Lila ist in der christlichen Liturgie die Farbe der Stille und Besinnung, Umkehr und Buße. Und ganz sicher ist sie nicht die Farbe der Grünen. Genau genommen der Grün-Weißen. Denn nach zwei wettbewerbsübergreifenden Niederlagen gegen Bamberg setzte es für den FC Schweinfurt 05 nun auch die zweite in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen den ebenso violetten TSV Schwaben Augsburg. Mit 0:2 (0:1) musste sich der Tabellenführer dem Aufsteiger beugen. Ja, die Farbe des Fastens, der Entbehrung ist Lila ebenso.
Es mangelte dem Spiel des Spitzenreiters, der freilich sechs bis neun Zähler Vorsprung auf die Verfolgerschar wahrt, tatsächlich an einigem: Wille, Energie, Ideen zum Beispiel. Wie das aussehen hätte können, sah die Schweinfurter Mannschaft bei den Gästen. Denen FC-05-Trainer Victor Kleinhenz attestierte: "Der Gegner war messerscharf und hat Maßstäbe in Sachen Intensität gesetzt. Das war eine sehr gallige Mannschaft, die uns in der Zweikampfführung den Schneid abgekauft hat." Und weil dies quer durch alle Positionen der Fall war, war der Augsburger Sieg auch absolut verdient.

Dass sich die unmittelbaren Folgen in Grenzen hielten, weil die Würzburger Kickers in der Schlussphase noch den 1:1-Ausgleich in Vilzing einstecken mussten und der unterfränkische Rivale somit lediglich einen Zähler wettmachen durfte, war angesichts der trotz reichlich Ballbesitz erschreckend schwachen Leistung nur ein schwacher Trost für die Nullfünfer. "Nach so einer Vorstellung brauchen wir nicht auf andere Fußballplätze schauen."
Formkrise deutet sich bei einigen Leistungsträgern an
Kleinhenz bemängelt fehlende Kontinuität. Schimpfen auf hohem Niveau angesichts zuvor zwei Siegen und einem Unentschieden in den drei bisherigen Partien 2025. Er meinte damit weniger die erste Heimniederlage der laufenden Runde, nicht die individuellen Fehler in der Defensive und nicht die katastrophale Verwertung der wenigen guten Chancen. Er meinte eine schleichende Entwicklung, die erst im Moment einer Pleite sichtbar wird: "Einige wichtige Spieler laufen ihrer Form hinterher. Und es ist nicht so, dass sich die anderen im Training aufdrängen würden."
Es scheint, als sei im Moment die Leichtigkeit ein wenig dahin, mitunter kaschiert von einer tüchtigen und wohlgemerkt erarbeiteten Portion Spiel- und Spieltagsglück. Auch gegen Augsburg hätten zwei Minuten Vieles weichzeichnen können. In der 26. Minute verpassten binnen weniger Sekunden Martin Thomann, Luca Trslic und (aus drei Metern) Lucas Zeller die 1:0-Führung, in der 85. Minute erst Zeller, dann Michael Dellinger den Anschlusstreffer. Die größere Effizienz lag bei den Augsburgern, die durch den Ex-05er Lukas Ramser (39.) und Achitpol Keereerom (72.) zwei ihrer präzisen Umschaltmomente eiskalt nutzten.

"Ich könnte vor Stolz platzen", feixte Schwaben-Spielertrainer Matthias Ostrzolek hinterher. Nachdem er mit seinen Spielern lauthals singend einen Ringelreihen getanzt hatte. Ein bisschen Schadenfreude könnte da mit im Spiel gewesen sein, beide Vereine kämpfen demnächst ja noch um drei Punkte vor dem Oberlandesgericht Nürnberg, weil die Augsburger bei ihrem 4:3-Hinspielsieg gegen die U23-Regel verstoßen hatten. Der 34-jährige Ex-Bundesliga-Profi (FC Augsburg, Hamburger SV) gab den Nullfünfern aber auch mit auf den Weg: "Ich bin überzeugt, dass ihr es schafft."
Ein Köln-Trikot von Zweitliga-Profi Damion Downs
Aufbauarbeit leisteten auch die Fans: "Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen" war der Tenor einer intensiven Ansprache via Megaphon. Für einen Moment huschte später im ViP-Zelt sogar noch ein Hoffnungsschimmer durch die Reihen. Diskutiert wurde ein möglicher Wechselfehler des TSV. Dabei ging es um drei Zeitfenster für die maximal fünf Wechsel. Der DFB sieht die für die ersten drei Ligen vor, die Landesverbände tun dies nicht. "Mannschaftsintern war das kein Thema", so Kleinhenz, dessen Konzentration dem Freitagspiel bei Wacker Burghausen gilt.

Über ein Geschenk durften sich die Schweinfurter am Ende doch noch freuen: Zweiliga-Profi Damion Downs, der in der Jugend mal für den FC 05 gespielt hatte, schaute vorbei und überreichte, stellvertretend für das Team, Dellinger ein signiertes Trikot. Der 20-Jährige ist mit neun Treffern bester Torschütze des 1. FC Köln, muss allerdings aktuell wegen eines Handgelenkbruchs pausieren.
Fußball: Regionalliga Bayern
FC Schweinfurt 05 - TSV Schwaben Augsburg 0:2 (0:1)
Schweinfurt: Schneller - Langhans, Trslic, Meißner, Zeller - Fery, Angleberger (80. Böhnlein) - Müller, Schmitt (46. Endres), Thomann (66. Piwernetz) - Tranziska (46. Dellinger).
Augsburg: Reil - Ramser, Krug, Ostrzolek, Ruisinger - Greisel - Diowo (67. Gail), Heiß (53. Fackler-Stamm), Keereerom (89. Della Schiava) - Radoki (80. Havolli), Greppmeir (57. Gerlspeck).
Schiedsrichter: Leonhard Burghartswieser (TSV Bodenmais). Zuschauende: 1774. Tore: 0:1 Lukas Ramser (39.), 0:2 Achitpol Keereerom (72.).