Wenn sie in diesen Tagen auf der Tribüne sitzt und nach unten aufs Parkett blickt, dann packt Corinna Mergner die Sehnsucht. „Am liebsten“, sagt die 26-Jährige, „würde ich mich umziehen und selbst gegen den Ball spielen. Beim Zuschauen packt mich die Lust.“ Doch das Trikot trägt sie derzeit nur noch sporadisch, die Spielberechtigung liegt zwar beim Landesligisten FSV Unterkotzau – doch seit ein paar Wochen bleibt keine Zeit für die liebste Freizeitbeschäftigung. Der Fußball aber kommt deshalb noch längst nicht zu kurz – ganz im Gegenteil. „Ich habe schließlich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt die studierte Diplom-Soziologin, die neuerdings die unterfränkische Geschäftsstelle des BFV in der Würzburger Textorstraße leitet.
Die Liaison mit dem Kunstleder hat früh begonnen: „Ich war schon im Kinderwagen auf dem Fußballplatz. Mein Vater war Jahre lang bei uns im Verein Juniorenleiter und Betreuer, heute ist er Hauptkassier.“ Seine Tochter hat den Fußball zum Beruf gemacht. „Stimmt nicht ganz“, meint die ursprünglich aus dem oberfränkischen Hof stammende Mergner, „denn in diesem Beruf bekommst du es nicht nur mit den tollen Seiten des Fußballs zu tun. Die Buchhaltung gehört zum Beispiel auch dazu. Es dreht sich also fast alles um Fußball.“
Vor allem die ersten Wochen der Einarbeitung haben wenig Zeit für Freund („Wir führen eben eine Wochenend-Beziehung“) und Freizeit („Ich wohne zwar in Würzburg, allzu viel habe ich von dieser schönen Stadt aber noch nicht gesehen“) gelassen, doch das wird schon werden, ist sich die 26-Jährige sicher: „Ich glaube, dass wir die Chance haben, als Verband durch mich einen anderen Eindruck auf die Vereine zu machen. Jetzt ist hier eine Frau am Werk, 35 Jahre zuvor war es ein Mann. Ich will damit nicht sagen, dass es besser wird, aber ganz bestimmt anders.“
Auch der Spielleiter war skeptisch
Das bestätigt auch Bezirksspielleiter Christof Hille, der zunächst skeptisch war: „Eine Frau – und dann auch noch aus Oberfranken. Ich muss zugeben, dass ich auch etwas gestutzt habe. Doch die Bedenken waren völlig überflüssig. Sie hat sich bestens eingearbeitet und macht die Sache im Sinne der Vereine bestens.“ Hille und der Bezirksvorsitzende Rolf Eppelein sind gerade in diesen Tagen die Tür-Öffner für Mergner, die here Ziele hegt: „Ich muss die Leute erst noch alle kennen lernen – und die Leute mich.“ Und deswegen wird Mergner nach und nach auch die Veranstaltungen im Bezirk besuchen und den Vereinsvertretern so die Möglichkeiten, sie kennen zu lernen. Und vielleicht findet Mergner dann auch das, was zuletzt nicht möglich war: „Mittelfristig will ich mir einen Verein in Unterfranken suchen und auch wieder Fußball spielen.“