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Steilpass: Christoph Schmidts Kaffeefahrten mit dem FC Schweinfurt 05: "Adam Jabiri würde mich auf dem Bierdeckel ausspielen"

Steilpass

Christoph Schmidts Kaffeefahrten mit dem FC Schweinfurt 05: "Adam Jabiri würde mich auf dem Bierdeckel ausspielen"

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    Christoph Schmidt (Mitte, hier im Trikot des FC Fuchsstadt) ist inzwischen zu seinem Heimatverein nach Hammelburg zurückgekehrt.
    Christoph Schmidt (Mitte, hier im Trikot des FC Fuchsstadt) ist inzwischen zu seinem Heimatverein nach Hammelburg zurückgekehrt. Foto: Ralf Naumann

    Die Fußball-Zwillinge Christoph und Steffen Schmidt aus Hammelburg haben am 24. Oktober ihren 30. Geburtstag. Da kommt das Steilpass-Interview mit dem sechs Minuten jüngeren Christoph gerade recht, um auf Erlebnisse zurückzublicken und über Ambitionen in diesem Alter zu sprechen – und darüber, wie es ist, einen Doppelgänger zu haben.

    Wer hat Sie angespielt?

    Christoph Schmidt: Martin Halbig war mein Trainer in Schweinfurt und Fuchsstadt. Er hat mich als Spieler geprägt und vorangebracht. Ich mag seine Art von Fußball, weil er einer der alten Schule ist und auf Tugenden wie Laufen und Kämpfen setzt. Wir hatten kein normales Trainer-Spieler-Verhältnis. Trotz des Altersunterschieds von 30 Jahren hat sich eine Freundschaft entwickelt. Ich vermute, dass er nach einer Pause von zwei Jahren mit Anfang 60 wieder irgendwo als Trainer auftaucht.

    Wie war Ihr Laufweg?

    Schmidt: Ich spiele heute wieder dort, wo es angefangen hat – beim FC Hammelburg. Dazwischen lagen 15 Jahre mit den Stationen FC Schweinfurt 05, TSV Aubstadt, SV Euerbach/Kützberg und FC Fuchsstadt. Meine längste Zeit hatte ich mit acht Saisons in Schweinfurt. Die Regionalliga mit Aubstadt war meine höchste Spielklasse. Hauptsächlich habe ich im Sturm und im offensiven Mittelfeld gespielt. Alternativ bin ich als linker Außenverteidiger aufgelaufen.

    Beim FC 05 haben Sie doch auch in der Regionalliga gespielt.

    Schmidt: Zwei Minuten im Grünwalder Stadion gegen Bayern München II. Für mehr hat es in der ersten Mannschaft nicht gereicht. Ich durfte mit Leuten wie Joe Bechmann und Adam Jabiri trainieren. Das hat sich für einen 20-Jährigen gut angefühlt. Es ging letztlich darum, die U 23-Regel zu erfüllen. Dafür brauchte es junge Spieler, die den Kader ergänzen. Ich bin im Mannschaftsbus durch Bayern gegondelt und wusste, dass ich nicht spielen werde. Das war wie eine Kaffeefahrt und hätte ich mir schenken können.

    Sie waren Kapitän der zweiten Mannschaft und haben in einer Landesliga-Saison 22 Tore erzielt.

    Schmidt: Der Unterschied zur Regionalliga war riesig. Dafür hatte ich mit Anfang 20 nicht das Niveau. Damals habe ich das anders gesehen und nicht verstanden, warum mich der Trainer nicht eine Viertelstunde vor Schluss einwechselt, wenn wir 3:0 führen. An einem wie Adam Jabiri gab es kein Vorbeikommen. Nach seinem Karriereende mit 40 Jahren spielt er mich wohl immer noch auf dem Bierdeckel aus.

    Anders als heute hatte der FC 05 seinen Kader kaum mit Spielern aus der Region bestückt.

    Schmidt: Ja, schade. Wir hatten viele talentierte Fußballer mit Entwicklungspotenzial. Darauf lag aber nicht das Augenmerk des Vereins. Von der guten Jugendarbeit in Schweinfurt hat Aubstadt profitiert, indem viele Spieler dorthin gewechselt sind und zum Aufstieg beigetragen haben. Was mit Identifikationsfiguren wie Michael Dellinger, Martin Thomann und Kevin Fery in Schweinfurt möglich ist, sieht man nun am sportlichen Erfolg und an den guten Zuschauerzahlen.

    Christoph Schmidt (hier noch im Fuchsstädter Trikot) fiebert nicht mehr mit seinen Ex-Vereinen 1. FC Schweinfurt 05 und TSV Aubstadt mit.
    Christoph Schmidt (hier noch im Fuchsstädter Trikot) fiebert nicht mehr mit seinen Ex-Vereinen 1. FC Schweinfurt 05 und TSV Aubstadt mit. Foto: Hans Will

    Ist Ihnen diese Verbundenheit verloren gegangen?

    Schmidt: Mein Herzensverein ist der FC Hammelburg. Seit ich denken kann, schaue ich dort zu. Die Zeit in Schweinfurt und Aubstadt möchte ich trotzdem nicht missen. Es waren die Menschen, die es unvergesslich gemacht haben, der Zusammenhalt, die Kameradschaft. Das hätte jeder andere Verein sein können. Als solcher interessiert mich der FC 05 heute überhaupt nicht mehr, weil die Leute von damals alle weg sind. Auch in Aubstadt fiebere ich nicht mehr so mit.

