Schaut man derzeit auf den Tennisplätzen der Region vorbei, trifft man glückliche, aber auch demütige Menschen. "Wir sind momentan etwas die Insel der Glückseligen", sagt Christian Gräb, Leiter der Tennisabteilung der TG Schweinfurt, am Rande des Spieltags der TG-Frauen gegen den TC Hammelburg in der mittlerweile angelaufenen Überbrückungsrunde.
Während die meisten Breitensportarten, bedingt durch die Corona-Pandemie, nur schleppend wieder in die Gänge kommen, herrscht auf den Tennisplätzen bereits seit Mai wieder reger Betrieb. Durch die Einführung der Runde wurde nun auch ein adäquates Format gefunden, um den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. "Die Damenmannschaft ist unser ganzer Stolz", bemerkt Gräb, während die TG-Spielerinnen sich mit ihren Konkurrentinnen aus Hammelburg enge Matches liefern. Es wird um jeden Punkt gekämpft. Das ist nicht ganz selbstverständlich, denn in der Überbrückungsrunde wird es keine Auf- und Absteiger geben.
Die Akteure sammeln Punkte für ihre Wertung
Die Mannschaftsleistungen werden im Grunde ohne Wertung bleiben. Die Spieler hingegen können wie gewohnt Punkte für ihre Einzelwertung sammeln. Für die Meister könnte sich zumindest noch ein Hintertürchen öffnen. Das stellte der Bayerische Tennis-Verband vorsichtig in Aussicht. Ansonsten gibt es noch einige Erleichterungen für die teilnehmenden Vereine, wie das Aussetzen des Bußgeldkatalogs und die vereinfachte Möglichkeit von Spielverlegungen. "Die Entscheidung, dass es weitergeht, war wichtig", findet Gräb: "Der Wettbewerbsgedanke ist da. Es geht richtig zur Sache auf dem Platz." Neun Teams, darunter fünf Jugendmannschaften, stellt die Turngemeinde in dieser Tennissaison – gut sechs weniger als üblich. Damit ist aber auch Trainer Johannes Lipsius sehr zufrieden.
"Der Wettbewerbsgedanke ist da. Es geht richtig zur Sache auf dem Platz."
TG-Abteilungsleiter Christian Gräb über die Saison in der Pandemie
"Es wird alles etwas entspannter gehandhabt. Rein organisatorisch läuft die Saison aber auch nicht wirklich anders als sonst ab", erklärt er. Die Umstellung beim Tennis beschränkt sich hauptsächlich auf die Einhaltung von Hygienestandards. Das Vereinsheim auf dem TG-Tennisplatz sollen nur Angehörige der Heimmannschaft betreten, um im Fall der Fälle Infektionsketten besser verfolgen zu können. Auch die Verpflegung für die Spieler wurde etwas reduziert. Lipsius hat statt dem Tennisschläger nun oft eine Flasche mit Desinfektionsspray in der Hand, mit der unter anderem die Spielerbänke regelmäßig gereinigt werden. "Wir achten darauf, Kontakte zu vermeiden und Abstände einzuhalten, um dabei zu helfen, das Virus einzudämmen", führt der Coach aus.
Zulauf nach dem Re-Start
Dabei hat der Tennis gegenüber den meisten anderen Sportarten einen deutlichen Vorteil. Mehr als vier Spieler stehen sowieso nie auf dem Spielfeld. In die Quere kommen sich die Akteure allenfalls punktuell beim Doppel. Kein Wunder, dass der quasi nahezu krisenfeste Sport in den vergangenen Wochen einen spürbaren Zulauf vermelden konnte. Das merkt man auch bei der TG: Die Anzahl der Gastspieler, die die Tennisanlage des Klubs nutzen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Mit Freude beobachtet Lipsius auch das Treiben der Kinder und Jugendlichen.
"Die Auflagen musste ich meinen Kids höchstens ein, zwei Mal erklären - dann hatten sie das verinnerlicht". Auch was die Leistungen der Jüngsten betrifft, ist der Trainer nach der achtwöchigen Zwangspause fast erstaunt: "Eigentlich verlernen Kinder Dinge relativ schnell." Das Gegenteil trat ein: "Die haben mindestens so gut gespielt wie vor der Pause. Man merkt den Kids einfach die große Lust an, sich zu bewegen und zu spielen. Durch Tennis bekommen sie, denke ich, auch wieder etwas Normalität zurück." Selbiges war auch beim Kräftemessen der TGlerinnen zu beobachten. Zwar ging das Duell gegen die Hammelburgerinnen mit 1:8 verloren, aber auch Niederlagen gehören nun einmal zur Normalität.
Punkt für Schweinfurt: Paula Kanzler.