Rudi Altig, Fritz Neuser und Hennes Junkermann zählten einst zu Deutschlands erfolgreichsten Radsportlern. Sie und weitere ehemalige Sportler kommen heute gerne nach Dittelbrunn, um mit dem elffachen deutschen Meister Günther Ziegler dessen 80. Geburtstag zu feiern. Für den Jubilar, der als Jugendfahrer, Amateur und Profi 18 Jahre erfolgreich im Sattel saß, ist der Radsport bis heute die „wichtigste Nebensache der Welt“ geblieben.
Bis vor zwei Jahren war der Altmeister noch täglich in seinem Fahrradladen anzutreffen. „Die Werkstatt war mein zweites Wohnzimmer“, so Ziegler wehmütig, nachdem er sein Geschäft aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Für die jungen Radsportler der Region blieb er bis heute das Idol. Schweinfurt war immer eine Hochburg des Radrennsports und Dittelbrunn seine Keimzelle. Hier eiferten alle Ludwig Geyer nach, dem Dittelbrunner, der 1934 die Tour de Suisse gewann und bei der Tour de France 1933 Zwölfter und 1934 Siebter war. So auch Günther Ziegler, der sich mit 14 Jahren seine erste Rennmaschine aus alten Teilen baute. Seinen ersten großen Sieg erkämpfte sich Ziegler 1949 in Nürnberg-Herpersdorf. Als 16-Jähriger gewann er die Deutsche Straßenmeisterschaft der A-Jugend. Auch nach seinem Wechsel in die Amateurklasse zählte der 18-Jährige sofort zur deutschen Spitzenklasse: Mit dem Team des RV 89 Schweinfurt gewann er von 1952 bis 1956 fünfmal die deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer. Obwohl Ziegler als Straßenfahrer von Sieg zu Sieg eilte, entdeckte er ab 1955 seine Liebe zum Bahnrennsport. 1956 gewann er in Köln die deutsche Sprintermeisterschaft der Amateure und mit seinem damals schärfsten Rivalen Fritz Neuser (Herpersdorf) die Zweier-Mannschafts-Meisterschaft. 1956 wurden Ziegler/Neuser für die Olympischen Spiele in Melbourne nominiert. Leider endete das olympische Tandem-Turnier für die beiden statt mit einer Medaille mit der größten Enttäuschung ihrer Karriere: Im Hoffnungslauf wurden sie vom russischen Tandem gerammt, der Sturz zerstörte den Medaillen-Traum. Von 1957 bis zum Ende seiner Profi-Karriere 1964 bestritt Ziegler 42 Sechstagerennen mit verschiedenen Partnern. Auch nach dem Ende seiner Karriere blieb Ziegler dem RV 89 eng verbunden. Als Trainer, der noch flott im Sattel saß, gab er seine Erfahrung weiter. Missen möchte er keines seiner vielen Radsportjahre: „Es war eine großartige Zeit“, resümiert der Altmeister, der nie vergisst seine Ehefrau Elfriede lobend zu erwähnen: „Ohne sie und ein intaktes Familienleben wäre meine lange Radsport-Karreire nicht möglich gewesen.“ Eines bedauerte Ziegler allerdings: „Für meinen Sport wurde ich 30 Jahre zu früh geboren. Zu meiner Zeit konnte man auch als deutscher Spitzenprofi keine Reichtümer sammeln“. Ob heute als Jugendlicher erneut in den Rennsattel steigen würde? „Selbstverständlich, der Radsport ist eine der schönsten Sportarten. Ich hoffe allerdings, dass man das leidige Doping-Problem in den Griff bekommt.“