    Also war der Wechsel zurück nach Hammelburg nur eine Frage der Zeit?

    Schmidt: Genau. Es ist der Heimatverein, in dem mein zwei Jahre älterer Bruder Dennis Spielertrainer ist. Ich habe keine Lust mehr auf höherklassigen Fußball. Seit meinem 16. Lebensjahr war ich dreimal in der Woche beim Training und habe alles dem Spielplan untergeordnet. Das reicht. Jetzt kann ich zwei Wochen in der Saisonvorbereitung fehlen, weil ich im Urlaub bin. Nachdem Martin Halbig seinen Ausstand angekündigt hatte, fiel der Entschluss leichter, Fuchsstadt zu verlassen.

    Hammelburg hat vor dieser Saison Sie und Ihren Zwillingsbruder Steffen bekommen. Zwei gestandene Spieler tun der Mannschaft gut.

    Schmidt: Wir spielen in der Kreisklasse als Aufsteiger eine beachtliche Rolle und stehen nach der Hinrunde auf dem zweiten Tabellenplatz. Seit einigen Wochen geht es bergauf. Wir beide leisten unseren Beitrag. Zwei Spieler, die zuvor in der Landesliga waren, sind allein aber nicht der Grund für die Leistungssteigerung im Team. Und bloß weil wir jetzt da sind, kommt der Verein nicht auf die Idee, in die Kreisliga zu wollen. Wenn wir am Saisonende im Mittelfeld landen, haben wir eine gute Saison gespielt.

    Wie füllen Sie Ihre Aufgabe aus?

    Schmidt: Ich rede viel auf dem Platz, gebe Kommandos und bin ein impulsiver Spieler. Ich merke, dass die Schiedsrichter in der Kreisklasse schneller die Gelbe Karte zeigen als in höheren Ligen, wenn ich etwas sage. In zwölf Saisonspielen bin ich achtmal verwarnt worden, meistens wegen Meckerns. Das liegt wohl auch daran, dass ich nicht der Spielführer bin, sodass mir die neue Kapitänsregel zum Verhängnis wird. In den letzten Jahren bin ich immer auf rund 15 Gelbe Karten pro Saison gekommen. Das hängt mit meiner lauten Art zusammen und weniger mit Fouls.

    "Beim Übersteiger würde ich mir den Fuß brechen."

    Christoph Schmidt, Fußballer

    Welche Rolle hat bei den Vereinswechseln Ihr Zwillingsbruder gespielt?

    Schmidt: Ich will nicht sagen, dass es uns nur im Doppelpack gab, aber es war mir sehr wichtig, mit ihm zusammenzuspielen. Wir haben schon immer alles gemeinsam gemacht und verstehen uns blind. Steffen, der sechs Minuten vor mir geboren wurde, ist mein bester Freund und stets präsent in meinem Leben. Er war bei denselben Vereinen wie ich, zum Teil aber zeitlich versetzt. Nur drei Jahre unserer gesamten Laufbahn waren wir getrennt. Seit 2021 läuft es bei uns wieder parallel.

    Wer von Ihnen beiden ist der Talentiertere gewesen? Wer musste mehr für den Erfolg tun als der andere?

    Schmidt: Mit Talent waren wir beide nicht gesegnet. Der Ehrgeiz hat uns so weit gebracht. Wir hatten unser Leben nach dem Fußball ausgerichtet. Wir waren immer beim Training und fleißiger als die anderen. Wir haben uns gegenseitig zu Höchstleistungen getrieben, weil der eine besser sein wollte als der andere. Techniker sind wir trotzdem nicht. Beim Übersteiger würde ich mir den Fuß brechen.

    Führen eineiige Zwillinge auf dem Fußballplatz zu Irrungen und Wirrungen?

    Schmidt: Es ist nie etwas Kurioses vorgefallen. Das beste Unterscheidungsmerkmal sind die Rückennummern. Für Spieler, Trainer und Schiedsrichter sind wir sonst Doppelgänger. Außerhalb des Platzes lassen sich die Verwechslungen nicht vermeiden, weil wir denselben Kleidungsstil haben, die gleiche Frisur und den gleichen Bart tragen.

    Sie werden dieser Tage 30. Macht sich das Alter bemerkbar?

    Schmidt: Ich bin längst nicht mehr so frisch wie mit 18. Nach dem Spiel tut mir alles weh. Das ging vor ein, zwei Jahren los. Die Beine sind schneller schwer, der Muskelkater ist schlimmer, ein Foul schmerzt stärker. Früher habe ich gelacht, wenn Ältere das gesagt haben. Die Realität hat mich eingeholt.

    Was macht die Karriere neben der Karriere?

    Schmidt: Nach der Ausbildung zum Industriemechaniker habe ich ein Studium zum Wirtschaftsingenieur abgeschlossen. Seitdem arbeite ich in Bad Kissingen bei einem Fertighaus-Hersteller. Nebenbei kümmere ich mich bei meinem Zwillingsbruder, der als selbstständiger Elektriker tätig ist, um die Büroarbeit.

    Wen spielen Sie an?

    Schmidt: Patrick Helfrich ist ein langjähriger Weggefährte, der bei mehreren Vereinen mein Teamkollege war. Gleichzeitig waren wir in der Schule Sitznachbarn und haben zusammen in Schweinfurt studiert. Mittlerweile spielt er wieder in seinem Heimatverein FV Niederwerrn/Oberwerrn.

    Das Interview-Format "Steilpass"In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.cam

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