Da war in den letzten Wochen der eine oder andere doch schon etwas verdutzt, wenn er ein Spiel des TSV Ettleben in der Fußball-Bezirksliga Ost besuchte. Denn wenn, wie immer kurz vor dem Anpfiff, die Aufstellung der Mannschaft von Trainer Stefan Riegler verlesen wurde, ertönte mit Marcel Faulhaber zwar ein sehr bekannter Name aus den Lautsprechern. Doch schon bei seiner Rückennummer dürfte so mancher stutzig geworden sein. Denn statt mit der 19 läuft der 31-Jährige seit diesem Jahr mit der Eins auf dem Rücken auf. Und spielt dementsprechend nicht, wie man es jahrelang gewohnt war, in der Ettlebener Offensive, sondern versucht, statt Tore zu schießen, sie zu verhindern: als Torhüter seines TSV.
Der Hintergrund dieses eher seltenen Positionswechsels ist durchaus ungewöhnlich, denn alle etatmäßigen Torhüter der Ettlebener stehen seit Wochen nicht zur Verfügung. Gleichzeitig ist der Einsatz zwischen den Pfosten für Faulhaber das Ende einer langen Leidenszeit. "Im September 2023 habe ich mir beim Spiel in Münnerstadt die Achillessehne gerissen." Die Folge war eine Pause bis zum Sommer des folgenden Jahres. "Dann kam aber gleich der nächste Schlag ins Gesicht, weil ich eine Herzmuskelentzündung bekommen habe." Auch die ist mittlerweile gut überstanden. "Jetzt geht eswieder langsam los."
Riegler: "Eigentlich brauche ich ihn im Feld"
Heißt: erst einmal zwischen den Pfosten. "Er ist normalerweise der Kopf der Mannschaft. Aber nach der Verletzung und der Entzündung musst du erstmal langsam machen. Wir haben schon immer gewusst, dass er auch ein geiler Keeper ist", sagt sein Trainer Stefan Riegler, der seinen Offensivspezialisten also in den bisher vier Spielen nach der Winterpause als Keeper aufstellte. "Aber eigentlich brauche ich ihn natürlich im Feld."

Dort will Faulhaber auch schnellstmöglich wieder hin, mitten rein ins Getümmel. Da, wo er ein Spiel 90 Minuten lang beeinflussen kann. "Ich bin auf jeden Fall lieber Feldspieler. Da kannst du besser mitwirken. Im Tor musst du bei den drei, vier Aktionen, die du vielleicht hast, eben da sein. Und wenn du es bei einer nicht bist, stehst du am Ende als Buhmann da. Aber du kannst natürlich auch schnell zum Helden werden, wenn du etwa einen Elfmeter hältst." Buhmann oder Elfmeterheld war Faulhaber bisher nicht, am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen Eltmann aber spielte er immerhin erstmals in der Liga zu Null.
Seit 2012 in Ettleben so manche Geschichte geschrieben
Für Faulhaber ist das Spiel zwischen den Pfosten übrigens keine neue Erfahrung. Schon in der Jugend, damals beim FC Schweinfurt 05, spielte der gebürtige Schweinfurter zeitweise zwischen den Pfosten. Auch damals hatten sich die Keeper verletzt, Faulhaber war eingesprungen. "Zudem habe ich ja einen jüngeren Bruder, und da musste man sich schon früher als Kinder im Garten oder so zu helfen wissen. Einer musste halt ins Tor, der andere konnte schießen." Mit Bruder Manuel kickt er noch heute gemeinsam. Allerdings nicht mehr im Garten, sondern auf den Bezirksligaplätzen der Region.
Seit 2012 trägt Marcel Faulhaber, der in Waigolshausen aufgewachsen ist, das Ettlebener Trikot, hat sich mit dem TSV von der A-Klasse bis in die siebthöchste nationale Liga hochgearbeitet. Und für seinen Verein, der heuer seinen 105. Geburtstag feiert, hat er schon so manche kleine Fußballgeschichte geschrieben. 2018 etwa gewann Ettleben die Relegationspartie um den Aufstieg in die Kreisliga gegen die Sportfreunde aus Unterhohenried nach einem 0:5-Rückstand noch mit 6:5. Den entscheidenden Treffer erzielte? Marcel Faulhaber. In seiner bisher letzten Saison ohne Zwangspause durch Verletzungen traf er 2022/23 satte 17 Mal. Und war damit einer der erfolgreichsten Torschützen der Liga.
Trainer: "Er ist der Unterschiedsspieler"
Auch deshalb soll Faulhaber, der seine Freizeit gern mit sportlichen Aktivitäten, der Familie oder seiner französischen Bulldogge "Mila" verbringt, so schnell wie möglich wieder vom Tor ins Feld zurückkehren. Deshalb überlegen die Ettlebener sogar, ihren Ex-Keeper Kilian Brätz, dessen Pass nach wie vor beim Verein liegt, noch einmal zurück zwischen die TSV-Pfosten holen. "Im Moment ist eines unserer Probleme, dass wir zu wenig nach vorne kreieren und zu wenig Tore schießen", sagt Faulhaber.
Auch deshalb sehnen sie in Ettleben Faulhabers Rückkehr in die TSV-Offensive herbei. "Für die Zukunft hätte ich natürlich schon gerne einen fitten Keeper im Tor und Marcel draußen im Feld", sagt Trainer Riegler. "Er ist einfach wichtig für die Mannschaft. Er ist der Unterschiedsspieler."