir den positiven Flow rüber in die Liga nehmen.“
Einen solchen „Flow“ durften sich die Kitzinger Kreis-Kollegen von der FG Marktbreit-Martinsheim nicht abholen. Der Bezirksliga-West-Zweite dürfte sich mehr vorgestellt haben, als mit Ach und Krach als Dritter weiter zu kommen. Und dann setzte es ausgerechnet nach der bis dato besten Leistung mit 1:2 im Viertelfinale eine Niederlage gegen Euerbach/Kützberg – eine Niederlage, die Spielertrainer Joachim Hupp auf die Palme brachte.
Er fühlte sich vom Schiedsrichter verschaukelt, als ein zu schnell ausgeführtes Einrollen zurück gepfiffen wurde und im Gegenzug der Landesligist den Siegtreffer markierte: „Ich dachte immer Futsal soll schnell gehen, dann so ein Pfiff. Und dann stehen die da draußen auch noch und grinsen.“ Dass der Gegner verdient gewonnen habe, wollte Hupp nicht bestreiten: „Wir haben nur zweimal im Winter Futsal gespielt. Das Ziel war Viertelfinale, das haben wir erreicht. Also alles o.k.“
Das hätten sie beim TSV Kirchaich sicher auch gerne gesagt. Doch der Kreisklassist, der als Vierter des Schweinfurter Kreisentscheids gerade so den Sprung nach Kitzingen gepackt hatte, verlor in der Vorrunde nach starkem Auftakt (2:1 gegen Marktbreit-Martinsheim) etwas die Konzentration. „In der Defensivbewegung zu schlecht und offensiv die Züge nicht konsequent zu Ende gespielt“, beschrieb Spielertrainer Harald Kaiser das 0:4 gegen den TV Wasserlos, der diese Fehler mit Kontern eiskalt bestraft hatte. Der Außenseiter hatte klammheimlich aufs Viertelfinale gehofft, es aber in der ausgeglichenen Gruppe B aufgrund des schlechteren direkten Vergleich der drei Mannschaften mit je drei Punkten untereinander verpasst. „Dennoch war's eine super Erfahrung“, war Kaiser nicht sauer.
Derweil durfte Reitstetter ein positives Fazit ziehen: „500 Zuschauer sind eine tolle Kulisse gewesen. Das ist auch ein Beleg dafür, dass der Modus ankommt.“ Dass nach der Vorrunde nur vier von zwölf Mannschaften ausscheiden, mag gewöhnungsbedürftig sein. Aber: Dass die letzten zweieinhalb Stunden K.o.-Entscheidungen liefern, ist nach dem Geschmack der Fans. Die lautstarkste Gruppe stellte der TSV Mainbernheim – wenn der A-Klassist zauberte, dann war was los. Einen neuen Fan hat der Klub auch gewonnen, den Sander Trainer Bernd Eigner: „Mainbernheim war neben Euerbach heute unser stärkster Gegner. Das sind technisch starke Fußballer.“ So was hört doch jeder Trainer gern.
Futsal-Bezirksmeisterschaft in Kitzingen: Ergebnisse und Tabellen
Gruppe A Bayern Kitzingen – Mainbernheim 0:0 TSV Münnerstadt – FC Sand 0:2 Bayern Kitzingen – TSV Münnerstadt 0:2 FC Sand – TSV Mainbernheim 2:2 TSV Mainbernheim – Münnerstadt 1:1 FC Sand – Bayern Kitzingen 4:1 Tabelle: 1. FC Sand 3 8:3 7 2. TSV Münnerstadt 3 3:3 4 3. TSV Mainbernheim 3 3:3 3 4. FVgg Bayern Kitzingen 3 1:6 1 Gruppe B Euerbach/Kützberg – TV Wasserlos 4:1 FG Marktbreit/M. – TSV Kirchaich 1:2 Euerbach/Kützberg – Marktbreit/M. 2:1 TSV Kirchaich – TV Wasserlos 0:4 TV Wasserlos – FG Marktbreit/M. 2:3 TSV Kirchaich – Euerbach/Kützberg 0:2 Tabelle: 1. SV Euerbach/Kützberg 3 8:2 9 2. TV Wasserlos 3 7:7 3 3. FG Marktbreit/Martinsheim 3 5:6 3 4. TSV Kirchaich 3 2:7 3
Gruppe C FC Geesdorf – TSV Amorbach 2:1 SV Burgwallbach – ASV Rimpar 2:1 FC Geesdorf – SV Burgwallbach 0:1 ASV Rimpar – TSV Amorbach 2:1 TSV Amorbach – SV Burgwallbach 1:2 ASV Rimpar – FC Geesdorf 3:2 Tabelle:
1. SV Burgwallbach 3 5:2 9 2. ASV Rimpar 3 6:5 6 3. FC Geesdorf 3 4:5 3 4. TSV Amorbach 3 3:6 0 Viertelfinale FC Sand – TSV Mainbernheim 4:3 n. S Euerbach/Kützberg – Marktbreit/M. 2:1 SV Burgwallbach – TSV Münnerstadt 0:2 TV Wasserlos – ASV Rimpar 0:2
Halbfinale FC Sand – Euerbach/Kützberg 7:6 n.S. TSV Münnerstadt – ASV Rimpar 0:3 Sechsmeterschießen um Platz 3 Euerbach/Kützberg – Münnerstadt 3:4 Finale FC Sand – ASV Rimpar 3:0